Jäger­ver­ei­ni­gung Peg­nitz e.V.: Schwe­re Zei­ten für „Mei­ster Lampe“

„Meine Name ist Hase“: Der Feldhase hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Foto: Hannah Reutter/ BJV
„Meine Name ist Hase“: Der Feldhase hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Foto: Hannah Reutter/ BJV

„Hal­lo, mein Name ist Hase!“

Wer kennt ihn nicht, den Feld­ha­sen mit den lan­gen Ohren mit den schwar­zen Spit­zen und dem typi­schen Hop­pel-Gang. Dabei ist er eher ein Lang­strecken­läu­fer mit lan­gen, kräf­ti­gen Hin­ter­bei­nen und einem gro­ßen, lei­stungs­star­ken Her­zen. Durch die seit­lich gestell­ten Augen hat er ein Gesichts­feld von über 180°, so dass das Tier sei­ne gesam­te Umge­bung über­blicken kann. Berühmt­heit hat er aber durch das Haken­schla­gen erlangt, mit dem er sich im letz­ten Moment sei­nen Ver­fol­gern ent­zieht. Dabei rennt er nicht blind­lings davon, son­dern ver­sucht unter Aus­nut­zung geeig­ne­ter Deckung Ver­fol­ger abzu­schüt­teln. Der Feld­ha­se hat vie­le Fein­de, vor denen er sich mit einer guten Tarn­fär­bung und durch dau­ern­de Wach­sam­keit schützt.

Der erste Vor­sit­zen­de Karl-Heinz Inzels­ber­ger der Jäger­ver­ei­ni­gung Peg­nitz des BJV erklärt den Unter­schied zwi­schen Feld­ha­se und Wild­ka­nin­chen: „Auch wenn Mei­ster Lam­pe mit dem Kanin­chen ver­wandt ist: Ver­wech­seln kann man bei­de Arten auf­grund ihres unter­schied­li­chen Aus­se­hens und einer deut­lich ver­schie­de­nen Lebens­wei­se eher nicht. In Äckern oder Wie­sen ver­bringt der Ein­zel­gän­ger Hase den größ­ten Teil des Tages geduckt in Mul­den, den soge­nann­ten Sassen, um erst im Schutz der Dun­kel­heit auf Nah­rungs­su­che zu gehen. Wild­ka­nin­chen hin­ge­gen leben gesel­lig in Kolo­nien in spe­zi­el­len Kaninchenbauten.“

Auf dem frei­em Feld, wer­den auch die rela­tiv weit ent­wickel­ten Jung­ha­sen gebo­ren. Um kei­ne Fress­fein­de wie den Fuchs oder Greif- und Raben­vö­gel anzu­locken, säugt die Häsin ihre in Abstän­den von­ein­an­der lie­gen­den Jun­gen nur ein­mal am Tag mit ihrer gehalt­vol­len Milch.

Die Frucht­bar­keit von Hasen ist sprich­wört­lich, aber im Gegen­satz zum Kanin­chen bekommt die Feld­hä­sin sel­ten mehr als vier­mal im Jahr, i.d.R. von März bis Sep­tem­ber, zwei bis vier Jun­ge. Vor­weg fand eine wil­de „Hasen­hoch­zeit“ mit Box­kämp­fen, Ver­fol­gungs­läu­fen und tem­pe­ra­ment­vol­len Luft­sprün­gen statt. Eine erstaun­li­che Beson­der­heit ist ein „Befruch­tungs­trick“: Wäh­rend einer bestehen­den Träch­tig­keit kann die Häsin durch einen wei­te­ren Deck­akt weni­ge Tage vor der Geburt erneut schwan­ger wer­den und so eini­ge Tage zwi­schen zwei Wür­fen zu „gewin­nen“. Wis­sen­schaft­ler bezeich­nen die­ses Phä­no­men der „Dop­pel­schwan­ger­schaft“ als Über­be­fruch­tung. Der bio­lo­gi­sche Sinn liegt dar­in, gün­sti­ge Bedin­gun­gen durch die Pro­duk­ti­on von Nach­kom­men in kür­ze­ren Zeit­ab­stän­den bes­ser auszunutzen.

