Blick über den Zaun: Ein neuer Konzertverein aus Nürnberg für Franken

Poesie und Musik im Dialog – Ein Nürnberger Künstlerduo schmiedet neue Konzertpläne

Lorenz Trottmann am Klavier und Michael Herrschel als Erzähler. Foto: Susanne Trottmann

Lorenz Trottmann am Klavier und Michael Herrschel als Erzähler. Foto: Susanne Trottmann

Ungewöhnliche Programmauswahl, spannende Hintergrundinformationen: mit kreativen Musik-und-Wort-Formaten haben Lorenz Trottmann und Michael Herrschel bereits viel Publikumsresonanz in Franken gefunden. Für die kommenden Veranstaltungen haben sie einen Verein gegründet und ein hochkarätiges Ensemble zusammengestellt.

Großes Lob kam zu Jahresbeginn von der „neuen musikzeitung“. Die auflagenstärkste Musik-Fachzeitschrift der Republik berichtete über ein Konzert-Event in memoriam Helmut Bieler, das letzten Sommer im Steingraeber-Haus Bayreuth stattfand und auf CD dokumentiert ist. Rezensent Hans Schmidt-Mannheim schwärmt von dem „kurzweiligen Abend“, bei dem auch Werke von Werner Heider, Horst Lohse und Wolfram Graf auf dem Programm standen und der dank „des überzeugenden und absolut sicheren Klavierspiels von Lorenz Trottmann und der fundierten Einführungsworte zu jeder Komposition durch Michael Herrschel“ zum Ereignis wurde.

Klingende Schätze heben, Begeisterung für Neues und Unbekanntes wecken: das ist das Konzept der beiden Künstler. Zeitgenössische Werke sind ihnen dabei ebenso wichtig wie der Blick in die Geschichte. In der Nürnberger Marthakirche starten sie diesen Sommer eine neue Konzertreihe, die zweihundert Jahre deutsch-jüdische Musikgeschichte in den Blick nimmt: „From Jewish Life“ heißt das dreiteilige Programm, das mit echten Entdeckungen aufwartet. Eigentlich war der Start für den Mai geplant, musste jetzt aber in den Sommer verlegt werden.

Los geht es nun am 19. Juni: zusammen mit der renommierten Mezzosopranistin Maria van Eldik und der Cellistin Hanna Hesse bringen Lorenz Trottmann am Klavier und Michael Herrschel als Rezitator Auszüge aus der „Jüdischen Chronik“ von Paul Dessau und selten gespielte Lieder und Instrumentalwerke von Hanns Eisler bis Andre Asriel zu Gehör.

Am 20. Juli erklingen unter dem Motto „Es war ein Traum“ romantische Stücke von Fanny und Felix Mendelssohn und „Synagogen-Melodien“ von Louis Lewandowsky. Höhepunkt des Konzerts ist ein dem Vergessen entrissenes, von Trottmann sorgfältig für Cello und Klavier bearbeitetes Cellokonzert der spätromantischen Komponistin Maria Herz. Den Cellopart spielt Stefanie Waegner.

„Stärker als der Tod“ ist die Überschrift des Abschlusskonzerts am 2. August: Hier geht es um die Zeit von der blühenden Kultur der Jahrhundertwende bis zum Epochenbruch durch die Schoah. Klingende Zeugen sind Gustav Mahler, Alexander Zemlinsky und Franz Schreker ebenso wie Gideon Klein und Peter Jona Korn. Neben Trottmann und Herrschel wirken mit: die Geigerin Franziska Kiesel, Hanna Hesse am Cello, der Salzburger Hornist Samuel Hartung und die kubanische Klarinettistin Sandra Bazail Chávez.

Die Konzerte sind Teil des bundesweiten Festjahrs „321 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und werden durch das Bundesministerium des Innern und die Stadt Nürnberg gefördert. Veranstaltet werden sie vom jungen Verein „Dialoge: Wort & Musik“, den das künstlerische Team eigens für dieses und weitere Projekte ins Leben gerufen hat. „Wir freuen uns auf alle, die unsere Arbeit unterstützen möchten!“ betont Lorenz Trottmann. Und Michael Herrschel ergänzt: „Gerade jetzt sind Konzertpläne wichtig. Als Zeichen, dass die Kultur auch in der Krise nicht aufgibt.“ Informationen zu den Programmen und zum Kartenvorverkauf siehe unter: www.wortundmusik.org