Win­ter­schlaf ade – erste Igel sind wie­der unterwegs

Igel. Foto: Pixabay/Alexas

Hung­ri­ge Sta­chel­rit­ter gehen auf Fut­ter­su­che – Igel in Bay­ern online und per App mel­den – Autofahrer*innen aufgepasst

Mit dem Früh­lings­be­ginn erwa­chen auch die ersten baye­ri­schen Igel aus ihrem Win­ter­schlaf. Der LBV ruft des­halb wie­der alle Naturfreund*innen dazu auf, ihre Igel-Beob­ach­tun­gen dem Natur­schutz­ver­band online zu mel­den, um noch mehr über den hei­mi­schen Gar­ten­be­woh­ner her­aus­zu­fin­den. Seit 2015 sam­meln die Naturschützer*innen Daten von leben­di­gen und toten Igeln für das erfolg­rei­che LBV-Bür­ger­for­scher-Pro­jekt „Igel in Bay­ern“. Jähr­lich wer­den dem LBV bay­ern­weit über 12.000 Beob­ach­tun­gen über die Web­sei­te und die App gemel­det und die­se zei­gen deut­li­che Bestand­trends. „Obwohl der Igel fle­xi­bel, anpas­sungs­fä­hig und ein wah­rer Über­le­bens­künst­ler ist, steht er mitt­ler­wei­le auf der Vor­warn­li­ste bedroh­ter Säu­ge­tie­re in Bay­ern. Und es gibt immer weni­ger Igel in unse­ren Gär­ten“, so die LBV-Igel­ex­per­tin Dr. Ange­li­ka Nel­son. „Nur lang­jäh­ri­ge Daten­samm­lung kann uns hel­fen her­aus­zu­fin­den, wie Igel in unse­rer moder­nen Land­schaft mit all ihren Ver­än­de­run­gen zurecht­kom­men“, so die LBV-Bio­lo­gin wei­ter. Das Pro­jekt­jahr 2021 soll nun wei­te­re wert­vol­le Daten lie­fern, um kon­kre­te Schutz­maß­nah­men für den Igel zu ent­wickeln. Mit­ma­chen ist ganz ein­fach: jeden leben­di­gen oder toten Igel unter www​.igel​-in​-bay​ern​.de oder über die App „Igel in Bay­ern“ melden.

Mit dem nahen­den Früh­lings­an­fang erwa­chen in Bay­ern auch die ersten Igel aus dem Win­ter­schlaf. Abhän­gig von Wet­ter und Stand­ort des Win­ter­quar­tiers kann die­ser Zeit­punkt ganz unter­schied­lich sein. Erste Mel­dun­gen umher­wan­dern­der Igel auf Nah­rungs­su­che haben den LBV bereits erreicht. „Lang­sam wer­den die mei­sten Igel wie­der aktiv. Eini­ge Tie­re kön­nen aber noch schla­fen, manch­mal sogar bis in den Mai und Igel­weib­chen schla­fen dabei mei­stens län­ger als Igel­männ­chen“, erklärt Ange­li­ka Nelson.

Insek­ten als wich­tig­ste Nah­rungs­quel­le der Igel sind der­zeit noch rar, sodass die Tie­re auf ihrer Suche zum Teil wei­te Strecken zurück­le­gen müs­sen. Oft muss der Igel dabei gefähr­li­che Stra­ßen über­que­ren und wird häu­fig von Autos über­fah­ren. „Wir bit­ten des­halb alle Auto­fah­re­rin­nen und Auto­fah­rer an die hung­ri­gen Win­ter­schlä­fer zu den­ken und lang­sa­mer und auf Sicht zu fah­ren, und das vor allem in der Däm­me­rung und nachts“, sagt Ange­li­ka Nel­son. Igel flüch­ten bei Gefahr nicht, son­dern rol­len sich zu einem sta­che­li­gen Ball zusam­men. „Man soll­te bei einem nahen­den Igel auf der Stra­ße vor­sich­tig brem­sen, jedoch ohne die nach­fol­gen­den Autos zu gefähr­den, nicht das Lenk­rad ver­rei­ßen und im Not­fall den Igel zwi­schen die Rei­fen neh­men“, rät die LBV-Igelexpertin.

Wer dem sym­pa­thi­schen Sta­chel­rit­ter im eige­nen Gar­ten hel­fen möch­te, kann ihm jetzt eine Scha­le Was­ser bereit­stel­len: „Das Erste, was Igel nach dem Win­ter­schlaf haben, ist Durst“, erklärt die LBV-Arten­schüt­ze­rin. Als Nah­rung frisst der Igel Insek­ten, Wür­mer und ande­re Klein­le­be­we­sen und freut sich des­halb über einen natur­na­hen Gar­ten, der ihm von Früh­ling bis Herbst ein reich­hal­ti­ges Ange­bot bie­tet. „Die­se natür­li­chen Nah­rungs­quel­len kann Ersatz­fut­ter nur kurz­fri­stig erset­zen. Bei der Pfle­ge ver­letz­ter oder kran­ker Igel bie­tet sich hoch­wer­ti­ges Kat­zen­fut­ter als beste Alter­na­ti­ve an“, sagt Ange­li­ka Nel­son. Schäd­lich dage­gen ist Milch, da Igel Milch­zucker nicht abbau­en und ver­dau­en kön­nen und davon Durch­fall bekommen.

Situa­ti­on des Igels in Bayern

Die Aus­wer­tun­gen des LBV-Pro­jekts zei­gen, dass der Igel in Bay­ern vor allem im Sied­lungs­be­reich und in unse­ren Gär­ten vor­kommt. „Hier hat der Igel eine ganz neue Über­le­bens­stra­te­gie ent­wickelt – und die heißt Müll“, weiß Ange­li­ka Nel­son. Die­ses Nah­rungs­an­ge­bot ist durch Spei­se­re­ste zwar unge­sund für den Igel, dafür aber uner­schöpf­lich. Trotz sol­cher Stra­te­gien ist die Situa­ti­on für den Igel in Bay­ern ins­ge­samt bedenk­lich. „Als Insek­ten­fres­ser lei­det er nicht nur unter dem extre­men Rück­gang von Insek­ten auf den inten­siv bewirt­schaf­te­ten Flä­chen der baye­ri­schen Kul­tur­land­schaft. Auch groß­flä­chi­ge Bau­maß­nah­men, Ver­sie­ge­lung, erhöh­ter Stra­ßen­ver­kehr, Gift­ein­satz und eine ver­mehr­te Para­si­ten­be­la­stung machen dem Igel schwer zu schaf­fen“, erklärt die LBV-Biologin.

Zu Fra­gen rund um den Igel und allen wei­te­ren The­men, die Vögel, Wild­tie­re und Gar­ten betref­fen, bie­tet der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band ab sofort kosten­lo­se Bera­tung am LBV-Natur­te­le­fon an unter 09174/4775–5000.