Lei­der ist Mei­ster Lam­pe heu­te viel sel­te­ner zu sehen als frü­her. Das liegt nicht nur an sei­ner nacht­ak­ti­ven Lebens­wei­se. In unse­rer inten­siv genutz­ten Agrar­land­schaft haben sich die Lebens­be­din­gun­gen für die­se Cha­rak­ter­art der Feld­flur in den letz­ten Jahr­zehn­ten sehr ver­än­dert. Ein reich­hal­ti­ges Nah­rungs­an­ge­bot ist nicht mehr über­all ganz­jäh­rig vor­han­den, rie­si­ge Ern­te- und Boden­be­ar­bei­tungs­ma­schi­nen for­dern vie­le Opfer unter den Jung­ha­sen und auf­grund man­geln­der Deckung haben zudem Beu­te­grei­fer leich­tes Spiel. Hin­zu kom­men Krank­hei­ten und Ver­kehrs­op­fer, die auf den Bestand eben­falls nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben. Jung­ha­sen, die durch Nah­rungs­man­gel und schlech­te Wit­te­rungs­be­din­gun­gen in ihrer Abwehr und Kon­di­ti­on geschwächt sind, über­ste­hen sel­ten das erste Lebensjahr.

Feld­ha­sen­zäh­lun­gen haben erge­ben, dass sich im deutsch­land­wei­ten Ver­gleich die Tie­re in Bay­ern am Wohl­sten füh­len. Auch wenn grö­ße­re Feld­ha­sen­be­stän­de vor allem in Unter- und Mit­tel­fran­ken sowie in Nie­der­bay­ern ver­zeich­net wer­den kön­nen, sind das A und O die „Lebens­raum­ver­bes­se­rung“ und eine ver­stärk­te Kon­trol­le der Fressfeinde.

Wir Men­schen, die es nicht nur wegen Coro­na hin­aus in die Natur zieht, soll­ten dar­an den­ken, dass wir uns im „Wohn­zim­mer“ der Wild­tie­re bewe­gen und sich gera­de ab dem Früh­jahr über­all in Wald, Feld und Flur „Tier­kin­der­stu­ben“ befin­den. Ein allein sit­zen­der jun­ger, unver­letz­ter Hase ist meist nicht in Not. Ein unbe­dach­tes Auf­neh­men und Über­füh­ren in mensch­li­che Obhut könn­ten ihn erst rich­tig in eine Not­si­tua­ti­on brin­gen. Da auch unse­re Hun­de, die unge­hemmt durch Feld und Wie­sen tol­len, eine ern­ste Gefahr für Jung­tie­re aller Art dar­stel­len kön­nen, gilt es, Rück­sicht auf das Lebens­recht und das Wohl­erge­hen der Wild­tie­re zu neh­men und die gelieb­ten Vier­bei­ner lie­ber an die lan­ge Lei­ne zu neh­men. Was für unse­ren Vier­bei­ner Spiel und Spaß bedeu­tet, ver­setzt das Wild vor unse­rer Haus­tür sehr oft in Angst und Schrecken und führt nicht sel­ten auch zu ihrem Tod. Der Vor­sit­zen­de Inzels­ber­ger der Jäger­ver­ei­ni­gung Peg­nitz freut sich über den Anblick des Hasen, appel­liert jedoch an die Bevöl­ke­rung: „Gera­de jetzt im Früh­jahr ist es wich­tig, dem Hasen Ruhe zu geben, damit die Jung­ha­sen wach­sen und gedei­hen können.“

Als Tier­freun­de kön­nen wir alle unse­ren Bei­trag zum Schutz der Wild­tie­re lei­sten. Im Fall von Mei­ster Lam­pe ist ein Oster­fest ohne den flin­ken, eier­brin­gen­den Oster­ha­sen eben nur schwer vorstellbar.

Text: PM/ BJV