BUND Natur­schutz kauft Moor­teich bei Selb

Am Breiten Teich. Alfred Terporten-Löhner, Dr. Manfred Scheidler, Richard Mergner und Karl Paulus, Foto: Johanna Machala
Am Breiten Teich. Alfred Terporten-Löhner, Dr. Manfred Scheidler, Richard Mergner und Karl Paulus, Foto: Johanna Machala

Natur-Juwel am Grü­nen Band Bayern-Tschechien

Mit dem kürz­lich erfolg­ten Ankauf des „Brei­ten Teichs“ bei Selb konn­te ein wei­te­res Natur­schutz­pro­jekt in Ober­fran­ken ent­schei­dend vor­an­ge­bracht wer­den. Der Brei­te Teich liegt im Osten von Selb, unweit der baye­risch-tsche­chi­schen Gren­ze. Er ist nach dem Wei­ßen­städ­ter See das zweit­größ­te Bin­nen­ge­wäs­ser und einer der öko­lo­gisch wert­voll­sten Tei­che im Fich­tel­ge­bir­ge. Er ist einer der her­aus­ra­gen­den Berei­che eines aus­ge­dehn­ten, grenz­über­grei­fen­den Moor­kom­ple­xes ent­lang der baye­risch-tsche­chi­schen Gren­ze. Der Ankauf durch den BN erfolg­te mit Unter­stüt­zung durch das Kli­ma­pro­gramm Bay­ern 2050.

Vertreter*Innen der Regie­rung von Ober­fran­ken, der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de im Land­kreis Wun­sie­del und des BN besich­tig­ten im Rah­men eines Orts­ter­mins das Moorgebiet.

„Wir sind sehr stolz, dass wir einen so gro­ßen Teil des Moor­kom­ple­xes am Grü­nen Band Euro­pa, dem Lebens­raum­ver­bund ent­lang des ehe­ma­li­gen Eiser­nen Vor­hangs, sichern konn­ten. So schaf­fen wir eine wei­te­re „Rip­pe“ an das öko­lo­gi­sche Rück­grat Grü­nes Band. Moo­re wie die­ses hier spei­chern auf Dau­er gro­ße Men­gen CO2, sie sind für den Kli­ma­schutz uner­setz­li­che Sen­ken die­ses Kli­ma­ga­ses und gleich­zei­tig hot spots der Arten­viel­falt“, so Richard Mer­gner, Vor­sit­zen­der des BUND Natur­schutz in Bay­ern e.V. „Bay­ern­weit müs­sen alle Moo­re gesi­chert und rena­tu­riert wer­den. Der Schutz von Moo­ren und die Wie­der­an­he­bung des Grund­was­ser­stan­des sind wich­tig für den Kli­ma- und Natur­schutz und wer­den von uns des­halb auch schon seit Jahr­zehn­ten ein­ge­for­dert und auf eige­nen Flä­chen selbst umgesetzt.“

„Die Siche­rung die­ses über­re­gio­nal und grenz­über­grei­fend bedeut­sa­men Lebens­rau­mes war uns schon lan­ge ein wich­ti­ges Anlie­gen und ist uns nun dank inten­si­ver Zusam­men­ar­beit gelun­gen. Betei­ligt waren neben unse­rer BN Kreis­grup­pe der BN-Lan­des­ver­band, die Unte­re Natur­schutz­be­hör­de – Ste­fan Schür­mann – und die Höhe­re Natur­schutz­be­hör­de bei der Regie­rung – Dr. Man­fred Scheid­ler. Auch das Fach­gut­ach­ten von Wal­ter Hol­le­ring, ein guter Kol­le­ge beim Lan­des­bund für Vogel­schutz hat zum Erfolg des Pro­jekts bei­getra­gen“, so Alfred Ter­por­ten-Löh­ner, 1. Vor­sit­zen­der der Kreis­grup­pe in Wunsiedel.

