Peg­nitz: „Gepflegt zu Hau­se“ – Akti­on zum inter­na­tio­na­len Tag der Pflege

Am inter­na­tio­na­len Tag der Pfle­ge lud Susan­ne Bau­er, Direkt­kan­di­da­tin der Grü­nen zur digi­ta­len Run­de: „Gepflegt zu Hau­se“. „Rund 75% der Men­schen mit Pfle­ge­be­darf wer­den zu Hau­se ver­sorgt, von Ange­hö­ri­gen, teils mit der Unter­stüt­zung pro­fes­sio­nel­ler Pfle­ge­kräf­te. Erho­lung und Ent­la­stung für sie gibt es sel­ten: einen Kurz­zeit­pfle­ge­platz zu bekom­men oder einen Pfle­ge­dienst der mal eben ein­sprin­gen kann, wenn nötig – ist schwer“, so Bau­er.

Andre­as Krahl, pfle­ge­po­li­ti­scher Spre­cher der Land­tags­frak­ti­on „Der Tag der Pfle­ge ist eigent­lich der Pro­fes­si­on gewid­met und ohne dass wir die­sen Beruf auf­wer­ten und attrak­tiv machen, wird es kaum mög­lich sein, die vie­len pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen zu ent­la­sten“. Der Pfle­ge­not­stand ist weder neu noch aus­zu­sit­zen, ange­sichts der demo­gra­fi­schen Ent­wick­lung hat beson­ders Ober­fran­ken höch­sten Hand­lungs­druck. „Wir wer­den die­ses Pro­blem nur lösen, wenn wir die strik­te Sek­to­ren­auf­tei­lung zwi­schen Grund­pfle­ge und Behand­lungs­pfle­ge im ambu­lan­ten Bereich auf­lockern und den indi­vi­du­el­len Bedarf in den Blick neh­men“ so Krahl.

Die gera­de eben been­de­te Pfle­ge­stu­die des VDK soll auch dar­über Auf­schluss geben, Yvonne Knob­loch, Lei­te­rin des Bera­tungs­te­le­fons „Pfle­ge und Woh­nen“ des VdK Bay­ern e.V. führt aus: „Wir haben mit unse­rer Befra­gung offe­ne Türen ein­ge­rannt. Tau­sen­de pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge haben mit­ge­macht. In ihren per­sön­li­chen Rück­mel­dun­gen wur­de deut­lich, wie froh sie sind, dass end­lich nach ihren Bedürf­nis­sen gefragt wird, ihre enor­me täg­li­che Lei­stung Aner­ken­nung fin­det und aus den Ergeb­nis­sen kon­kre­te For­de­run­gen für den häus­li­chen Pfle­ge­all­tag entstehen.“

Und nicht nur älte­re Men­schen haben Pfle­ge­be­dar­fe: beson­ders groß sind die Aus­wir­kun­gen auf Fami­lie und Part­ner­schaft, wenn eine Erkran­kung in jün­ge­ren Jah­ren ein­tritt. Danie­la Stöcker-Dol­lin­ger berich­tet aus der Per­spek­ti­ve einer Frau mit­ten im Leben, neben den ganz per­sön­li­chen Erfah­run­gen, die sie in der Beglei­tung ihres Man­nes gemacht hat, hält sie fest: „Es braucht fle­xi­ble, unbü­ro­kra­ti­sche und prak­ti­ka­ble Lösun­gen, wenn Ange­hö­ri­ge daheim gepflegt wer­den, kei­ne Hin­der­nis­se. Manch­mal habe ich den Ein­druck, dass es gar nicht gewollt ist, dass Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen bean­tragt wer­den. Pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge brau­chen Ihre Kraft um den All­tag zu bewäl­ti­gen und zu mana­gen, nicht für den Kampf mit Pfle­ge­kas­sen, Kran­ken­kas­sen oder Behörden.“

Aus ganz unmit­tel­bar eige­ner Erfah­rung als Beatmungs­pa­ti­en­tin brach­te Sozi­al­ar­bei­te­rin Cor­ne­lia Ermei­er ihre Per­spek­ti­ve ein: „Die Dis­kus­si­on um Zustän­dig­kei­ten und unter­schied­li­che Lei­stungs­ver­gü­tun­gen en zwi­schen Kran­ken­kas­sen und Bezir­ken kostet oft Ner­ven und Zeit: dabei müs­se Hil­fen bedarfs­ge­recht sein und indi­vi­du­ell und das heißt nicht pau­schal teu­rer“ Mit der grü­nen Frak­ti­on und dem gelern­ten Kran­ken­pfle­ger und nun Bür­ger­mei­ster im Ahorn­tal, Flo­ri­an Que­stel, hat Bau­er einen Antrag auf einen Pfle­ge­stütz­punkt Kreis­tag gestellt: „Die Bera­tung muss qua­li­fi­ziert sein und unab­hän­gig und vor allem gut zugäng­lich: Vie­les was im Land­kreis schon auf­ge­baut wur­de an sinn­vol­len Hil­fen könn­te hier­mit noch ein­mal viel brei­ter umge­setzt und ver­tre­ten wer­den“. Eine For­de­rung, die auch der VdK Bay­reuth bereits for­mu­lier­te. Den inter­na­tio­na­len Tag nutz­te auch die Beleg­schaft der Sana-Kli­nik um mit dem dgb in Peg­nitz gegen den Stel­len­ab­bau in Ober­fran­ken zu pro­te­stie­ren: „Der Abbau von Stel­len ist abso­lut unver­ständ­lich – die Arbeit muss gemacht wer­den: tat­säch­lich geht es nur dar­um Stel­len über Sub­un­ter­neh­mer zu beset­zen: dann mit schlech­te­ren Bedin­gun­gen für die Arbeitnehmer*innen. Des­halb ist die­ser Pro­test mehr als berech­tigt – Sozia­le Arbeit muss poli­tisch und laut sein und braucht jetzt unse­re Soli­da­ri­tät!“ so Bau­er.