Hofer Bier soll öko­lo­gi­scher werden

Die Braumeisterinnen Monika und Gisela Hansen
Die Braumeisterinnen Monika und Gisela Hansen

Braue­rei Mei­nel koope­riert mit Hoch­schu­le Hof

Die Hofer Mei­nel-Bräu ist nicht nur die letz­te ver­blie­be­ne Fami­li­en­braue­rei der Saal­e­stadt mit einst so schil­lern­der Brau­tra­di­ti­on – die am Fuße des The­re­si­en­st­eins gele­ge­ne Brau­stät­te blickt mitt­ler­wei­le auch auf eine fast drei Jahr­hun­der­te lan­ge Geschich­te zurück. Nun geht das Fami­li­en­un­ter­neh­men einen wei­te­ren Schritt in Rich­tung Zukunft. Zusam­men mit der Hoch­schu­le Hof will man die eige­nen Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se effi­zi­en­ter und res­sour­cen­scho­nen­der gestal­ten. Das Hofer Bier soll damit schon bald auf noch umwelt­freund­li­che­rem Weg gebraut wer­den als bisher.

Dr. Andy Gradel und Chri­stoph Hof­mann sind Wis­sen­schaft­ler am Insti­tut für Was­ser- und Ener­gie­ma­nage­ment der Hoch­schu­le Hof (iwe). Zusam­men mit Prof. Dr. Tobi­as Ples­sing, dem wis­sen­schaft­li­chen Lei­ter des Insti­tu­tes, set­zen sie der­zeit ein Vor­ha­ben des EFRE-Pro­jek­tes „Grü­ne Tech­no­lo­gie­werk­statt Hof“ an einer Stät­te um, die Bier­kenner und Freun­de der „Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken“ aus gutem Grund als „beson­ders“ bezeich­nen wür­den: „Es ist für uns eine wun­der­ba­re Auf­ga­be eines der bekann­te­sten Fami­li­en­un­ter­neh­men unse­rer Regi­on auf dem Weg hin zu einer res­sour­cen­scho­nen­de­ren Pro­duk­ti­on beglei­ten zu dür­fen“, so Dr. Andy Gradel.

Ana­ly­se und Dokumentation

Die Arbeit der Wis­sen­schaft­ler besteht der­zeit dar­aus, die Ener­gie­strö­me der ehr­wür­di­gen Tra­di­ti­ons­braue­rei genau unter die Lupe zu neh­men und jedes mög­li­che Ein­spar­po­ten­zi­al zu ermit­teln. „Wir gehen dabei in jedes auch noch so klei­ne Detail“, so Chri­stoph Hof­mann. Zusam­men mit Braue­rei­mit­ar­bei­tern um die bei­den Brau­mei­ste­rin­nen Moni­ka und Gise­la Han­sen wur­den alle Ener­gie­ver­brauchs­stel­len inner­halb des Pro­duk­ti­ons­kreis­lau­fes ermit­telt und Ver­brauchs­pro­fi­le, Durch­flüs­se und Tem­pe­ra­tu­ren umfang­reich doku­men­tiert. Min­de­stens ein­mal im Monat ist man vor Ort, um noch feh­len­de Daten zu erhe­ben oder zu überprüfen.

Digi­ta­ler Brauerei-Zwilling

„Dann beginnt die eigent­li­che Arbeit“, so Prof. Tobi­as Ples­sing. „Am Rech­ner nut­zen wir alle gewon­ne­nen Daten, um einen digi­ta­len Zwil­ling der Braue­rei zu erstel­len. Dort las­sen sich dann – zum Bei­spiel über die Ver­än­de­rung varia­bler Fak­to­ren – auch Ein­spar­po­ten­zia­le berech­nen. Dies kann die Braue­rei natür­lich nut­zen, um Ener­gie zu spa­ren.“ Doch es geht bei dem Pro­jekt bei­lei­be nicht nur um blan­kes Strom­spa­ren: „Am Ende des Pro­zes­ses wer­den wir Vor­schlä­ge machen, wie man inno­va­ti­ve Ansät­ze zur Ener­gie­ge­win­nung und ‑nut­zung in die bestehen­de Anla­ge inte­grie­ren kann, um so die Öko­bi­lanz wei­ter zu ver­bes­sern“, erläu­tert Dr. Andy Gradel.

Ener­gie­ef­fi­zi­enz und CO2-Einsparung

Für die Fami­li­en­braue­rei Mei­nel selbst ist die Arbeit der Wis­sen­schaft­ler mehr als nütz­lich: „Gera­de für uns als Mit­tel­ständ­ler im Wett­be­werb mit Groß­braue­rei­en spie­len Ener­gie­ef­fi­zi­enz und Ener­gie­ko­sten eine immer grö­ßer wer­den­de Rol­le. Wir sind dar­um sehr glück­lich, dass wir mit den For­schern der Hoch­schu­le Hof so kom­pe­ten­te Part­ner gefun­den haben, um unse­re Pro­duk­ti­on zu opti­mie­ren und gleich­zei­tig etwas für die Umwelt tun zu kön­nen“, so Brau­mei­ste­rin Moni­ka Han­sen. Auch Lebens­ge­fähr­te, Diplom-Brau­mei­ster und Wirt­schafts­in­ge­nieur Karl-Lud­wig Rieck stimmt zu: „Für uns ist die Zusam­men­ar­beit mehr als posi­tiv: Wir gewin­nen eine grö­ße­re Trans­pa­renz über unse­re Ener­gie­flüs­se und erhal­ten zudem ein Kon­zept zur Ein­spa­rung von CO2 für ein öko­lo­gi­sche­res Produkt.“

Gleich­blei­ben­de Qua­li­tät und Geschmack

Zustan­de gekom­men war der Kon­takt zwi­schen Braue­rei und For­schern der Hoch­schu­le Hof übri­gens auf einem der vie­len Braue­rei­fe­ste, die vor der Pan­de­mie dort statt­fan­den: „Ich war häu­fi­ger mit mei­ner Band dort als Musi­ker zu Gast und irgend­wann kommt man eben ins Gespräch. So ent­stand die Idee, die Braue­rei ener­ge­tisch zu opti­mie­ren“, erzählt Chri­stoph Hof­mann. In einem, so Dr. Andy Gradel, war man sich aller­dings von Anfang an einig: „Kei­ne der anste­hen­den Ver­än­de­run­gen darf Ein­fluss auf die Qua­li­tät oder den Geschmack des Hofer Bie­res haben.“

Das Pro­jekt „Grü­ne Tech­no­lo­gie­werk­statt Hof“ läuft noch bis Ende des Jah­res und wird vom Euro­päi­schen Fond für regio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) gefördert.