Dr. Man­fred Scheid­ler aus dem Sach­ge­biet Natur­schutz bei der Regie­rung von Ober­fran­ken betont, dass der Kauf durch den BN für den ober­frän­ki­schen Natur­schutz ein gro­ßer Wurf sei. „Der BN ist für uns hier ein sehr guter Part­ner. Nur gemein­sam wird es uns gelin­gen, die anspruchs­vol­len Zie­le der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung hin­sicht­lich Moor­re­natu­rie­run­gen und Kli­ma­schutz zu errei­chen. Ich bin sehr zuver­sicht­lich, dass hier in guter Zusam­men­ar­beit mit BN und auch den Baye­ri­schen Staats­for­sten ein Moor­ge­biet von über­re­gio­na­ler Bedeu­tung ent­wickelt und gesi­chert wer­den kann.“

Der nähr­stoff­ar­me Moor­teich mit brei­ten Ver­lan­dungs­zo­nen und Moor­bil­dun­gen allei­ne ist bereits 14,3 Hekt­ar groß. „Das gesam­te Gebiet ist ins­ge­samt aller­dings sogar fast 17 Hekt­ar groß. Ein wah­res Natur­ju­wel“, ergänzt der Pro­jekt­lei­ter Karl Pau­lus,. „Der Teich ist Lebens­raum für eine Rei­he von Was­ser­vö­geln und Nah­rungs­ha­bi­tat des See­ad­lers. Von her­aus­ra­gen­der Bedeu­tung ist auch das Vor­kom­men des vom Aus­ster­ben bedroh­ten Moorfrosches.“

Am Brei­ten Teich haben auch Rund­blätt­ri­ger Son­nen­tau, Kreuz­ot­ter, Hoch­moor-Perl­mutt­fal­ter oder der Sechs­män­ni­ge Tän­nel ein Zuhau­se gefun­den haben. Mit dem 1997 auf tsche­chi­scher Sei­te aus­ge­wie­se­nen und 11,5 ha gro­ßen Natur­schutz­ge­biet „Ztra­cený ryb­ník“ (wört­lich „ver­lo­re­ner Teich“) besteht unmit­tel­bar über die Gren­ze hin­weg ein wei­te­rer öko­lo­gisch her­aus­ra­gen­der Moor­be­reich. Der Ankauf sichert den baye­ri­schen Part die­ses grenz­über­grei­fen­den Moor-Lebensraumverbundes.

War­um ein Ankauf?

Dass der Ankauf wich­tig ist, begrün­det sich nicht nur in der Pla­nungs­un­si­cher­heit im Fich­tel­ge­bir­ge – denn heut­zu­ta­ge weiß man nie, was pas­sie­ren kann: Ein Inve­stor, der plötz­lich ein coo­les Tou­ris­mus-Pro­jekt aus dem Hut zau­bert, oder doch ein Teich­wirt, der den natur­na­hen Moor­teich wie­der in einen Karp­fen­teich ver­wan­deln will?

Das Haupt­an­lie­gen ist hier der lang­fri­sti­ge Schutz die­ses Gebie­tes: mit dem Ankauf wer­den auch die Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen, not­wen­di­ge Sanie­rungs- sowie Opti­mie­rungs­maß­nah­men durch­zu­füh­ren. Die Nah­erho­lung am Brei­ten Teich für die Sel­ber soll auf jeden Fall erhal­ten blei­ben. Zur Ver­bes­se­rung der Öko­lo­gie sind eini­ge Gestal­tungs­maß­nah­men erfor­der­lich, dazu ist der BN schon wegen der hohen staat­li­chen För­de­rung verpflichtet.

Wie kam es zum Brei­ten Teich?

Karl Pau­lus, ehe­ma­li­ger BN-Kreis­grup­pen­ge­schäfts­füh­rer und seit zwei Jah­ren „Rent­ner im Unru­he­stand“, hat vor einem hal­ben Jahr ehren­amt­lich den Auf­trag über­nom­men, neue gro­ße Natur­schutz­pro­jek­te für den BUND Natur­schutz in Wun­sie­del zu ent­wickeln. Im Rah­men sei­ner inten­si­ven Recher­che im gan­zen Land­kreis stieß er unter ande­rem auch auf den Brei­ten Teich, des­sen Zukunft unge­wiss war. Eine kom­pli­zier­te Situa­ti­on mit Erben­ge­mein­schaft, die Gefähr­dung der Teich­öko­lo­gie und der Sanie­rungs­be­darf erfor­der­ten etwas Geschick. Weil eine hohe staat­li­che För­de­rung (90%) aus dem Baye­ri­schen Kli­ma­schutz­pro­gramm 2050 mög­lich war und dem Gebiet auch von der Regie­rung eine hohe öko­lo­gi­sche Wer­tig­keit beschei­nigt wur­de, brauch­te es nur noch die Karl Pau­lus eige­ne Beharr­lich­keit, so dass die­ser „Glücks­fall für den Natur­schutz“ pas­sie­ren konnte.