Coburg: Grüne Jugend fordert die Einführung einer Biotonne

Wie stellst Du dir Coburg und Umgebung 2050 vor?
Ist Dein Coburg der Zukunft noch genauso lebenswert wie das heutige?

Um unsere Zukunft lebenswert zu gestalten versuchen wir alle unser Bestes, fahren Fahrrad, vermeiden Plastik und trennen unseren Müll. Kleine Beiträge, die zusammengenommen große Wirkung haben. Doch gerade bei der Mülltrennung haben Coburg, Kronach, Lichtenfels, sowie Sonneberg, noch nicht mal deutschen Standard erreicht und könnten auch ihren kleinen Beitrag zu besseren Wiederverwertung von Müll leisten:

Eine Biotonne.

In fast ganz Deutschland normal, war es nicht ganz einfach herauszufinden, warum es in Coburg keine gibt. Bei der Suche stößt man auf die Bifa-Untersuchung von 2015. Hier wurde zum Thema untersucht, in wie weit eine gesonderte Verwertung von organischem Abfall sich für den Landkreis Coburg lohnt. Diese Untersuchung ist eine gute Grundlage für die Diskussion. Es ist allerdings zu erwähnen, dass die Berechnungen generell pessimistisch angestellt wurden. So wird in der
Untersuchung im best-case-Szenario von 28 Kilogramm Haushalts-Biomüll pro Kopf im Jahr ausgegangen, wo deutschlandweit dieser Wert je nach Situation bei durchschnittlich 59 liegt.

Die öffentliche Auseinandersetzung mit Biotonnen im Landkreis ist notwendig. Aus der Bifa-Untersuchung und im Gespräch mit dem Institut wird klar, die bloße Einführung einer Biotonne bringt wenig, wenn nicht die Bevölkerung mitgenommen wird. Bei ausreichendem Verständnis und guter Kooperation hingegen kann eine solche Wiederverwertung organischen Mülls zum Erfolg werden und Coburg endlich deutschen Standard erreichen. Der unrühmliche erste Platz im
bayerischen Restmüll sollte zukünftig nicht verteidigt werden. Auch die Landkreise Kronach und Lichtenfels, weil im ZAW zusammen geschlossen, schneiden sehr schlecht ab und haben bis zu 100 Kilogramm mehr Restmüll im Jahr pro Kopf als andere Landkreise in Bayern.

Das aktuelle System zur Wiederverwertung von organischem Abfall ist nutzlos. Seit 2015 mussten die Kommunen eine getrennte Erfassung von organischen Müll anbieten, so schreibt es das Kreislaufwirtschaftsgesetz vor. Coburg und Umgebung haben die gesetzliche Lücke genutzt und ein Alibi-System eingeführt. Denn in der Tat können alle Bürger*innen ihren Biomüll zum nächsten Wertstoffhof bringen, wo dieser in einzelnen Tonnen gesammelt und abgeholt wird. Für den
gesamten Stadtkreis Neustadt, zum Beispiel, gibt es zwei Tonnen hierfür. Kaum jemand weiß davon und fast niemand nutzt es. Dies ist politisch gewollt.
Das geläufgste Gegenargument ist, dass auf dem Land viele Haushalte einen Kompost führen würden. Verlässliche Zahlen hingegen gibt es kaum und zusätzlich können nicht alle biologischen Reste hier verwertet werden. Tierknochen, Zitrusfrüchte oder Fleischreste dürften, zum Beispiel, nicht in den heimischen Kompost – in die Biotonne schon. Zu Hause kann die Abwärme des Gärungsprozesses nicht genutzt werden, entstehende Lachgase und Methan nicht ausgefltert
werden – mit der Biotonne schon.

Insgesamt widersprechen sich Biotonne und häuslicher Kompost nicht, sie ergänzen sich. Traunstein hat hier gute Kompromisse gefunden und seit Dezember
Biotonnen. Das Bundesumweltministerium fährt seit letztem Jahr eine viel unterstützte Kampagne um Kommunen und Bevölkerung aktiv dabei zu helfen, Biotonnen einzuführen. Es kann nicht sein, dass wir verwertbare organische Reste, die bis zu knapp ein Drittel unseres täglichen Mülls ausmachen, einfach so verbrennen. Biomüll fällt überall an. Auch Coburg hat ausreichend viele Haushalte im Siedlungsbau und ohne eigenen Gartenbereich, hier ist kein eigener Kompost
möglich. Diesen Menschen wird keine ernsthafte Chance geboten, ihren Bioabfall umweltfreundlich zu verwerten.

Mit Verweis auf die Karte des Naturschutzbundes:

Biotonnen funktionieren und werden angenommen – nicht nur in Großstädten. Der Landkreis Coburg sollte mit Kommunen in Kontakt
treten, um Erfahrungen über die Biotonne auszutauschen und sich beraten zu lassen. Um ähnlich urbanisierte Landkreise mit Biotonne zu nennen: die Haßberge, Hof, Kreis Bayreuth, Kreis Schweinfurt, Kreis Würzburg und viele mehr. Natürlich kostet eine Umstellung Geld – aber Folgen des Klimawandels auch: Dürren,
Wassermangel, Gesundheitskosten (Hitze, Hautkrebs,…) und Ähnliches werden uns auf lange Sicht nur noch mehr Geld, Leben und Natur kosten.10,11 Finanzielle Belastungen bei der Einführung einer Biotonne können wir umstrukturieren, zum Beispiel durch Bezahlen des Mülls pro Kilogramm Restmüll – schließlich ist das der umweltschädlichste Müll von allen und sollte (so wie Abfall generell) vermieden werden. Die Gemeinde Schweinfurt schafft zum Beispiel auf diese Weise
Anreiz. Bioabfall ist der einzige unvermeidbare Müll. Eine Biotonne ist nicht der entscheidende Schritt zur Klimaneutralität, aber sie ist ein kleiner
Schritt von vielen!

Coburg und Umgebung haben diese Chance bisher verpasst: Hier können Arbeitsplätze geschaffen werden, die einen essenziellen Beitrag zu unserer Kreislaufwirtschaft ausmachen. Nachhaltig und systemrelevant! Der ZAW-Zusammenschluss ist für eine flächendeckende Einführung sinnvoll.
Um ein letztes Mal auf die deutschlandweite Analyse des Umweltbundesamtes einzugehen: „Eine grundsätzliche Systemfrage [der Biotonne] stellt sich nicht. Der positive Effekt einer haushaltsnahen getrennten Sammlung von nativer Organik über eine Biotonne konnte in den Analysen eindeutig belegt
werden.“

Es ist an der Zeit aktiven Klimaschutz zu betreiben – um uns, andere und unsere lebenswerte Natur zu schützen!
Die Richtung unserer Umweltpolitik ist bereits beschlossen:

Bis 2030 sollen alle EU-Länder ihren CO2-Ausstoss halbieren,

bis 2050 müssen wir spätestens klimaneutral sein.15

Wir haben glücklicherweise schon viele technischen Möglichkeiten für ein nachhaltiges Leben. Die Frage ist jetzt, wie schnell schaffen wir die Umstellung?
Lasst uns gemeinsam an einer lebenswerten Zukunft arbeiten!

Grüne Jugend Coburg
mit Unterstützung der Kreisgruppe Bund Naturschutz Coburg