ETA Hoff­mann Thea­ter Bam­berg – Deutsch­spra­chi­ge Erst­auf­füh­rung „Der Stock“

"Der Stock", Szenenfoto: Martin Kaufhold
"Der Stock", Szenenfoto: Martin Kaufhold

Edward steht kurz vor der Pen­sio­nie­rung als Leh­rer, doch es for­miert sich Pro­test, der den sal­bungs­vol­len Abgang ver­hin­dert: Vor dem Haus skan­die­ren die Schüler*innen und wer­fen mit einem Stein die Fen­ster­schei­be ein. Die Kin­der haben her­aus­ge­fun­den, dass Edward frü­her Jun­gen mit dem Stock gezüch­tigt hat. Schnel­le Schlä­ge aus dem rich­ti­gen Win­kel, damit die Haut nicht auf­platzt. Alles doku­men­tiert, von den Eltern der Jun­gen erlaubt und vom Direk­tor gegen­ge­zeich­net. Es war damals so. Heu­te ist es anders.

Edwards Toch­ter Anna kon­fron­tiert den Vater mit sei­ner Schuld. Sie, die beruf­lich dafür sorgt, dass vor allem sol­che wie Edwards Schu­len pri­va­ti­siert wer­den, sorgt für einen hef­ti­gen Streit. Anna atte­stiert der heu­ti­gen Gene­ra­ti­on ein „viel schär­fe­res Bewusst­sein für The­men wie Zwang, Über­grif­fig­keit, Gewalt“, Mut­ter Mau­re­en hält die Schüler*innen für „ver­zär­telt“, Edward mut­maßt, dass er viel­leicht „das Opfer von zu vie­len dum­men Frau­en“ ist. Die sich ver­meint­lich sor­gen­de Mut­ter, die neo­li­be­ra­le Toch­ter und der altern­de Patri­arch im dro­hen­den Bedeu­tungs­ver­lust lie­fern sich einen Schlag­ab­tausch, der den Gene­ra­tio­nen­kon­flikt eben­so offen­bart wie die dys­funk­tio­na­len Fami­li­en­ge­flech­te. Kei­ner ist bereit, sei­nen Stand­punkt zu ver­las­sen, ob aus wah­rer Über­zeu­gung oder blo­ßem Oppor­tu­nis­mus den Fami­li­en­mit­glie­dern gegen­über, ist nicht auszumachen.

Mark Ravenhill gehört zu den bri­ti­schen Theaterautor*innen, die sich nicht vor Här­ten und Abgrün­den scheu­en. In „Der Stock“ kommt durch die gna­den­los bis­si­gen Dia­lo­ge der Kern der Debat­te um Macht­miss­brauch zum Vor­schein, alt­her­ge­brach­te Auf­fas­sun­gen zer­bre­chen an den Anfor­de­run­gen der Gegen­wart, poli­ti­sche Über­zeu­gun­gen rei­chen weit ins Pri­va­te hin­ein, sind dort viel­leicht erwach­sen und unauflösbar.

Mark Ravenhill – DER STOCK

Pre­miè­re | Deutsch­spra­chi­ge Erst­auf­füh­rung | Do. 20.05.21 | 19:00 Uhr | Studio

  • Regie: Mat­thi­as Köhler
  • Büh­ne: und Kostü­me Ran Chai Bar-Zvi
  • Dra­ma­tur­gie: Vic­to­ria Weich
  • Beset­zung: Flo­ri­an Wal­ter, Katha­ri­na Bren­ner, Marie-Pau­li­na Schendel
  • Wei­te­re Vor­stel­lun­gen: 26., 27. Mai | wei­te­re Ter­mi­ne folgen

Tickets gibt es an der Thea­ter­kas­se (Di.-Sa. 11–14 Uhr; Mi. 16–18 Uhr / Tel. 0951 87 3030; kasse@​theater.​bamberg.​de) oder online auf thea​ter​.bam​berg​.de.

Das Hygie­ne­kon­zept des ETA Hoff­mann Thea­ters ist auf www​.thea​ter​.bam​berg​.de abrufbar