Wun­sie­del: ÖPNV im Auf­bruchs­mo­dus – Land­kreis bewirbt sich für mil­lio­nen­schwe­res Förderprogramm

„Mobi­li­ty as a ser­vice“ – abge­kürzt ergibt das die Buch­sta­ben­fol­ge „MaaS“. Sie bil­det das Herz­stück eines umfang­rei­chen Kon­zep­tes, mit dem sich der Land­kreis Wun­sie­del i. Fich­tel­ge­bir­ge für ein För­der­pro­gramm des Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­ums bewor­ben hat. „Modell­pro­jek­te zur Stär­kung des ÖPNV heißt es und stellt den Antrag­stel­lern För­de­run­gen in Mil­lio­nen­hö­he in Aus­sicht. Ziel der För­de­rung ist es, die Attrak­ti­vi­tät und Nut­zung des ÖPNV zu stei­gern, den Indi­vi­du­al­ver­kehr zu ver­rin­gern und CO2-Emmis­sio­nen im ÖPNV zu reduzieren.

Zie­le, an denen man im Fich­tel­ge­bir­ge ger­ne und gut anset­zen kann. Auch wenn der Pro­jekt­ti­tel „Daten­ge­nos­sen­schaft­li­che MaaS-Platt­form und nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät im Land­kreis Wun­sie­del i. Fich­tel­ge­bir­ge“ etwas sper­rig und theo­re­tisch klin­gen mag, ist das Kon­zept, wel­ches sich dahin­ter ver­birgt, umso pra­xis­nä­her. Die Bewer­bung sieht die Umset­zung von acht Teil­pro­jek­ten inner­halb eines Zeit­raums von drei Jah­ren vor. Ein Teil der Pro­jek­te zielt auf die Orga­ni­sa­ti­on des ÖPNV im Land­kreis einer­seits und auf die bes­se­re Nut­zung für den Ein­zel­nen ande­rer­seits ab. Den Haupt­be­stand­teil bil­det eine genos­sen­schaft­lich orga­ni­sier­te Daten­platt­form inclu­si­ve einer moder­nen Mobi­li­täts-App, die nicht nur Aus­kunft über vor­han­de­ne Ange­bo­te gibt, son­dern auch deren Buchung und Bezah­lung abwickeln kann. Im Hin­ter­grund kann die Platt­form die ent­ste­hen­den Daten aus­wer­ten und die Ange­bo­te kon­ti­nu­ier­lich an die Bedürf­nis­se der Nut­zer anpassen.

Wei­te­re Teil­pro­jek­te bezie­hen sich auf die Schaf­fung zusätz­li­cher und neu­ar­ti­ger Mobi­li­täts-ange­bo­te: hier sol­len der klas­si­sche Lini­en- und Bedarfs­ver­kehr um moder­ne und nach­hal­ti­ge Lösun­gen ergänzt wer­den. Neben einem On-Demand-Ver­kehr (ÖPNV auf Bestel­lung), sind Schnell­bus­se geplant. Die­se könn­ten auf der A93 zwi­schen den Bahn­hö­fen in Selb und Markt­red­witz mit einen Stopp am Auto­hof Thiers­heim pen­deln und so die Fahr­zei­ten für Pend­ler spür­bar redu­zie­ren. Zudem ist die Schaf­fung eine Pend­ler-Mit­fahr­zen­tra­le geplant. Auch soll Pri­va­tes Ride­poo­ling mög­lich wer­den. Dabei han­delt es sich um die Mög­lich­keit für Pri­vat­per­so­nen, (Elektro-)Autos für eine Lang­zeit­mie­te nut­zen zu kön­nen. Im Gegen­zug ver­pflich­ten sich die Mie­ter, eine bestimm­te Anzahl von Fahr­ten für ande­re Mit­fah­rer anzu­bie­ten und die­se auf Wunsch auch mit­zu­neh­men. Eine wei­te­re Säu­le des Kon­zepts sind soge­nann­te Mobi­li­täts-Sta­tio­nen – eine Idee, die aus der Bür­ger­be­tei­li­gung im Pro­jekt Smar­tes Fich­tel­ge­bir­ge ent­wickelt wor­den ist. Hier sol­len die Bürger*innen und Gäste im Fich­tel­ge­bir­ge an viel genutz­ten Kno­ten­punk­ten öko­lo­gi­sche öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel wie Pedelecs, ESoo­ter, Bio­Hy­bri­de (über­dach­tes Pedelec mit drei bis vier Rädern) oder Seg­ways mie­ten können.

Die Gesamt­ko­sten für das das Vor­ha­ben wer­den aktu­ell auf 18,2 Mil­lio­nen Euro geschätzt; rund 80 Pro­zent davon wären för­der­fä­hig. Der Kreis­aus­schuss unter­stützt die Bewer­bung des Land­krei­ses und hat dies in sei­ner Sit­zung am heu­ti­gen Mon­tag mit einer ein­stim­mi­gen Ent­schei­dung auch deut­lich gemacht.

Land­rat Peter Berek: „Wir freu­en uns über die Mög­lich­keit, uns für die­ses außer­or­dent­lich lukra­ti­ve För­der­pro­gramm zu bewer­ben. Für die zukunfts­fä­hi­ge Wei­ter­ent­wick­lung der Mobi­li­tät im Land­kreis Wun­sie­del i. F. haben wir ein Gesamt­kon­zept ent­wor­fen, das auf dem kürz­lich ver­ab­schie­de­ten Nah­ver­kehrs­plan auf­baut und die Beson­der­hei­ten des länd­li­chen Raums berück­sich­tigt. Im Vor­der­grund soll aber immer auch die Per­spek­ti­ve der Bürger*innen vor Ort ste­hen. Des­halb haben wir wich­ti­ge Maß­nah­men in die Bewer­bung für unser Modell­pro­jekt auf­ge­nom­men, die den Nut­zern des ÖPNV in Zukunft vie­le Vor­tei­le brin­gen wer­den. Wir sind zuver­sicht­lich, dass unse­re Pro­jekt­skiz­ze beim För­der­ge­ber beein­drucken kann und hof­fen auf eine erfolg­rei­che Teil­nah­me am Bewerbungsverfahren.“

Lukas Ruhl aus dem Mobi­li­täts-Team des Land­krei­ses sagt dazu: „Für den Land­kreis Wun­sie­del i. F. wäre es natür­lich eine super Sache und ein rie­sen Ding, wenn wir für die­ses umfang­rei­che För­der­pro­gramm aus­ge­wählt wer­den. Mit den finan­zi­el­len Mit­teln könn­ten wir den ÖPNV grund­le­gend ver­bes­sern und fit für die Zukunft machen. Alle Teil­pro­jek­te, die wir erar­bei­tet und in unse­rer Bewer­bung beschrie­ben haben, bie­ten die Chan­ce für eine Trans­for­ma­ti­on hin zu einem attrak­ti­ven und kli­ma­freund­li­chen ÖPNV der Zukunft. Ich möch­te mich bei allen Betei­lig­ten herz­lich für die Unter­stüt­zung wäh­rend der Antrags­pha­se bedanken.“