Die Forch­hei­mer Wirt­schaft wei­ter unter Druck Trend­aus­wer­tung Kon­junk­tur Forchheim

Dr. Micha­el Waas­ner sieht die Forch­hei­mer Wirt­schaft wei­ter­hin unter Druck / Foto: Privat

Die Stim­mung in den Unter­neh­men aus Stadt und Land­kreis Forch­heim ist von Bran­che zu Bran­che extrem unter­schied­lich aus­ge­prägt, wie aus den Ergeb­nis­sen der Kon­junk­tur­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth her­vor­geht. Der Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex sinkt um einen wei­te­ren Punkt und liegt jetzt bei 84 Zäh­lern und damit deut­lich unter dem Mit­tel­wert der ver­gan­ge­nen 20 Jah­re, der bei 111 Punk­ten liegt.

„Vie­le Unter­neh­men im Land­kreis Forch­heim, vor allem aus dem Han­del und dem Tou­ri­stik­sek­tor, ste­hen wei­ter­hin stark unter Druck und sehen der Ent­wick­lung in den kom­men­den Mona­ten mit Sor­ge ent­ge­gen“, so Dr. Micha­el Waas­ner, IHK-Vize­prä­si­dent und Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Forchheim.

Regio­na­le Wirt­schaft wei­ter stark unter Druck

60 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men aus Stadt und Land­kreis Forch­heim bezeich­nen ihre Geschäfts­la­ge als gut (17 Pro­zent) oder befrie­di­gend (43 Pro­zent), 40 Pro­zent nen­nen sie schlecht. Dies ist im Ver­gleich zur Kon­junk­tur­be­fra­gung im Janu­ar – ent­ge­gen dem ober­fran­ken­wei­ten Trend – eine spür­ba­re Ver­schlech­te­rung. Bei 64 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men war das Auf­trags­vo­lu­men aus dem Inland zuletzt rück­läu­fig, bei 63 Pro­zent die Kapa­zi­tä­ten nicht ausgelastet.

Erwar­tun­gen für 2021: Unter­neh­men noch zurückhaltend

Der Blick in die Zukunft fällt etwas opti­mi­sti­scher aus als zuletzt. Eine ech­te Trend­wen­de ist aller­dings noch nicht zu erken­nen. Immer­hin 23 Pro­zent der Befrag­ten rech­net damit, dass sich ihre Geschäfts­la­ge bes­sert, 32 Pro­zent befürch­ten aber eine wei­te­re Ver­schlech­te­rung. Die Grün­de für die zurück­hal­ten­de Erwar­tungs­hal­tung sind viel­fäl­tig. Hotel­le­rie, Außen­ga­stro­no­mie und der Ein­zel­han­del durf­ten zwar inzwi­schen wie­der öff­nen, das Geschäft läuft aber erst lang­sam wie­der an. Ganz anders die Situa­ti­on bei Indu­strie und Bau: Die Ent­wick­lung der Nach­fra­ge wird hier zwar meist posi­tiv ein­ge­schätzt, etli­che Unter­neh­men sehen aber wach­sen­de Risi­ken bei den Ener­gie- und Roh­stoff­prei­sen sowie den Lie­fer­ket­ten. Aber auch ver­schie­de­ne Indu­strie­be­trie­be, von den Braue­rei­en bis hin zu den Laden­bau­ern, sind vom Lock­down in Han­del und Tou­ris­mus betrof­fen, was sich auch im Umfra­ge­er­geb­nis wider­spie­gelt. Ein Brau­er fasst es kurz und bün­dig zusam­men: „Kei­ne Öff­nung der Gastro­no­mie – somit kei­ne Kunden.“

Beschäf­tig­ten­nach­fra­ge stimmt optimistisch

Auch die Inve­sti­ti­ons­nei­gung ver­harrt auf nied­ri­gem Niveau. Leicht ver­bes­sert prä­sen­tie­ren sich die Erwar­tun­gen an die Beschäf­tig­ten­ent­wick­lung. „Ins­ge­samt pla­nen die Unter­neh­men wie­der spür­bar mehr Neu­ein­stel­lun­gen. Ein wich­ti­ges Indiz dafür, dass vie­le unse­rer hei­mi­schen Unter­neh­men mit­tel­fri­stig wie­der mit einem Auf­wärts­trend rech­nen“, zeigt sich Dr. Waas­ner über­zeugt. Nur im Land­kreis Kulm­bach wol­len noch mehr Unter­neh­men Neu­ein­stel­lun­gen vornehmen.

