Wider­stand und Belei­di­gung vor dem Bahn­hof Bam­berg hat Nach­spiel vor Amtsgericht

Symbolbild Justiz

Eigent­lich wol­len eini­ge jun­ge Män­ner aus Eggols­heim im Janu­ar 2020 nur etwas fei­ern. Doch bereits in der Dis­co in Bam­berg hört der Spaß auf. Spä­ter wird einer von ihnen mit­ten in der Nacht mit der Poli­zei anein­an­der­ge­ra­ten. Für den Wider­stand und eine Viel­zahl an Belei­di­gun­gen bekam der 28-Jäh­ri­ge am Amts­ge­richt Bam­berg 2.100 Euro Geld­stra­fe aufgebrummt.

„Eine hal­be Fla­sche Wod­ka und sie­ben Bier“. Schon zu Hau­se in der Woh­nung wird ordent­lich vor­ge­glüht. Sei­ne Kum­pels, mit denen der jun­ge Mann unter­wegs ist, machen die rest­li­chen vier Fla­schen Schnaps nie­der. Dann bestellt man sich ein Taxi und sucht einen Tanz­club in Bam­berg auf. Dort wer­den im Lau­fe des Abends wei­te­re Spi­ri­tuo­sen auf­ge­tischt. Aus einer Trink­säu­le mit Zapf­hahn, einem soge­nann­ten „Tower“, flie­ßen rund ein­ein­halb Liter Wod­ka-Oran­ge in die dur­sti­gen Keh­len der Freun­de. Frei­lich nicht nur ein­mal. „Wir hat­ten drei oder vier davon“. Zufäl­lig trifft der jun­ge Mann eine Bekann­te, mit der er bereits vor Jah­ren wäh­rend der Kirch­weih in Frens­dorf anein­an­der­ge­ra­ten ist. Seit­her hält sie ihn für einen „Frau­en­schlä­ger“ und sagt das auch laut. Er revan­chiert sich nach ihren Anga­ben mit „Schlam­pe“ und „Hure“. Sie gibt ihm eine leich­te Ohr­fei­ge, er schubst sie.

Am Ende kurz nach drei Uhr früh wird es selbst dem Dis­co-Betrei­ber zu bunt. Er bit­tet den jun­gen Mann, das Lokal zu ver­las­sen. Auf der Stra­ße bekommt der erst ein­mal einen Faust­schlag ins Gesicht. Der Arm dahin­ter gehört einem Bekann­ten jener jun­gen Frau, die er in der Dis­co belei­digt haben soll. Danach gerät der jun­ge Mann gar mit dem eige­nen Bru­der anein­an­der. Bei­de ran­geln mit­ein­an­der, rol­len regel­recht über den Bahn­hofs­vor­platz. Hier wer­den zwei zufäl­lig vor­bei­fah­ren­de Poli­zei­be­am­te auf das Gesche­hen auf­merk­sam. Der jun­ge Mann ergreift die Flucht in Rich­tung Bahnhof.

Als die Poli­zei den jun­gen Mann vor einem nahe­ge­le­ge­nen Schnell­re­stau­rant ein­ge­fan­gen hat, möch­te sie wis­sen, mit wem sie es zu tun hat. „Er hat­te eine blu­ten­de Wun­de unter dem rech­ten Auge und schrie laut her­um“, so einer der Strei­fen­po­li­zi­sten. Doch statt sei­nen Aus­weis zu zücken, wird der jun­ge Mann immer aggres­si­ver. „Er rief, wir soll­ten ihn in Ruhe las­sen. Das gin­ge uns nichts an“. Wütend schlägt er mit der Faust gegen die Sand­stein­wand. Als man ihn nach Papie­ren durch­su­chen will, aber auch nach gefähr­li­chen Gegen­stän­den, mit denen er die Uni­for­mier­ten angrei­fen könn­te, eska­liert die Situa­ti­on voll­ends. „Wir woll­ten kei­ne Gewalt anwen­den“. Doch es sei ihnen zuletzt nichts ande­res übriggeblieben.

Die Poli­zi­sten brin­gen den jun­gen Mann mit einem sehr schmerz­haf­ten „Nasen­he­bel“ zu Boden. Der dreht und win­det sich, zieht die Arme unter den Kör­per, schlägt wie wild um sich. „Aber nicht gezielt, son­dern nur, um sich zu befrei­en“, so einer der Beam­ten. Es gelingt, ihm Hand­fes­seln anzu­le­gen und ihn in den Poli­zei­bus zu bug­sie­ren. „Er ver­such­te immer wie­der aus­zu­stei­gen“. Drin­nen muss er die gan­ze Fahrt über am Boden fixiert wer­den. „Einer drück­te mit den Fuß ins Genick. So stark, dass es weh tat“. In der Dienst­stel­le ange­kom­men, müs­sen vier Poli­zi­sten den jun­gen Mann in die Haft­zel­le tra­gen, da er nicht lau­fen kann – oder will. Als er sich in der Aus­nüch­te­rungs­zel­le bis auf die Unter­ho­se aus­zie­hen soll, eine Sicher­heits­vor­schrift, da müs­sen die Beam­ten erneut fester zugrei­fen. Auch eine medi­zi­ni­sche Behand­lung lehnt der jun­ge Mann ab.

Als „Begleit­mu­sik“ dür­fen sich die Strei­fen­po­li­zi­sten dafür die gan­ze Zeit über als „Wich­ser“ und „Drecks­wich­ser“ bezeich­nen las­sen. Der jun­ge Mann ist auch des­halb so auf­ge­bracht, erzähl­te er Straf­rich­ter Tho­mas Reitz, weil er sich vor Jah­ren bei einem Arbeits­un­fall am Hand­ge­lenk ver­letzt und immer noch schwe­re Schmer­zen habe, wenn er wie in die­ser Nacht fest­ge­hal­ten und gefes­selt wer­de. „Ich fühl­te mich schlecht behan­delt“. Um eine schlim­me­re Bestra­fung kommt der jun­ge Mann her­um, weil er von Beginn an zugibt, dass er aus­ge­ra­stet ist. „Ich ste­he dazu, habe nichts zu ver­heim­li­chen“. Auch hat er kei­nen Rechts­an­walt an und eine Alko­ho­li­sie­rung von mehr als zwei Pro­mil­le auf sei­ner Sei­te. „Glück­li­cher­wei­se wur­de kei­ner der Poli­zi­sten ver­letzt“, so Staats­an­walt Alex­an­der Baum. „Dabei haben die doch nur eine recht­mä­ßi­ge Maß­nah­me durchgeführt“.