Höhenschwimmbad Gößweinstein soll 2022 wieder öffnen

Auch dieses Jahr bleibt das Höhenschwimmbad geschlossen. Nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen erheblicher Sicherheitsmängel. Foto: Thomas Weichert
Auch dieses Jahr bleibt das Höhenschwimmbad geschlossen. Nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen erheblicher Sicherheitsmängel. Foto: Thomas Weichert

Pächter gesucht – Erhebliche Personal- und Sanierungskosten

Über zwei Stunden mussten die zehn erschienenen Mitglieder des Fördervereins Höhenschwimmbad Gößweinstein bei der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats ausharren, bis endlich die weitere Vorgehensweise zum Betrieb des Höhenschwimmbads behandelt wurde. So wie schon im letzten Jahr bleibt das Bad auch in diesem Jahr vor allem wegen Corona geschlossen. Aber nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen erheblicher Sicherheitsmängel, wie sich während der Sitzung herausstellte.

Inzwischen hatte sich ein Arbeitskreis (AK) Höhenschwimmbad gegründet, dem auch Martin Redel und Clemens Schrüfer vom Förderverein angehörten und der sich bereits zu zahlreichen Sitzungen getroffen hatte. Der AK hat inzwischen seine Arbeit beendet und der ehemalige Vorsitzende und Dritte Bürgermeister Manfred Hänchen (CSU) berichtete von den Ergebnissen.

Hänchen erklärte, dass es ein sehr komplexes und umfangreiches Thema sei, man derzeit keinen Pächter habe und wenn man das Bad mit eigenem Personal betreibe, dies 60 000 Euro im Jahr koste. Hinzu kämen noch die laufenden Betriebskosten, was in Summe rund 100 000 Euro pro Jahr für die Gemeinde an Ausgaben bedeuten würde.

Der schwierigste Teil sei jedoch die Sicherheit. Wichtigste und erste Maßnahmen in puncto Sicherheit wäre die Schließung des Zugangs zum Schützenheim, die der Bauhof erledigen könnte. Neue, mindestens zweisprachige Schilder würden rund 3000 Euro kosten, eine Notrufsäule – weil es keine Badeaufsicht gibt – 6000 Euro zuzüglich der Unterhaltskosten und die dringend notwendige Erneuerung der Treppenanlage rund 80 000 Euro. Die Wartungskosten würden etwa mit 4000 Euro zu Buche schlagen, eine technische Nachrüstung und Änderungen an der Bestandstechnik rund 49 000 Euro ohne Ingenieurkosten. Ein Reinigungsroboter würde rund 20 000 Euro kosten. Mit relativ geringem Aufwand könnte das Bad weiterbetrieben werden. Allerdings handele es sich beim Höhenschwimmbad um einen Grenzfall in Sachen Sicherheit, da aus juristischer Hinsicht nicht gewährleistet sei, dass der Verzicht auf eine Wasseraufsicht – wie bisher – einer gerichtlichen Überprüfung standhält.

Eine Touristenattraktion

Müsste man eine Badeaufsicht für Wasser und Gelände einstellen, würde diese für 120 Badetage 24 000 Euro kosten. Eine Reinigungskraft für Becken und Gelände 18 000 Euro und eine Reinigungskraft für Toiletten und Duschen 8000 Euro. Allerdings müsste jede Position doppelt besetzt werden, so dass insgesamt sechs Personen vom Markt einzustellen wären. So wäre man bei etwa 100 000 Euro Personalkosten pro Jahr, ohne die Personalkosten für den Kioskbetrieb. Würde man 2,50 Euro Eintritt verlangen, stünden dem geschätzt 15 000 Euro als Einnahmen gegenüber. Ein Kassenautomat würde aber schon 20 000 Euro kosten.

„Zur Gewährleistung des erforderlichen Sicherheitsstandards und für Baumaßnahmen müssen in den nächsten fünf Jahren nochmals 500 000 Euro angesetzt werden“, heißt es in dem AK-Papier. Für die Sanierung der Badtechnik 135 000 Euro, die Gebäudesanierung 250 000 Euro und für Investitionen und Infrastruktur 200 000 Euro. „Alles in allem kam der Arbeitskreis zu dem Ergebnis, dass das Bad in den nächsten Jahren ein Haufen Geld kosten würde“, so Hänchen.