Vie­le Unter­neh­men im Aufwärtstrend

Dass die aktu­el­le Kon­junk­tur­la­ge nicht über­all nega­tiv gese­hen wird, zei­gen die State­ments eini­ger Unter­neh­mer. Die NAF Neun­kir­che­ner Ach­sen­fa­brik AG ver­zeich­ne aktu­ell eine sehr posi­ti­ve Auf­trags­la­ge, so Erwin Urban, Vor­stand Pro­duk­ti­on und Per­so­nal. „Grund hier­für ist die welt­weit gestie­ge­ne Nach­fra­ge bei nach­wach­sen­den Roh­stof­fen.“ Als Lie­fe­rant für Antriebs­sy­ste­me für Forst‑, Bau- und Ern­te­ma­schi­nen pro­fi­tie­re die NAF von die­sem Trend. „Beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen könn­ten in den kom­men­den Mona­ten in der Beschaf­fung von Basis-Roh­stof­fen lie­gen, wie Stahl oder Schrott, und dem damit ein­her­ge­hen­den Preisanstieg.“

„Unse­re Geschäf­te lie­fen in den ver­gan­ge­nen 14 Mona­ten außer­or­dent­lich gut, waren die Ver­brau­cher doch gezwun­gen, Zuhau­se zu blei­ben. Auch woll­ten die Kin­der beschäf­tigt wer­den, ent­spre­chend gab es eine Hoch­pha­se für Malen, Basteln und Heim­wer­ken, von der wir pro­fi­tiert haben“, so Dr. Flo­ri­an Hawr­a­nek, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter der C. Kreul GmbH & Co. KG in Hal­lern­dorf. „Durch den Lock­down hat sich der Trend der ver­gan­ge­nen Jah­re wei­ter ver­stärkt: Die gro­ßen Kun­den wer­den immer grö­ßer, die klei­nen ver­schwin­den zusehends.“

Eben­falls eine sehr posi­ti­ve Ent­wick­lung ver­zeich­net die Gebrü­der Waas­ner Elek­tro­tech­ni­sche Fabrik GmbH. „Die Nach­fra­ge der Auto­mo­bil­her­stel­ler und der Indu­strie ist bereits wie­der ange­sprun­gen und auf sehr hohem Niveau. Gera­de Pro­jek­te aus dem Bereich der Elek­tro­mo­bi­li­tät haben enorm an Dyna­mik gewon­nen“, so Dr. Waas­ner. In der Ver­knap­pung und Ver­teue­rung von Roh­stof­fen sieht er der­zeit die größ­ten Risiken.

Auch die GMED Heal­th­ca­re Solu­ti­ons GmbH, Teil der Simon Hege­le Unter­neh­mens­grup­pe, ist gut durch die ver­gan­ge­nen Mona­te gekom­men. „Die Nach­fra­ge aus dem Gesund­heits­sek­tor ist vor­han­den“, so Maxi­mi­li­an Streit, Bereichs­lei­ter Busi­ness Deve­lo­p­ment. „Wir hof­fen, dass uns die Locke­run­gen auf­grund fal­len­der Coro­na­zah­len im ope­ra­ti­ven Geschäft ent­ge­gen­kom­men und das Vor­ge­hen ver­ein­facht, ins­be­son­de­re, wenn wir für unse­re Kun­den Medi­zin­sy­ste­me ins Aus­land trans­por­tie­ren.“ Die Aus­lands­lo­gi­stik war zuletzt mit einem erheb­li­chen Mehr­auf­wand verbunden.

Die unter­schied­li­che Bran­chen­ent­wick­lung haben auch die Stadt­wer­ke Forch­heim GmbH zu spü­ren bekom­men, so deren kauf­män­ni­scher Geschäfts­füh­rer Mathi­as Rez­nik. „Wir ver­zeich­nen teils deut­li­che Ver­brauchs­ver­schie­bun­gen inner­halb des gewerb­li­chen Bereichs. Wegen Home-Office und Home-Schoo­ling, sei es bei Pri­vat­ver­brau­chern auch zu einer ver­stärk­ten Nach­fra­ge nach Strom, Gas und Was­ser gekom­men.“ Rez­nik: „Erhöht hat sich auch die Nach­fra­ge nach unse­ren Telekommunikationsdienstleistungen.“

Büro­kra­tie, Regle­men­tie­run­gen und Steu­er­last Gift für die Konjunktur

Dr. Waas­ner zeigt sich trotz der zurück­hal­ten­den Stim­mungs­la­ge zuver­sicht­lich, dass es auch im Land­kreis Forch­heim in eini­gen Mona­ten wie­der auf­wärts geht. „Dies setzt aber vor­aus, dass der Staat Zurück­hal­tung übt. Genau das kri­ti­sie­ren aber vie­le Unter­neh­mens­ver­tre­ter in der IHK-Kon­junk­tur­um­fra­ge, die die wach­sen­de Büro­kra­ti­sie­rung, Regle­men­tie­rung und Steu­er­last kritisieren.“