DEKRA prüft Haus­tech­nik im Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

Wenn die Ohm’sche Last­bank glüht – Black­out-Test und 100.000 Mel­dun­gen pro Jahr

Zertifizierung Klinikum Elinor Lorenz-Ginschel und Thomas Müller / Foto: Klinikum Forchheim

Zer­ti­fi­zie­rung Kli­ni­kum: Eli­nor Lorenz-Gin­schel und Tho­mas Mül­ler / Foto: Kli­ni­kum Forchheim

Regel­mä­ßig wer­den unter­schied­li­che Berei­che des Kli­ni­kums Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz durch die Fir­ma DEKRA Cer­ti­fi­ca­ti­on GmbH hin­sicht­lich der Qua­li­täts­stan­dards über­prüft. Die­ses Jahr wur­de unter ande­ren die Haus­tech­nik im Kli­ni­kum von Audi­to­rin Eli­nor Lorenz-Gin­schel unter die Lupe genommen.

Siche­re Stromversorgung

Das Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz ver­fügt am Stand­ort Forch­heim über zwei von­ein­an­der unab­hän­gi­ge Strom­ver­sor­gun­gen: Zum einen bezieht es Strom von den Forch­hei­mer Stadt­wer­ken und im Not­fall springt die Sicher­heits­strom­ver­sor­gung ein. Ein­mal im Jahr simu­liert die Haus­tech­nik unter Lei­tung von Diplom-Inge­nieur Tho­mas Mül­ler einen Black­out – Die Strom­ver­sor­gung von außen fällt weg. Dann muss der haus­ei­ge­ne Gene­ra­tor inner­halb von 15 Sekun­den hoch­fah­ren und die Haus­tech­ni­ker über­prü­fen, ob alles so funk­tio­niert, wie es funk­tio­nie­ren muss und soll. Über meh­re­re Stun­den ver­sorgt der Gene­ra­tor kri­ti­sche Berei­che wie Kreiß­saal, Not­auf­nah­me, Inten­siv­sta­ti­on, die auch noch zusätz­lich mit Bat­te­rien gepuf­fert sind, mit Strom, damit die jewei­li­ge Ope­ra­ti­on, Ent­bin­dung oder ande­re wich­ti­ge Ein­grif­fe noch zu Ende geführt wer­den kön­nen. Wich­tig ist hier auch die rasche Kom­mu­ni­ka­ti­on mit allen Mit­ar­bei­tern des Kli­ni­kums, denn bei einem Black­out muss jeder zusätz­li­che Strom­ver­brauch durch Was­ser­ko­cher und Kaf­fee­ma­schi­ne ver­mie­den wer­den. „Sonst geht der Gene­ra­tor in die Knie“, erläu­tert der Lei­ter Tech­ni­scher Dienst Tho­mas Müller.

Vor der ersten Inbe­trieb­nah­me des Gene­ra­tors wird mit­hil­fe einer Ohm’schen Last­bank, ein elek­tri­scher Wider­stand, die Wirk­lei­stung gemes­sen. „Die­ser Gene­ra­tor ist für 500 kVA (Kilo­volt­am­pere) aus­ge­legt und wur­de bei der Abnah­me durch den TÜV bis an sei­ne Lei­stungs­gren­ze und dar­über bela­stet“, erin­nert sich Tho­mas Mül­ler: „Wir haben immer mehr Last zuge­schal­tet und dann haben die Wider­stands­blöcke rich­tig schön zu glü­hen ange­fan­gen. Wir dach­ten: Es geht, es geht … und irgend­wann kommt man an die Gren­ze. Das ist so, als ob man jeman­den fest­hält, der gera­de mit sei­nem Mofa weg­fah­ren will. Dann ist es aus! Irgend­wann geht der Gene­ra­tor halt kom­plett in die Knie.“ Für die monat­li­chen Test­pro­to­kol­le, bei denen der Gene­ra­tor lau­fen gelas­sen wird, und die Beob­ach­tungs­pa­ra­me­ter inter­es­siert sich Eli­nor Lorenz-Gin­schel. „Es geht um die syste­ma­ti­sche Iden­ti­fi­ka­ti­on von Risi­ken und Chan­cen. Mit unvor­her­seh­ba­ren Ereig­nis­sen zu rech­nen ist Teil die­ses Risi­ko­ma­nage­ments“, sagt sie.

