Bam­berg: „Schein­hei­lig“ – Cari­tas-Arbeit­ge­ber zer­stö­ren Hoff­nung von hun­dert­tau­sen­den Pfle­ge­kräf­ten auf bes­se­re Bezahlung

Bam­berg, den 25.03.21 Beschäf­tig­te aus der pri­va­ten Alten­pfle­ge sind wütend über die Ent­schei­dung der arbeits­recht­li­chen Kom­mis­si­on der Cari­tas, die einem all­ge­mein­ver­bind­li­chen Tarif­ver­trag für die Alten­pfle­ge nicht zuge­stimmt hat. Die­ser Tarif­ver­trag hät­te Min­dest­be­din­gun­gen für Beschäf­tig­te in nicht tarif­ge­bun­de­nen Alten­pfle­ge­ein­rich­tun­gen geschaf­fen, ohne die eige­nen Rege­lun­gen der kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen oder bestehen­de Tarif­ver­trä­ge zu gefährden.

Das ver.di-Netzwerktreffen Alten­pfle­ge in Bam­berg ver­tritt eine kla­re Mei­nung: „Die Hal­tung von Cari­tas und Dia­ko­nie ist ein Schlag ins Gesicht von hun­dert­tau­sen­den Beschäf­tig­ten in der Alten­pfle­ge, die unter oft schwie­ri­gen Arbeits­be­din­gun­gen mit zu nied­ri­gen Löh­nen eine gesell­schaft­lich unver­zicht­ba­re Arbeit lei­sten“, erklär­te Mar­git Spie­gel, ver.di-Mitglied aus der Alten­pfle­ge. „Dabei spre­chen wir von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, deren Ein­kom­men so nied­rig sind, dass sie oft­mals gezwun­gen sind, Zweit­jobs anzu­neh­men, oder Kre­di­te auf­zu­neh­men, wenn mal die Wasch­ma­schi­ne kaputt­geht oder das Auto in die Werk­statt muss. Urlaubs- oder Weih­nachts­geld sind für vie­le ohne­hin ein Fremd­wort. Die von der Kir­che bean­spruch­ten Son­der­rech­te wer­den als ein­zi­ges Argu­ment genannt um Dum­ping­löh­ne in pri­va­ten Pfle­ge­ein­rich­tun­gen zu festi­gen. Statt ihre christ­li­chen Wer­te ernst zu neh­men, stüt­zen Cari­tas und Dia­ko­nie damit Pro­fit­ma­che­rei auf Kosten der Beschäftigten.“

Die Gewerk­schaft ver.di hat­te mit der Bun­des­ver­ei­ni­gung der Arbeit­ge­ber in der Pfle­ge­bran­che (BVAP) einen Tarif­ver­trag mit Lohn­stei­ge­run­gen ober­halb des Min­dest­lohn­ni­veaus ver­ein­bart, den der Bun­des­ar­beits­mi­ni­ster für all­ge­mein­ver­bind­lich erklä­ren woll­te. Hier­zu wäre eine Zustim­mung der kirch­li­chen Trä­ger nötig gewe­sen. „Die Ent­schei­dung der Cari­tas ist mehr als schein­hei­lig. Nied­rig­löh­ne und unzu­rei­chen­de Arbeits­be­din­gun­gen in der Alten­pfle­ge sind nicht län­ger hin­nehm­bar und in Zei­ten der Coro­na-Pan­de­mie beson­ders skan­da­lös. Leid­tra­gen­de sind neben den Beschäf­tig­ten auch die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner der Alten­pfle­ge­ein­rich­tun­gen. Daher wer­den wir auch wei­ter­hin für eine bes­se­re Bezah­lung, ver­bind­li­che Vor­ga­ben für genug Per­so­nal und eine soli­da­ri­sche Pfle­ge­ga­ran­tie ein­tre­ten,“ fügt ver.di Gewerk­schafts­se­kre­tä­rin Mag­da­le­ne Wal­deck hinzu.

Neben der Gewerk­schaft und der Initia­ti­ve „Gesund­heit statt Pro­fit“ unter­stüt­zen auch soli­da­ri­sche Beschäf­tig­te der Cari­tas bun­des­weit den Pro­test der Altenpflegekräfte.