Maß­nah­men zur Kitz­ret­tung – Vor­sicht bei der Wiesenmahd!

Rehkitze sind schwer zu erkennen. Foto: Dr. Wolfgang Kornder
Rehkitze sind schwer zu erkennen. Foto: Dr. Wolfgang Kornder

In den letz­ten Jah­ren ist das Bewusst­sein für das Aus­mä­hen vor allem von Kit­zen enorm gestie­gen. Tier­schüt­zer, Land­wir­te und Jäger haben die­se Pro­ble­ma­tik immer deut­li­cher erkannt und suchen nach Lösun­gen. In aller Regel sind das Ver­grä­mungs­maß­nah­men, direkt vor dem Mähen das Suchen und Ver­set­zen der Kit­ze, das Fin­den oder Ver­schrecken direkt beim Mähen.

Kurz­fri­sti­ge Maß­nah­men zur Kitzrettung

Alle Ver­grä­mungs­maß­nah­men dür­fen höch­stens zwei, am besten einen Tag vor der Mahd durch­ge­führt wer­den, da sich das Reh­wild anson­sten dar­an gewöhnt.

Bewährt haben sich hier unkom­pli­zier­te, ein­fa­che Scheu­chen, am besten kom­bi­niert mit blin­ken­dem Licht oder Geräu­schen. Zu den Ver­grä­mungs­maß­nah­men gehört auch das Durch­ge­hen mit Hun­den am Tag zuvor. Dabei geht es nicht dar­um, dass die Hun­de Kit­ze fin­den, son­dern über die Beun­ru­hi­gung, z.B. durch den Geruch, die Geiß dazu zu ver­an­las­sen, am Abend oder in der Nacht die Kit­ze aus der Wie­se zu nehmen.

Das Suchen und Ver­set­zen von Kit­zen erfolgt in aller Regel mit Wärmebilddrohnen.

Dies muss früh am Mor­gen gemacht wer­den, damit die Wär­me­bild­ka­me­ra die Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de dif­fe­ren­ziert anzei­gen kann. Die Kit­ze wer­den dann außer­halb der Wie­se in einer Schach­tel oder einem Korb fixiert, um ein Zurück­lau­fen in die Wie­se zu verhindern.

Die letz­te Mög­lich­keit, Kit­ze zu ret­ten, wäre dann beim Mähen. Hier hat die Agrar­tech­nik inzwi­schen Sen­so­ren ent­wickelt, die mit den Mäh­ge­rä­ten kom­bi­niert sind und die­ses inner­halb kür­ze­ster Zeit stop­pen, z.B. durch Anhe­ben des Mäh­ge­rä­tes. Die­se Gerä­te kom­men aber erst lang­sam auf den Markt. Das SEN­SO­SA­VE der Fa. Pöt­tin­ger hat hier eine Vorreiterfunktion.

Was bereits jetzt erfolg­reich ein­ge­setzt wird, sind Sire­nen, die an den Mäh­ge­rä­ten ange­bracht sind und einen „höl­li­schen“ Lärm machen. Kit­ze, die nicht frisch gesetzt sind, reagie­ren dar­auf mit Flucht.

Ursa­chen­be­kämp­fung durch ange­pass­te Rehwildbestände

Wer das Pro­blem an den Wur­zeln packen will, muss einen ande­ren Weg gehen und bei den Reh­wild­be­stän­den anset­zen. Aus viel­fa­cher Erfah­rung zeigt sich, dass in Revie­ren, in denen die Reh­wild­be­stän­de ange­passt sind, Gei­ßen viel weni­ger Kit­ze in den Wie­sen set­zen und folg­lich auch kei­ne oder nur sehr weni­ge Kit­ze aus­ge­mäht wer­den. Ist die Reh­wild­dich­te nicht zu hoch, wächst der Wald auch im Boden­be­reich viel­fäl­ti­ger, Natur­ver­jün­gung, Büsche oder krau­ti­ge Pflan­zen bedecken den Wald­bo­den und bie­ten Sicht­schutz. Zudem wer­den die Gei­ßen durch den deut­lich gerin­ge­ren Stress bei der Revier­bil­dung nicht gezwun­gen, auf den offe­nen Wie­sen­be­reich aus­zu­wei­chen. Wer also das Aus­mä­hen von Kit­zen struk­tu­rell ver­hin­dern will, tut gut dar­an, die Reh­wild­be­stän­de anzu­pas­sen. Damit unter­stützt man zugleich die Ver­jün­gung des Wal­des und mini­miert Wild­un­fäl­le mit Rehen, die mit Abstand häu­fig­ste Ursa­che für Wild­un­fäl­le. Land­wir­te, Jäger, Natur- und Tier­schüt­zer und vor allem das Wild pro­fi­tie­ren davon.

Fazit:

Der ÖJV Bay­ern setzt sich ganz klar dafür ein, das Aus­mä­hen von Kit­zen durch Ver­grä­mungs­maß­nah­men, durch das Suchen und Ver­set­zen von Kit­zen oder durch direk­te Maß­nah­men beim Mähen mög­lichst zu mini­mie­ren. Mit­tel­fri­stig wesent­lich erfolg­rei­cher und sinn­vol­ler ist aber das Anpas­sen der Reh­wild­be­stän­de an den Lebens­raum, was zusätz­lich dem drin­gend nöti­gen Wald­um­bau zu Gute kommt und Wild­un­fäl­le min­dert. Hier sind nicht nur die Revier­in­ha­ber gefragt, son­dern auch die Land­wir­te, die als Grund­ei­gen­tü­mer ja die Inha­ber des Jagd­rechts sind.

Wei­te­re Infos: https://www.oejv-bayern.de/aktuelles/aktuelles-2021/210624-kitze-retten/