Leser­brief zum The­ma „Kern­we­ge­bau“ – zu Arti­kel „Braucht das Land neue Wege?“ vom 21.04.2021 im FT/​Infranken

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Vor­sicht Falle!

Ja, natür­lich braucht das Land neue Wege! Neue Wege, um nicht in die Fal­le zu tap­pen, dass alles was För­de­rung und Geld in die Kas­se bringt, gut sei.

Schon bei der Flur­be­rei­ni­gung der 80er Jah­ren wur­den den Bau­ern Ver­spre­chun­gen gemacht, dass Acker­zu­sam­men­le­gun­gen und neue Wege die Erlö­sung von Sor­gen und Nöten brin­ge. Die­ses Vor­ha­ben ist nur ver­ein­zelt gelun­gen, da die mei­sten Bau­ern damals in den Wider­stand gingen.

Inzwi­schen sind die Ein­zel­flä­chen gepach­tet wor­den und zu Groß­flä­chen ver­schmol­zen, Gehöl­ze, Rai­ne, Wege platt­ge­macht. Statt Bau­ern haben wir Groß­un­ter­neh­mer im Bereich Land­wirt­schaft, For­sten, Bera­tung, Immobilien.

Nun kommt unter dem hüb­schen Namen „Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung“ der Kern­we­ge­bau ins Gespräch. Über­gro­ße Maschi­nen brau­chen über­gro­ße Wege. Die Fra­ge ist, war­um wer­den LKWs und Bus­se gebaut, die auf eine Stra­ße pas­sen, wäh­rend Trak­to­ren und Anhän­ger mit Über­brei­te gebaut werden?

Nein, ich bin weder nost­al­gisch noch naiv, und glau­be nicht, dass Ochs und Esel heu­te noch ein­ge­setzt wer­den müs­sen. Die­se Äuße­run­gen gegen­über vie­len Men­schen, die sich mit dem Kern­we­ge­bau beschäf­ti­gen, sind schon star­ker Tobak! Noch-Land­wir­te, die ihre Äcker müh­sam erhal­ten wol­len, wer­den durch die­se Aus­sa­ge gede­mü­tigt, die „Modell­re­gi­on öko­lo­gi­scher Land­bau“ konterkariert.

Sicher muss man über alles dis­ku­tie­ren, aber das gilt auch für Bürgermeister*innen. Bes­ser eigen­stän­di­ges Den­ken als Lob­by­is­mus.. Die Sache ist doch, dass der Boden stän­dig grenz­wer­tig aus­ge­beu­tet wird. Geld muss man ver­die­nen, aber ohne Scha­den an der Land­schaft mit Tier- und Pflan­zen­welt anzu­rich­ten. Geschä­digt wer­den auch die Eigen­tü­mer, die ihr Land ver­pach­ten und nur klei­nes Geld für die Pacht erhal­ten, wäh­rend eine hand­voll Unter­neh­mer = Päch­ter mit ein­sei­ti­ger Bewirt­schaf­tung z.B. Mais, mit Klär­schlamm- und Gül­le­aus­brin­gung hohe Sub­ven­tio­nen erhal­ten und Boden und Was­ser bela­sten. Die Besit­zern der Flä­chen soll­ten gut dar­auf ach­ten, was auf ihrem Boden auf­ge­bracht wird. Denn sie müs­sen irgend­wann die Fol­gen tragen.

Aus­blick: Die neue „roman­ti­sche Frän­ki­sche Schweiz“ fin­det beim Spa­zier­gang zwi­schen Mais‑, Gül­le- und Klär­schlamm­trans­por­ten statt. Die Schil­der BT, BA, FO, EBS, auch ERH, CO… zei­gen, woher das Wirt­schafts­gut kommt, wo es bleibt und wohin es geht. Auch sonn­tags und nachts! Herr­li­cher Tou­ris­mus! Beschis­se­nes gibt es nicht nur am Walberla!

Kern­we­ge­bau ist gut für Rad­fah­rer und Fuß­gän­ger? – nee, das ist das „Zuckerl“, um Ver­ständ­nis für den Kern­we­ge­bau zu erwecken.

Gabrie­le Thiem, Bres­lau­er Str. 9, 91320 Ebermannstadt