Stadt­wer­ke Bay­reuth gehen Hand in Hand mit der Natur

Jürgen Kramer in der Blühwiese am Eichelberg
Jürgen Kramer in der Blühwiese am Eichelberg

Die Stadt­wer­ke Bay­reuth haben vie­le Flä­chen, die sie künf­tig mög­lichst natur­nah gestal­ten wol­len. Fünf Pro­jek­te – vom Insek­ten­pa­ra­dies bis zur Streu­obst­wie­se – hat das Unter­neh­men bereits umge­setzt. Laut Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er dürf­ten es ger­ne noch mehr wer­den. Man samm­le wei­ter Ideen und wol­le die schon bestehen­den Pro­jek­te für die Men­schen in und um Bay­reuth erleb­bar machen.

Als Ener­gie- und Was­ser­ver­sor­ger haben die Stadt­wer­ke zahl­rei­che Grund­stücke – ins­ge­samt mehr als 100 Hekt­ar. Für Ver­wal­tungs­ge­bäu­de, für Anla­gen wie Was­ser­wer­ke oder Schalt­häu­ser, die den Strom im Netz ver­tei­len. Und in Was­ser­schutz­ge­bie­ten, wo die Stadt­wer­ke Bay­reuth ihr Trink­was­ser gewin­nen. „Die­se Flä­chen haben wir vor eini­ger Zeit unter die Lupe genom­men, um eine Stra­te­gie für die Zukunft zu erar­bei­ten“, sagt Jür­gen Bay­er, Geschäfts­füh­rer der Stadt­wer­ke Bay­reuth. „Vor allem unse­re Flä­chen in unse­ren Was­ser­schutz­ge­bie­ten, wo nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten ohne­hin einen enorm gro­ßen Stel­len­wert ein­neh­men, spie­len dabei eine wich­ti­ge Rol­le.“ Ganz ent­schei­dend sei es für ihn, dem Natur­schutz ein noch stär­ke­res Gewicht zu ver­lei­hen. „Da pas­siert zwar schon ganz viel, ein Stich­wort ist hier die exten­si­ve Forst­wirt­schaft, wir wol­len aber noch mehr machen und das The­ma Natur­schutz facet­ten­rei­cher betrachten.“

Neue Per­spek­ti­ven soll Jür­gen Kra­mer lie­fern, der bei den Stadt­wer­ken Nach­hal­tig­keits­ma­na­ger für die Was­ser­schutz­ge­bie­te ist. „Wir haben bin­nen kur­zer Zeit vie­le Ideen gesam­melt, die alle umsetz­bar sind, ohne dass wir dadurch irgend­wel­che Nach­tei­le haben“, sagt Kra­mer. Als Bei­spiel führt er Blüh­wie­sen an, von denen die Stadt­wer­ke Bay­reuth bereits gut 35.000 Qua­drat­me­ter ange­legt haben. „Mit eine der größ­ten ist unse­re Blüh­wie­se rund um unser Was­ser­werk auf dem Eichel­berg. Die­se Wie­se haben wir bis dato immer ganz nor­mal gemäht. Jetzt las­sen wir über­all, wo wir nicht immer durch müs­sen, der Natur frei­en Lauf und hel­fen dadurch der Artenvielfalt.“

Auf einem Han­grund­stück in Lain­eck haben die Stadt­wer­ke eine Streu­obst­wie­se ange­legt. „Die Wie­se konn­ten wir nur von Hand mähen. Jetzt ste­hen dort 75 Obst­bäu­me. Dar­un­ter auch ganz alte Sor­ten, deren Blü­ten und Früch­te natür­lich auch für Bie­nen und Vögel eine wich­ti­ge Fut­ter­quel­le sein wer­den.“ Nur weni­ge hun­dert Meter wei­ter haben die Stadt­wer­ke ein Insek­ten­pa­ra­dies ange­legt. „Mit dem Bag­ger haben wir auf den 2.500 Qua­drat­me­tern eine Abbruch­kan­te für Insek­ten, die in der Erde nisten, geschaf­fen“, erklärt Kra­mer. Für ande­re Viel­bei­ner wie­der­um gibt es einen gro­ßen Teich, einen Tot­holz­hau­fen und einen Hau­fen auf frän­ki­schen Kalk­stein. „Dar­an sieht man, dass man oft kei­nen gro­ßen Auf­wand betrei­ben muss, um neu­en Lebens­raum für Insek­ten oder Sala­man­der zu schaf­fen – man muss sich ein­fach trau­en“, betont Kra­mer. „In Bezug auf den Natur­schutz ist alles bes­ser, als eine Wie­se ein­fach drei­mal pro Jahr zu mähen.“

