Göß­wein­stein: Bekommt die Gemein­de einen Waldkindergarten?

Bar­ba­ra Kraus aus Ühl­eins­hof sieht einen Wald­kin­der­gar­ten für die Gemein­de Göß­wein­stein als gro­ße Berei­che­rung und als Zusatz­op­ti­on, die päd­ago­gi­sche Viel­falt in der Gemein­de zu ver­grö­ßern. Das Kon­zept eines Wald­kin­der­gar­tens stell­te sie nun wäh­rend der Markt­ge­mein­de­rat­sit­zung vor.

 Das Foto zeigt Barbara Kraus als Leiterin des Waldkindergartens Wiesenttal / Foto: Thomas Weichert

Das Foto zeigt Bar­ba­ra Kraus als Lei­te­rin des Wald­kin­der­gar­tens Wie­sent­tal / Foto: Tho­mas Weichert

Bar­ba­ra Kraus, 30 Jah­re alt, stu­dier­te Päd­ago­gin, ist selbst Mut­ter eines 1,5 Jah­re alten Soh­nes und der­zeit Lei­te­rin des Wald­kin­der­gar­tens Wie­sent­tal in Eltern­zeit. Sie wünscht sich für ihr Kind und für so vie­le Kin­der wie nur mög­lich auch in der Gemein­de Göß­wein­stein die Errich­tung eines Wald­kin­der­gar­tens. Mit dem jet­zi­gen päd­ago­gi­schen Betreu­ungs­an­ge­bot in der Regi­on müss­te man min­de­stens nach Streit­berg oder Grä­fen­berg fah­ren um sein Kind in einen Natur­kin­der­gar­ten zu brin­gen. Das ist zeit­rau­bend, nicht umwelt­freund­lich und die Wege zu poten­ti­el­len Freun­den kön­nen unter Umstän­den Kilo­me­ter weit weg sein. Auch für die länd­li­che Regi­on Göß­wein­stein wäre es ein Kon­zept mit Hand und Fuß. Die Kin­der ver­brin­gen den Tag mit ihren Erzie­he­rin­nen bei jedem Wet­ter, zu jeder Wit­te­rung und bei jeder Jah­res­zeit an der fri­schen Luft. Aus­ge­stat­tet mit pas­sen­der Klei­dung, gutem Schuh­werk und stär­ken­der Brot­zeit bie­tet der Wald alles was es braucht.

Durch den täg­li­chen Auf­ent­halt im Wald wird den Kin­dern eine Fül­le an Anre­gun­gen und Erfah­run­gen mit und in der Natur gebo­ten. Das ganz­heit­li­che Erle­ben schult die Sin­ne und macht Gren­zen erleb­bar. Sinn­zu­sam­men­hän­ge kön­nen erlebt wer­den. Die Kin­der grei­fen und begrei­fen nach allen Din­gen und Rei­zen der Natur. Ob eine Hüt­te oder ein Bau­wa­gen den rich­ti­gen Rück­zugs­ort bie­tet kann fle­xi­bel gemein­sam ent­schie­den wer­den. Sicher ist nur, es bleibt ein klei­ner Raum zum Pau­sie­ren, zum Brot­zei­ten bei star­kem Regen und Lager­platz für Stif­te, Sche­ren, Mal- und Bastel­sa­chen und Bücher. Die Kin­der fin­den also weni­ger gefüll­te Spiel­re­ga­le vor, viel­mehr wer­den Natur­schät­ze gesam­melt, Blu­men und Bäu­me wer­den erforscht und bestimmt, oder Mate­ria­li­en aus der Natur wer­den zum Basteln und Malen her­ge­nom­men. Bar­ba­ra Kraus betont, dass weni­ger vor­ge­ge­be­ne Spiel­for­men die kind­li­che Krea­ti­vi­tät för­dert. Kin­der beschäf­ti­gen sich wie­der genau und län­ger mit den Din­gen. Somit wird die Aus­dau­er und die Kon­zen­tra­ti­on von ganz allei­ne geschult. Außer­dem braucht es durch weni­ger Vor­ga­ben eine inten­si­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on. „Logisch, wenn das Kind erst erklä­ren muss, dass der Stecken von gestern, heu­te die Lei­ne eines Hun­des sein kann“, so Kraus Die Weit­läu­fig­keit eines Wald- und Wie­sen­plat­zes bie­tet viel Bewe­gungs­frei­heit und ermög­licht Kin­dern das Lau­fen auf unebe­nem Unter­grund. So kann sich die Grob­mo­to­rik der Kin­der bestens ent­wickeln und dar­auf baut im Nach­gang die Fein­mo­to­rik auf. Der täg­li­che Auf­ent­halt im Frei­en stärkt das Immun­sy­stem und die wohl­tu­en­de Umge­bung von Wald und Wie­se wirkt sich posi­tiv auf die gei­sti­ge und see­li­sche Gesund­heit der Kin­der aus. Bar­ba­ra Kraus geht dar­auf ein, dass es gera­de in der heu­ti­gen schnelllebi­gen und media­len Zeit wich­tig ist, den Kin­dern natur­na­he und ganz­heit­li­che Impul­se zu geben. Beson­ders in den so sen­si­blen ersten Lebens­jah­ren kann man mit einem Wald­kin­der­gar­ten und den dor­ti­gen Erfah­run­gen, Kin­dern ein Stück Ursprung zurück geben. Die Erfah­run­gen wer­den ein Leben lang prä­gen, im Gedächt­nis blei­ben und ein bewuss­ter, nach­hal­ti­ger Umgang mit der Natur entsteht.

