Land­kreis Bay­reuth: Kreis-SPD regt ein ganz­heit­li­ches Kli­ma­schutz­kon­zept unter Berück­sich­ti­gung der sozia­len Aspek­te an

Das The­ma Kli­ma- und Umwelt­schutz wur­de von vie­len Poli­ti­ke­rIn­nen lan­ge nur als poli­ti­sche Rand­no­tiz betrach­tet. Zwi­schen­zeit­lich rück­te es immer mehr in den media­len und mit­hin poli­ti­schen Fokus, was nicht zuletzt muti­gen Schü­le­rIn­nen zu ver­dan­ken ist, die trotz viel­fa­cher Kri­tik, ihrem Unmut über die Kli­ma­po­li­tik freie Luft mach­ten. Das The­ma wird nun auf allen poli­ti­schen Ebe­nen besetzt. Man könn­te fast sagen, es schickt sich nicht, das The­ma nicht zu bedie­nen. Das birgt die Gefahr der Sim­pli­fi­zie­rung kom­ple­xer Sach­ver­hal­te. Die Her­aus­for­de­rung der Poli­tik besteht im Gesamt­kon­zept. Zur kur­zen Ver­an­schau­li­chung sol­len eini­ge Bei­spie­le die­nen, die nur einen sehr klei­nen und nicht annä­hernd abschlie­ßen­den Ein­blick geben sollen.

So erfor­dert der ver­stärk­te Rück­griff auf Strom aus Erneu­er­ba­ren Ener­gien – auch mit Blick auf eine über­wie­gend dezen­tra­le Ener­gie­er­zeu­gung – einen intel­li­gen­ten Netz­aus­bau, um Lasten effi­zi­ent zu steu­ern. Es stellt sich also die Fra­ge, wie der erzeug­te Strom in wel­chen Men­gen auf­ge­nom­men und trans­por­tiert wer­den kann.
Der oft­mals gelob­te Was­ser­stoff ver­fügt zwar über Poten­ti­al, z.B. als Zwi­schen­spei­cher für über­schüs­sig erzeug­te Ener­gie und als Ener­gie­trä­ger für aus­ge­wähl­te Indu­strie­zwei­ge. Lei­det aber u.a. auch an einer Schwä­che bei der Ener­gie­ef­fi­zi­enz und ist nur dann ziel­füh­rend, wenn er kli­ma­freund­lich her­ge­stellt wird.
Wind­kraft­an­la­gen und Pho­to­vol­ta­ik ermög­li­chen kli­ma­freund­li­che Strom­erzeu­gung bei Son­ne und Wind, sind aber eben­so davon abhängig.
Die jewei­li­gen Tech­no­lo­gien bie­ten Vor- und Nach­tei­le. Im Gesamt­kon­zept müs­sen daher die Stär­ken genutzt wer­den, um Schwä­chen aus­zu­glei­chen. Eine cle­ve­re Kom­bi­na­ti­on unter­schied­li­cher Tech­no­lo­gien ist notwendig.

Mehr Kli­ma­schutz setzt aber nicht nur eine grü­ne Strom­erzeu­gung, son­dern z.B. auch Ener­gie­ein­spa­rung, Res­sour­cen­scho­nung, die umwelt­freund­li­che Erzeu­gung von Wär­me und ein all­ge­mei­nes Umden­ken im Ver­kehrs­be­reich voraus.
Und dann wäre da noch der sozia­le Aspekt. Vor­aus­set­zung für mehr Kli­ma­schutz ist die Akzep­tanz und das Mit­wir­ken der Men­schen, was jedoch eine gerech­te Kosten­ver­tei­lung und sozi­al­ver­träg­li­che Ent­schei­dun­gen der Poli­tik vor­aus­setzt. Dabei kön­nen staat­li­che Sub­ven­tio­nen wie För­der­pro­gram­me oder Steu­er­sen­kun­gen hel­fen. Die Betei­li­gung von Bürger*innen an Anla­gen und eine damit ein­her­ge­hen­de attrak­ti­ve Ver­zin­sung kann moti­vie­ren, soweit auch Betei­li­gun­gen in gerin­ger finan­zi­el­ler Höhe zuge­las­sen wer­den, z.B. bei PV-Frei­flä­chen­an­la­gen oder Windrädern.

Es gibt aber auch dort Pro­ble­me, wo die Bereit­schaft zu mehr Kli­ma­freund­lich­keit grund­sätz­lich besteht. So haben es Mie­te­rIn­nen oft schwer, weil sie vom Wohl­wol­len des Ver­mie­ters abhän­gig sind. Die­se ent­schei­det im Zwei­fels­fall, ob ein kli­ma­freund­li­che­res Heiz­sy­stem oder eine PV-Anla­ge instal­liert wird.
Aber auch enga­gier­te Ver­mie­te­rIn­nen, die ihren Mie­te­rIn­nen ger­ne eige­nen PV-Strom zur Ver­fü­gung stel­len möch­ten, sehen sich häu­fig mit büro­kra­ti­schen Hür­den kon­fron­tiert. Die Pro­jek­te schei­tern dann am Auf­wand und man­geln­der Attrak­ti­vi­tät. Auch der Unter­schied zwi­schen Stadt und Land muss berück­sich­tigt werden.
Im länd­li­chen Raum man­gelt es oft an der Infra­struk­tur, um auf öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel umzusteigen.

Man ist abhän­gig vom eige­nen Auto. Wer sich ein neu­es und kli­ma­freund­li­ches Auto zule­gen kann, bleibt von stei­gen­den Kraft­stoff­prei­sen und Steu­er­erhö­hun­gen weit­ge­hend ver­schont. Wer ohne­hin weni­ger im Monat übrig hat, auf den Ver­bren­ner ange­wie­sen ist und nicht auf den öffent­li­chen Nah­ver­kehr aus­wei­chen kann, wird noch mehr bela­stet. Mehr Kli­ma­schutz erfor­dert muti­ge poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen und ein Gesamt­kon­zept, das der Kom­ple­xi­tät des The­mas gerecht wird. Ein Kon­zept, das Kli­ma­schutz und sozia­le Gerech­tig­keit vereint.

Jan-Micha­el Fischer, stellv. Vor­sit­zen­der der SPD Frak­ti­on Kreis­tag Bayreuth