Im Fich­tel­ge­bir­ge, wo gut ein Vier­tel des Bay­reu­ther Trink­was­sers gewon­nen wird, ist auch den Stadt­wer­ken längst auf­ge­fal­len, dass es der Fich­te nicht mehr gut geht. „Sie kommt mit dem Kli­ma­wan­del und den damit ver­bun­de­nen Dür­re­pe­ri­oden schlecht zurecht“, sagt Jür­gen Kra­mer. Um her­aus­zu­fin­den, wel­che Bäu­me die Zukunft des Fich­tel­ge­bir­ges sein könn­ten, haben die Stadt­wer­ke Bay­reuth gemein­sam mit der stu­den­ti­schen Initia­ti­ve Kli­ma­wald Bay­reuth auf einer Flä­che von 10.000 Qua­drat­me­tern ein leben­di­ges Labor ein­ge­rich­tet. Zudem berät Gre­gor Aas, Direk­tor des Öko­lo­gisch-Bota­ni­schen Gar­tens der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, das Pro­jekt. Es wird künf­tig erforscht, wel­che Bäu­me mit dem rau­en Kli­ma im Fich­tel­ge­bir­ge am besten zurecht­kom­men: Bäu­me, die es bereits heu­te dort gibt. Bäu­me, die dort kaum vor­kom­men, aber sonst in unse­ren Brei­ten­gra­den hei­misch sind. Oder Bäu­me, wie die Ess­ka­sta­nie, die nor­ma­ler­wei­se in süd­li­che­ren Regio­nen zu Hau­se sind. Um ein brei­tes und jeder­zeit ver­füg­ba­res Daten­fun­da­ment, bei­spiels­wei­se wie schnell die Bäu­me wach­sen, zu bekom­men, sol­len sie mit Sen­so­ren aus­ge­stat­tet wer­den. Die Daten kön­nen über ein soge­nann­tes Lora­wan-Netz­werk über­ta­gen wer­den, das die Stadt­wer­ke eigens dafür im Fich­tel­ge­bir­ge auf­ge­baut haben. „Lora­wan ermög­licht es, Daten über gro­ße Reich­wei­te zu über­mit­teln. Wenn die Stu­die­ren­den die­sen Weg mit uns gehen möch­ten, machen wir den Wald qua­si smart“, betont Jür­gen Bayer.

Ein wei­te­res Pro­jekt ist das von den Stadt­wer­ken lie­be­voll getauf­te „Bib­er­land“. „In unse­rem Was­ser­schutz­ge­biet bei Lehen ist in der Ölschnitz seit eini­gen Jah­ren der Biber wie­der daheim“, sagt Kra­mer. „Das freut uns, weil er mit sei­nen Stau­däm­men Feucht­bio­to­pe schafft, die wir so nicht gestal­ten könn­ten – selbst wenn wir es woll­ten.“ Ihm gehe es hier um ein fried­li­ches Mit­ein­an­der. „Der Biber kann bei uns machen, was er will. Nur in den Berei­chen, die für unse­re Was­ser­ver­sor­gung beson­ders wich­tig sind, muss er drau­ßen blei­ben.“ Das sei Dank Zäu­nen aber immer mög­lich. „So kann man sagen, dass die Stadt­wer­ke und der Biber in die­sem Bereich wirk­lich ein gutes Team sind.“

Stadt­wer­ke-Chef Jür­gen Bay­er ist begei­stert von den Pro­jek­ten. „Vor allem des­halb, weil sie ledig­lich ein Umden­ken erfor­dert haben. Das war und ist an man­cher Stel­le zwar mit Mehr­auf­wand ver­bun­den, zum Bei­spiel muss­ten wir unser Mäh­kon­zept ändern. Wenn man aber sieht, wie posi­tiv sich unse­re Pro­jek­te schon jetzt ent­wickeln, kann man bereits jetzt sagen: Das lohnt sich.“ Und von sei­nem Nach­hal­tig­keits­ma­na­ger erhofft er sich wei­te­re Ideen. „In unse­rer täg­li­chen Arbeit erge­ben sich bestimmt schon bald wei­te­re Mög­lich­kei­ten: Bestimmt wer­den klei­ne­re und grö­ße­re Blüh­wie­sen dazu­kom­men und dort, wo ohne­hin eine Auf­for­stung ansteht, wer­den wir die Baum­ar­ten nach mög­lichst nach­hal­ti­gen Prä­mis­sen aus­wäh­len“, ergänzt Bay­er. Jür­gen Kra­mer wünscht sich zudem, dass die bereits umge­setz­ten Pro­jek­te für die Men­schen in unse­rer Regi­on erleb­bar wer­den. „Wir wol­len Schil­der auf­stel­len, auf denen wir erklä­ren, was wir dort machen und es wäre schön, wenn wir mit Kin­dern zusam­men­ar­bei­ten kön­nen.“ So soll sich auch Kra­mers größ­ter Wunsch erfül­len: „Viel­leicht kön­nen wir ja den einen oder ande­ren begei­stern, dass sie oder er etwas Ähn­li­ches macht. Im eige­nen Gar­ten oder auch auf dem Bal­kon, denn beim Natur­schutz zählt unse­rer Mei­nung nach jede Anstren­gung – ganz egal, ob sie klein oder groß ist.“