Ver­hand­lung vor dem Amts­ge­richt Bam­berg: Schwarz­afri­ka­ner zeigt Hitlergruß

Symbolbild Justiz

Mit einer Viel­zahl von Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen, sowie eini­gen „Heil Hitler“-Rufen sorg­te ein sturz­be­trun­ke­ner 45-jäh­ri­ger Mann aus West­afri­ka am Drei­kö­nigs­tag 2020 mit­ten in Bam­berg für Auf­se­hen. Dafür bekam er nun am Amts­ge­richt Bam­berg die Quit­tung. Straf­rich­te­rin Isa­bell Mar­tin ver­ur­teil­te ihn zu einer sechs­mo­na­ti­gen Bewäh­rungs­stra­fe. „Sie haben sich selbst­ver­schul­det in die­se Lage gebracht“.

Ein son­ni­ger, aber kal­ter Janu­ar­tag ist es. Vie­le Spa­zier­gän­ger sind nach­mit­tags in Bam­berg unter­wegs. Eini­gen fällt ein Schwarz­afri­ka­ner auf, der mit­ten auf der Stra­ße lau­stark „Heil Hit­ler“ und „Sieg Heil“ ruft. Spä­ter wird er sagen „Ich kann mir das erlau­ben“. Ste­hen­blei­ben will frei­lich kei­ner der Pas­san­ten. Der jun­ge Mann, nen­nen wir ihn Momo­dou, macht näm­lich kei­nen sehr ver­trau­ens­wür­di­gen Ein­druck. Zudem sind vier Strei­fen­po­li­zi­sten vor Ort. Aus­ge­rech­net Momo­dou selbst hat kurz zuvor die Poli­zei gerufen.

Nach­dem ihn sei­ne Lebens­ge­fähr­tin mit der Toch­ter ver­las­sen hat, geht es ihm nicht gut. Er hat ver­geb­lich ver­sucht, sei­nen Kum­mer mit Alko­hol und Tablet­ten zu betäu­ben. „Ich habe alles genom­men, was mir zwi­schen die Fin­ger kam“. Dann sieht er nur noch den eige­nen Tod als Aus­weg. „In mei­nem Kopf ist es eska­liert“. Im letz­ten Moment aber mel­det er sich, möch­te frei­wil­lig ins Ner­ven­kli­ni­kum Bam­berg ein­ge­wie­sen wer­den. Doch die War­te­zeit auf den Ret­tungs­dienst zieht sich. Mehr als eine hal­be Stun­de dau­ert es. Momo­dou wird ungeduldig.

Die Lage eska­liert, als Momo­dou glaubt, einen Beam­ten wie­der­erkannt zu haben, der ihm übel mit­ge­spielt hät­te. „Er behaup­tet, ich sei ein Nazi. Außer­dem soll ich ihn geschla­gen haben“, so der Beam­te im Zeu­gen­stand. „All das sind Lügen“. Er sol­le doch sei­ne Rüstung aus­zie­hen, for­dert Momo­dou, der sei­ner­seits das T‑Shirt hoch­zieht und trotz win­ter­li­cher Tem­pe­ra­tu­ren mit nack­tem Ober­kör­per dasteht. „Dann mache ich Dich fer­tig“. Was im Lau­fe des Pro­zes­ses klar wird: Momo­dou hat schon seit bei­na­he zwei Jahr­zehn­ten immer wie­der Ärger mit der Poli­zei. Ein Dut­zend Vor­stra­fen wegen aller Arten von Kör­per­ver­let­zun­gen, Bedro­hun­gen und Belei­di­gun­gen, ver­such­ter räu­be­ri­scher Erpres­sung und Dro­gen­be­sit­zes „Es geht immer so wei­ter. Sie haben nichts dazu gelernt“, so Staats­an­walt Johan­nes Obenauf.

Was folgt ist ein Schwall wüster Belei­di­gun­gen, der von „Bastar­de“ und „Miss­ge­bur­ten“ über „Wich­ser“ und „Scheiß Bul­len“ bis zu „Ras­si­sten“ reicht. Auch ein „Nazi-Sau“ ist zu hören. „Es ist eine Schan­de, dass man sich so etwas als Poli­zist im Ein­satz anhö­ren muss“, ärger­te sich Staats­an­walt Oben­auf. Momo­dou droht dem einen Uni­for­mier­ten gar: „Wenn ich Dich irgend­wo erwi­sche, mache ich Dich kalt“. End­lich kom­men die Sani­tä­ter und neh­men Momo­dou mit. Mit Poli­zei­es­kor­te wird er nach St. Getreu gebracht. Dort misst man 2,4 Pro­mil­le Blut­al­ko­hol. Gewalt­tä­tig ist er die gan­ze Zeit über frei­lich nicht.

Am Ende ver­häng­te Straf­rich­te­rin Isa­bell Mar­tin eine sechs­mo­na­ti­ge Bewäh­rungs­stra­fe. In den näch­sten drei Jah­ren darf sich Momo­dou nichts zuschul­den kom­men las­sen. Er bekommt einen Bewäh­rungs­hel­fer und muss 80 Stun­den gemein­nüt­zi­ger Arbeit bei Life­line Bam­berg ablei­sten. Und er muss sich mit einer Sucht­be­ra­tung und einem Dro­gen­kon­sum-Ver­bot sei­nen Pro­ble­men stel­len. Das wird mit Urin- und Haar-Tests auch kon­trol­liert. „Das ist ihre aller­letz­te Chance“.