Sonn­tags­ge­dan­ken: Ausgepowert

Symbolbild Religion

Aus dem hei­li­gen Evan­ge­li­um nach Markus

In jener Zeit ver­sam­mel­ten sich die Apo­stel, die Jesus aus­ge­sandt hat­te, wie­der bei ihm und berich­te­ten ihm alles, was sie getan und gelehrt hat­ten. Da sag­te er zu ihnen: Kommt mit an einen ein­sa­men Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fan­den nicht ein­mal Zeit zum Essen, so zahl­reich waren die Leu­te, die kamen und gin­gen. Sie fuh­ren also mit dem Boot in eine ein­sa­me Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfah­ren und vie­le erfuh­ren davon; sie lie­fen zu Fuß aus allen Städ­ten dort­hin und kamen noch vor ihnen an. Als er aus­stieg, sah er die vie­len Men­schen und hat­te Mit­leid mit ihnen; denn sie waren wie Scha­fe, die kei­nen Hir­ten haben. Und er lehr­te sie lange.

„Zu einem Mönch, der in einem ein­sa­men Klo­ster leb­te, kamen Leu­te und frag­ten ihn: „Wel­chen Sinn siehst du in dei­nem Leben in die­ser Stil­le und Ein­sam­keit?“ Der Mönch war gera­de dabei, im Klo­ster­hof mit einem Eimer Was­ser aus dem Brun­nen zu holen. Er sag­te zu den Besu­chern: „Schaut in den Brun­nen hin­ein. Was seht ihr da?“ Sie schau­ten in die Tie­fe: „Wir sehen gar nichts.“ Nach einer Wei­le for­der­te der Mönch die Besu­cher noch ein­mal auf, in den Brun­nen zu blicken. Als sich die Leu­te über den Brun­nen­rand beug­ten, frag­te er sie: „Was seht ihr jetzt?“ Sie ant­wor­te­ten: „Nun sehen wir uns selbst!“ Da sag­te der Mönch: „Als ich vor­hin Was­ser geschöpft habe, war das Was­ser noch unru­hig. Jetzt ist es ruhig gewor­den. Das ist die Erfah­rung der Stil­le: Man sieht sich selbst. Und wenn man mit sich selbst zur Ruhe gekom­men ist, sieht man auch die Welt mit ganz ande­ren Augen – und Gott.“ Die Men­schen waren still gewor­den. Freund­lich ver­neig­te sich der Mönch vor ihnen und ging über den Hof ins Klo­ster zurück.“

(Quel­le unbekannt)

Lie­be Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

füh­len wir uns nicht auch immer wie­der so wie die Jün­ger? Sind wir nicht auch oft müde und aus­ge­brannt, auf­ge­fres­sen von den Mühen, der Arbeit, den Sor­gen unse­res All­tags. So vie­le Men­schen lei­der unter dem Stress, der Anspan­nung, dem Lei­stungs­druck, dem sie jeden Tag aus­ge­setzt sind, und es gibt bestimmt nicht weni­ge, die dabei auf der Strecke blei­ben, weil sie dem Druck nicht mehr gewach­sen sind.

Jesus kennt das offen­bar und weiß, wie die Jün­ger sich füh­len und er weiß, wie du und wie ich uns in sol­chen Momen­ten füh­len. Jesus nimmt sich Zeit für sei­ne Jün­ger, hört ihnen zu, lässt sie erzäh­len und gibt ihnen den guten Rat: „Ruht euch ein wenig aus.“

Jesus nimmt die Jün­ger ernst, er sorgt sich um sie, weil sie ihm wich­tig sind. Aber nicht nur die Jün­ger, nein, auch wir sind ihm wich­tig, und auch uns will er zuhö­ren, und so sagt er: „Ruht euch ein wenig aus!“ Jesus weiß, dass ein Mensch eben nicht nur immer ange­spannt sein darf, weil ihn das krank machen kann. Und er sagt genau des­we­gen zu dir: „Ruh dich auch ein wenig aus.“ Jeder Mensch braucht sol­che Ruhe­zei­ten. Und jeder Mensch kann sie sich nehmen.

Aber was machen wir damit? Das, was wir im All­tag auch tun: arbei­ten. Und auch den Sonn­tag, eigent­lich der Tag der Ruhe, den wün­schen sich vie­le als Arbeits­tag. Aber wo ein Mensch nur noch für die Arbeit lebt, bleibt vie­les auf der Strecke: Freund­schaft, Part­ner­schaft, Fami­lie und der Mensch selber.
„Ruht euch ein wenig aus.“

Weil sich vie­le damit schwer­tun, wün­sche ich Ihnen etwas Ungewöhnliches:

Ich wün­sche Ihnen so einen „klei­nen Jesus“, der Ihnen zuhört, Sie ernst nimmt und dar­auf­hin zu Ihnen sagt: „So, jetzt ruh dich ein wenig aus.“ Neh­men Sie sich Zeit, gön­nen Sie sich Zeit, Zeit für sich selbst, für Freun­de, Fami­lie und Part­ner­schaft, damit Sie auch die Welt, die Din­ge und die Mit­men­schen wie­der mit ande­ren Augen sehen können.

Neh­men Sie sich Zeit und gehen Sie hin­aus in die Natur, ohne „Stöp­sel“ im Ohr, um ein­fach den Gesang der Vögel, das Rau­schen des Win­des oder des Was­sers zu hören. „Ruh dich ein wenig aus!“ Und tan­ken Sie so Kraft für Leib und See­le. Neh­men Sie sich Zeit, um mit Ihren Lie­ben und Freun­den etwas zu unter­neh­men, um die See­le bau­meln zu las­sen, und Sie sehen wie­der Licht am Hori­zont. So lernt man auch wie­der, das Geschenk einer Freund­schaft, Part­ner­schaft oder Fami­lie neu zu schät­zen. Denn das ist die Erfah­rung der Stil­le: Man sieht sich selbst.

Und dann kann man die Welt mit ande­ren Augen sehen.

Des­we­gen möch­te ich Ihnen für die­se Woche nur den Rat Jesu mit­ge­ben: „Ruht euch ein wenig aus.“

Einen geseg­ne­ten Sonn­tag und eine gute Woche und las­sen Sie die See­le ein­mal baumeln.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herold­bach und Hausen