Bei die­ser Form der Qua­li­täts­prü­fung steht der jewei­li­ge Pro­zess im Kran­ken­haus im Vor­der­grund, weil sich ein gewünsch­tes Ergeb­nis bes­ser errei­chen lässt, wenn Tätig­kei­ten und dazu­ge­hö­ri­ge Res­sour­cen als Pro­zess gelei­tet und gelenkt wer­den. Die Pro­zes­se müs­sen fest­ge­legt und über­prüf­bar sein, um gleich­ar­ti­ge und wie­der­hol­ba­re Qua­li­täts­stan­dards sicher zu stel­len. Kenn­zah­len unter­stütz­ten bei der Mes­sung der Pro­zess­ef­fi­zi­enz und zei­gen auf, wie ein Ver­lauf ver­bes­sert wer­den kann.

Feh­ler­mel­dun­gen

Ein wei­te­res Augen­merk rich­tet die Audi­to­rin auf den Ablauf bei Feh­ler­mel­dun­gen. Sie bemän­gelt, dass Mit­ar­bei­ter mit­tels des haus­ei­ge­nen Mel­de­sy­stems zwar der Haus­tech­nik einen Feh­ler anzei­gen kön­nen, aber die Haus­tech­nik kann dar­auf nicht ant­wor­ten. Wenn die Tür zum Ret­tungs­fahr­zeug defekt ist, sehen Mit­ar­bei­ter der Haus­tech­nik auf dem Com­pu­ter, wer aus wel­cher Abtei­lung für wel­chen Raum einen Feh­ler gemel­det hat. Das Nicht­funk­tio­nie­ren der Tür ist ein gra­vie­ren­der Feh­ler und wird von der Haus­tech­nik mit hoher Prio­ri­tät ein­ge­stuft, muss vor Ort ange­se­hen und schnell beho­ben wer­den. Die­je­ni­ge, die den Feh­ler gemel­det hat, erhält aber kei­ne Rück­mel­dung, dass die Haus­tech­nik das Pro­blem bear­bei­tet und die­se Bear­bei­tung als hoch ein­ge­stuft haben. Sie weiß nicht: Wur­de die Feh­ler­mel­dung gele­sen oder nicht? Sie mel­det den Feh­ler also zusätz­lich über die Tele­fon Hot­line. Die Feh­ler­mel­dung ist im Com­pu­ter hin­ter­legt als Histo­rie, die rele­vant wird, wenn in der dar­auf­fol­gen­den Nacht die Tür erneut nicht geht. Aber der Mel­de­pro­zess ist nicht opti­mal, weil zwei­fach gemel­det wer­den muss: ein­mal über das Com­pu­ter­netz­werk und ein­mal über das Telefon.

Pro Jahr bear­bei­tet die Haus­tech­nik 4000 bis 5000 Mel­dun­gen, die von Mit­ar­bei­tern gene­riert wer­den. Zusätz­lich kom­men rund 100.000 Hin­wei­se und auto­ma­ti­sche Stö­run­gen tech­ni­scher Art der Gebäu­de­leit­tech­nik, wenn die Lüf­tung aus­fällt oder eine Pum­pe. Die Tem­pe­ra­tur­re­ge­lung mel­det, wenn es zu warm oder zu kalt ist.

War­tungs­ver­trä­ge 

Eli­nor Lorenz-Gin­schel lässt sich auch die War­tungs­über­sicht und Doku­men­te zur Fremd­fir­men­ein­wei­sung vor­le­gen. In einer Excel-Tabel­le sieht man die jewei­li­ge Fir­ma, was gewar­tet wer­den muss und in wel­chem zeit­li­chen Abstand. Sie infor­miert sich über bestehen­de War­tungs­ver­trä­ge. Tho­mas Mül­ler erklärt: „Frü­her hat man gesagt, dass War­tungs­ver­trä­ge zu teu­er sei­en. Mitt­ler­wei­le hat sich her­aus­ge­stellt, dass die­je­ni­gen mit War­tungs­ver­trä­gen von Hand­wer­ker­fir­men über­haupt noch bedient wer­den. Anders bekommt man kei­nen Ter­min.“ Bei der Bespre­chung am Ende des Audits gibt Eli­nor Lorenz-Gin­schel Emp­feh­lun­gen und setzt Fri­sten für Pro­zess­ver­bes­se­run­gen. Die Pro­zess­ori­en­tie­rung, die der Qua­li­fi­zie­rung nach ISO9001 zugrun­de liegt, geht davon aus, dass ein erwünsch­tes Ergeb­nis sich bes­ser errei­chen lässt, wenn zusam­men­ge­hö­ri­ge Tätig­kei­ten und dazu­ge­hö­ri­ge Res­sour­cen als trans­pa­ren­ter Pro­zess ver­stan­den wird. Der Ein­satz von Res­sour­cen, wie Mit­ar­bei­ter, soll opti­miert wer­den, mög­li­che Feh­ler­quel­len sind fest­stell­bar und im Ergeb­nis wer­den qua­li­täts­be­zo­ge­nen Kosten optimiert.