Dass der Wald die Kin­der genau­so gut auf die Schu­le und das kom­men­de Leben vor­be­rei­tet, sei mitt­ler­wei­le empi­risch belegt. Spie­le­risch kön­nen auch hier klei­ne Vor­schul­auf­ga­ben gemacht wer­den. Krea­tiv kann die Natur mit­ein­be­zo­gen wer­den und in Ver­bin­dung mit Bewe­gung wird ein inten­si­ves Ler­nen erst mög­lich. Die Kin­der spü­ren den Rhyth­mus des Lebens und den Lauf der Jah­res­zei­ten. Wet­ter und Ern­te­zei­ten wer­den ganz anders wahr­ge­nom­men. Der Kreis­lauf der Natur wird erlebt. Bar­ba­ra Kraus erklär­te eben­falls, dass ein Grund­stück ihrer Fami­lie zwi­schen Ühl­eins­hof und Göß­wein­stein zur Ver­fü­gung ste­hen könn­te. Falls sich aber ein ande­rer Stand­ort als bes­ser erweist, wäre man auch hier fle­xi­bel. Außer­dem hat sie schon Kon­takt mit dem orts­an­säs­si­gen Jäger auf­ge­nom­men, der kei­ne Gefahr für die Wild­tie­re sieht und das Kon­zept begrüßt. Auch die angren­zen­den Wald­kin­der­gär­ten wären über eine Ent­zer­rung dank­bar und freu­en sich auf ein gutes Mit­ein­an­der. Wich­tig ist Kraus eben­falls der Aus­tausch mit den drei bestehen­den Kin­der­gär­ten der Gemein­de. Es soll kei­ne Kon­kur­renz eröff­net wer­den, es kann ein berei­chern­des Mit­ein­an­der sein, even­tu­ell kön­nen Feste, wie ein Later­nen­um­zug gemein­sam gefei­ert wer­den. Wer die Trä­ger­schaft über­nimmt muss noch geklärt wer­den. Kraus schlägt vor, sich einem bestehen­den Kin­der­gar­ten anzu­schlie­ßen. Um wei­te­re Schrit­te ein­lei­ten zu kön­nen, wäre es gut, den tat­säch­li­chen Bedarf eines Wald­kin­der­gar­tens in der Gemein­de Göß­wein­stein zu erfragen.

QR-Code für die Umfra­ge – Bit­te teilnehmen!

Dazu wur­de bereits eine Umfra­ge erstellt, wel­che sich an inter­es­sier­te Eltern und Erzie­her rich­tet, denn auch pas­sen­des Per­so­nal muss noch gefun­den wer­den, auch wenn sich schon ein paar Inter­es­sier­te gemel­det haben. Bis jetzt haben sie­ben Fami­li­en Inter­es­se gezeigt. Die Räte begrüß­ten das Kon­zept. „Als Leh­re­rin begrü­ße ich das Kon­zept sehr“, so Danie­la Drum­mer (FW) die nach­fra­ge wie groß eine Grup­pe maxi­mal wäre. „Star­ten wür­de man mit 12 bis 15 Kin­dern ab drei Jah­ren, wün­schens­wert wäre eine Grup­pe mit 20 Kin­dern“, dazu Kraus. Auch für Ker­stin Höl­zel (SPD) wäre es ein Glücks­fall, wenn man jeman­den fän­de der hin­ter dem Kon­zept steht. Kraus selbst wird nach ihrer Eltern­zeit wie­der in den Wald­kin­der­gar­ten nach Streit­berg zurück­keh­ren. Öff­nungs­zei­ten nur am Vor­mit­tag fand Bern­hard Vogel (SPD) für zu wenig, da der Trend zu Ganz­tags­kin­der­gär­ten gehe. „Wenn vie­le Fami­li­en zusa­gen kann man auch nach­mit­tags bis 15 Uhr öff­nen. Län­ger geht tat­säch­lich nicht“, so Kraus. „Jetzt ist die Bedarfs­er­he­bung das Wich­tig­ste“, erklär­te Bür­ger­mei­ster Hann­görg Zim­mer­mann (FW) am Schluss. Die Umfra­ge will er nun im näch­sten Gemein­de­bo­ten veröffentlichen.