Restau­rie­rungs­wis­sen­schaft der Uni­ver­si­tät Bam­berg prä­sen­tiert Kli­ma­Glas-For­schungs­er­geb­nis­se bei der Woche der Umwelt

Symbolbild Bildung

Histo­ri­sche Glas­schei­ben tra­gen zum Res­sour­cen­schutz bei

Aus öko­lo­gi­scher und denk­mal­pfle­ge­ri­scher Sicht sind Fen­ster in denk­mal­ge­schütz­ten Gebäu­den erhal­tens­wert: „Wenn wir histo­ri­sche Glas­schei­ben im Bestand hal­ten und ener­ge­tisch opti­mie­ren, lei­sten wir einen akti­ven Bei­trag zum Res­sour­cen­schutz“, erläu­tert Restau­rie­rungs­wis­sen­schaft­ler Prof. Dr. Paul Bel­len­dorf von der Uni­ver­si­tät Bam­berg in Ver­tre­tung sei­nes Kol­le­gen Prof. Dr. Rai­ner Dre­wel­lo, der das Pro­jekt „Kli­ma­Glas“ lei­tet. Das Pro­jekt­team stellt sei­ne For­schungs­er­geb­nis­se in einer vir­tu­el­len Prä­sen­ta­ti­on am 10. und 11. Juni 2021 bei der sech­sten Woche der Umwelt vor, zu der Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er und die Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt einladen.

Res­sour­cen­schutz statt Abfallglas

„Es ist ein wich­ti­ges Anlie­gen der Denk­mal­pfle­ge, den Cha­rak­ter von histo­ri­schen Gebäu­den zu erhal­ten – auch die Fen­ster“, erklärt Pro­jekt­mit­ar­bei­te­rin Alex­an­dra Schm­öl­der. „Alte Fen­ster sind gera­de des­halb char­mant, weil sie nicht ganz per­fekt und dadurch viel leben­di­ger sind.“ Wel­len, Ein­schlüs­se, gebro­che­nes Licht: Sol­che Effek­te machen histo­ri­sches Fen­ster­glas ein­zig­ar­tig und authen­tisch. Das Pro­jekt „Kli­ma­Glas“ unter­mau­ert erst­mals mess­tech­nisch, dass es neben dem denk­mal­pfle­ge­ri­schen auch ein öko­lo­gi­sches Argu­ment gibt, alte Fen­ster zu erhal­ten. Pro­jekt­mit­ar­bei­te­rin Ruth Ten­schert führt aus: „Wenn für die Glas­pro­duk­ti­on Sand geschmol­zen wird, ver­braucht das vie­le Res­sour­cen. Erhält man die histo­ri­schen Fen­ster, blei­ben die ursprüng­lich ein­ge­setz­ten Roh­stof­fe im Bestand.“ Histo­ri­sche Glas­schei­ben kön­nen Schwer­me­tal­le ent­hal­ten, sodass kein Recy­cling mög­lich ist. Sie enden bis­lang oft als Abfallglas.

Ener­gie­ef­fi­zi­en­te Fenster

Kom­bi­niert man nun bei­spiels­wei­se ein histo­ri­sches Kasten­fen­ster mit einer moder­nen Schei­be, ver­mei­det man Wär­me­ver­lust und senkt somit den CO2-​Abdruck. Es ist nicht nötig, das alte durch ein neu­es, drei­fach­ver­gla­stes Fen­ster zu erset­zen. Das Pro­jekt­team der Uni­ver­si­tät Bam­berg hat für das Pro­jekt unter ande­rem recher­chiert, wie Glas­schei­ben damals her­ge­stellt und wel­che Res­sour­cen dabei ver­braucht wur­den. Es koope­riert mit dem Fraun­ho­fer-Insti­tut für Bau­phy­sik in Holz­kir­chen und Stutt­gart, das meh­re­re modell­haf­te Kon­struk­tio­nen mess­tech­nisch über­wacht und die Ener­gie­ef­fi­zi­enz errech­net hat. Die Mes­sun­gen in der Alten Schäff­le­rei des Klo­sters Bene­dikt­beu­ern bestä­ti­gen etwa, dass ein Kasten­fen­ster in Kom­bi­na­ti­on mit moder­nem Glas ener­gie­ef­fi­zi­ent ist und sich kein Schim­mel im Zwi­schen­raum bildet.

„Kli­ma­Glas“ ist die Kurz­be­zeich­nung für das Pro­jekt „Inno­va­ti­ve Lösun­gen für die ener­ge­ti­sche Ertüch­ti­gung histo­ri­scher Glä­ser und Glas­fen­ster – Pra­xis­ver­su­che in der Alten Schäff­le­rei, Klo­ster Bene­dikt­beu­ern“. Es läuft seit Okto­ber 2018 bis August 2021 und wird vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Umwelt und Ver­brau­cher­schutz mit 543.248 Euro finanziert.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und ein Video über das Forschungsprojekt: