Sonn­tags­ge­dan­ken: Aus dem hei­li­gen Evan­ge­li­um nach Johannes

Symbolbild Religion
Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

„In jener Zeit sprach Jesus zu sei­nen Jün­gern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in mei­ner Lie­be! Wenn ihr mei­ne Gebo­te hal­tet, wer­det ihr in mei­ner Lie­be blei­ben, so wie ich die Gebo­te mei­nes Vaters gehal­ten habe und in sei­ner Lie­be blei­be. Dies habe ich euch gesagt, damit mei­ne Freu­de in euch ist und damit eure Freu­de voll­kom­men wird. Das ist mein Gebot, dass ihr ein­an­der liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt kei­ne grö­ße­re Lie­be, als wenn einer sein Leben für sei­ne Freun­de hin­gibt. Ihr seid mei­ne Freun­de, wenn ihr tut, was ich euch auf­tra­ge. Ich nen­ne euch nicht mehr Knech­te; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Viel­mehr habe ich euch Freun­de genannt; denn ich habe euch alles mit­ge­teilt, was ich von mei­nem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, son­dern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch auf­macht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in mei­nem Namen bit­tet. Dies tra­ge ich euch auf, dass ihr ein­an­der liebt.“

„Liebt ein­an­der!“ Das sagt er so ein­fach, die­ser Jesus.

„Lie­bet ein­an­der!“ Aber was heißt denn das? „Lie­ben!“

Wenn Sie, lie­be Freun­de, unse­re Fern­seh­ka­nä­le abends durch­zap­pen, da kön­nen Sie schon ahnen, was „lie­ben“ für vie­le bedeu­tet: Vie­le set­zen „Lie­be“ ein­fach mit Ero­tik gleich. Aber kann das wirk­lich alles sein? Ich bin sicher, dass die­se Art von Lie­be Jesus mit sei­nem Gebot nicht gemeint hat. Da muss mehr dahin­ter sein.

Auch die Vor­stel­lung der alten Grie­chen, „Lie­be“ mit dem Voll­kom­me­nen zu ver­glei­chen, bedeu­te­te, dass es sich bei Lie­be um ein Stre­ben nach Voll­kom­men­heit han­de­le, dass das Unvoll­kom­me­ne den Men­schen in die Tie­fe zie­he und nur das Voll­kom­me­ne den Men­schen empor­blicken lasse.

Das kann wohl Jesus auch nicht gemeint haben. Was aber hat Er getan?

Er hat Men­schen so ange­nom­men wie sie sind. Er hat kei­nen aus­ge­schlos­sen, son­dern ganz im Gegen­teil: Er ist auf die Aus­ge­schlos­se­nen zugegangen.

Das lässt mich ahnen, was „Lie­ben“ in sei­nem Sin­ne bedeu­tet: „Ertragt einander!“

Das meint auch Pau­lus, wenn er sagt: „Einer tra­ge des ande­ren Last!“

Über­le­gen wir doch ein­mal: Wenn jemand da ist, der mich so annimmt wie ich bin, der mei­ne star­ken wie auch mei­ne schwa­chen Sei­ten aus­hält, wenn jemand mich nicht ver­än­dern möch­te, son­dern mich ermu­tigt, mich sel­ber anzu­neh­men und auch mei­ne wun­den Stel­len und mei­ne Schwä­chen zu lie­ben? Tut mir das nicht gut? Ist es nicht genau das, was heu­te so vie­le Men­schen vermissen?

Mit „Liebt ein­an­der“ möch­te er uns allen sagen: „Ertragt ein­an­der und nehmt euch so an, wie jeder von euch ist! Tragt mit­ein­an­der die Lasten des Lebens.

Was wäre das für eine Gesell­schaft, in der einer den ande­ren trägt und erträgt? Wür­den da nicht so viel weni­ger Ego­is­mus und Selbst­ge­rech­tig­keit herrschen?

Mag sein, dass das noch nicht der Höhe­punkt einer Lie­bes­be­zie­hung ist. Ich wäre manch­mal aber schon froh, wenn wir uns zumin­dest ein Stück weit dort­hin bewe­gen würden.

Ich wäre froh, wenn wir eine Gesell­schaft und eine Kir­che wären, die bei­de genau so, im Jesu Sin­ne han­del­ten: die jede und jeden so annäh­men wie sie und er sind und die die Lasten der Men­schen mittrügen.

Das möch­te ich Ihnen für die­se Woche wün­schen: Men­schen, die Sie so anneh­men wie Sie sind und mit Ihnen ver­su­chen, Ihre Lasten mit­zu­tra­gen und Sie auch mit Ihren Schwä­chen zu lieben.

Fan­gen wir also sel­ber an, den ande­ren so anzu­neh­men, wie er ist und auch sei­ne Schwä­chen und Feh­ler zu lieben.

Denn so kön­nen wir unser Umfeld ein wenig mensch­li­cher machen.

In die­sem Sin­ne, einen geseg­ne­ten Sonn­tag und alles Lie­be und Gute!

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herold­bach und Hausen