Er betonte, dass das Bad unstrittig eine Tourismusattraktion ist. „Viele Besucher wollen dieses kleine Familienbad, mit über 200 Mitgliedern im Förderverein steht auch die Bevölkerung dahinter, was auch eine Umfrage bei den Vermietern ergeben hat“, betonte Hänchen. Daher habe man sich im AK dafür ausgesprochen, das Bad mit geringem Aufwand am Leben zu erhalten.

Wichtig sei nun, einen passenden und zuverlässigen Pächter zu finden und die gaststättenrechtliche Konzession zu erweitern, so der frühere Ebermannstädter Polizeichef, der betonte: „Wenn wir uns entscheiden, das Bad im nächsten Jahr nicht mehr aufzumachen, bleibt es für immer geschlossen.

„Wir sind Stabilisierungsgemeinde und wir werden eine Aufsicht brauchen“, wandte Zweiter Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) ein und forderte, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, wenn man das Bad nächstes Jahr wieder eröffnen wolle. „Dass das Bad erhalten werden soll, ist unbestritten“, so Dietmar Winkler (CSU), der es trotzdem probieren will, noch eine Förderung zu bekommen. Hier liegt der Schwellenwert jedoch derzeit bei einer Million Euro an Investitionskosten.

Für Bernhard Vogel (SPD) ist ein Sicherheitscheck der erste Schritt, damit man wisse, auf was man sich einlasse. Dazu brauche man auf jeden Fall eine unabhängige Instanz und danach realistische Kostenschätzungen für den Betrieb. Vogel sprach von einem Gemeinschaftsprojekt, das nur mit den Bürgern mit leidenschaftlichem Einsatz zum Erfolg führen könne. „Die Zeit bis nächstes Jahr ist verdammt knapp“, so Vogel.

Wichtig ist ein Sicherheitscheck

Eine glühende Pro-Freibad-Rede hielt Georg Lang (CSU). „Das Höhenschwimmbad sehe ich seit zehn Jahren als Erfolgsstory und es gibt keinen einzigen negativen Beitrag in den Kommentaren in den sozialen Netzwerken“, so Lang. Auch habe man von Anfang an darauf geachtet das alle mit im Boot sind und an einem Strick ziehen. Grundlage sei das hohe ehrenamtliche Engagement aus der Bürgerschaft, das man honorieren sollte. Stabilisierungshilfe hin oder her, es sei einfach notwendig.

„Ich hab’ echt Bauchschmerzen, wenn ich sehe, welche Kosten in Zukunft auf uns zukommen können“, sagte Carolin Keller (FW), selbst Mitglied des Fördervereins . Sie zweifelt, ob die Unterstützung des Fördervereins ausreichen wird und ob man für fünf Monate im Jahr einen Pächter findet. „Ich würde in Zukunft Eintritt nehmen“, so Keller. Denn die Gemeinde brauche Einnahmen.

Konrad Schrüfer (FW) schwärmte vom schönsten Bad in der Fränkischen Schweiz, zu dem die Leute stehen. Das Wichtigste ist für Schrüfer ein guter Pächter, dem man genügend Geld geben müsse, damit er davon leben kann. Schließlich entschloss sich der Rat gegen die Stimme von Benno Beck (BMG), Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer (DGfnB) zu werden, um einen Sicherheitscheck für 900 Euro zu beauftragen. Die jährliche Mitgliedsgebühr kostet 360 Euro. Außerdem sollen qualifizierte Fachbüros hinsichtlich des Betriebes und des Sanierungsumfangs beauftragt werden.

Auf Intervention von Maximilian Sebald (JuF) wurde der Beschluss noch dahingehend ergänzt, das man anstrebe, zu Beginn der Freibadsaison 2022 das Bad wieder zu eröffnen.