MdB Lisa Badum zu Besuch in der Kita Elmar Egloffstein

MdB Lisa Badum (Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, Forch­heim) hat die Kita Elmar Egloff­stein besucht und sich über die Her­aus­for­de­run­gen für Fami­li­en in der aktu­el­len Pan­de­mie sowie über eine geplan­te Kita-Erwei­te­rung informiert.

Die Eltern mach­ten bei dem Besuch deut­lich, dass Fami­li­en aktu­ell schwer zu kämp­fen haben: „Wir gehen als Fami­lie der­zeit auf dem Zahn­fleisch“, sag­te Patrick Gra­s­ser, Vater von zwei Kin­dern im Kin­der­gar­ten- und Grund­schul­al­ter sowie Grü­nen-Mit­glied aus Affal­ter­thal. „Zusätz­lich zu zwei anspruchs­vol­len Jobs müs­sen wir noch Grund­schul­leh­rer spie­len.“ Zwar sei man auf dem Land, was Woh­nen angeht, pri­vi­le­giert. „Aber ich erle­be das Schul­sy­stem als unglaub­lich starr.“ Er kri­ti­sier­te, dass die Klas­sen zwar wäh­rend des Unter­richts strikt getrennt wer­den, im Schul­bus anschlie­ßend aber ohne Abstand gemischt wer­den. Niki Thä­ter, der zwei­te Bür­ger­mei­ster der Markt­ge­mein­de, wies dar­auf hin, dass das Pro­blem nur zu lösen wäre, indem die Kom­mu­ne die dop­pel­ten Kosten für die Ein­satz meh­re­re Bus­se über­neh­men müsste.

Elternbeiratsvorsitzende Sonja Liebel, Grünen-Mitglied Patrick Grasser, 2. Bürgermeister Niki Thäter, Bundestagsabgeordnete Lisa Badum und Kita-Leiterin Elke Raschzok-Falk.

Eltern­bei­rats­vor­sit­zen­de Son­ja Lie­bel, Grü­nen-Mit­glied Patrick Gra­s­ser, 2. Bür­ger­mei­ster Niki Thä­ter, Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Lisa Badum und Kita-Lei­te­rin Elke Raschzok-Falk.

Lisa Badum sag­te, dass in den ver­gan­ge­nen Mona­ten wie­der deut­lich gewor­den sei, dass Men­schen Ent­schei­dun­gen tref­fen, die sich die Lebens­wirk­lich­keit von Fami­li­en nur schwer vor­stel­len kön­nen: „In der Mini­ster­prä­si­den­ten-Kon­fe­renz ist man zwar bemüht, das Bewusst­sein für Fami­li­en wur­de geschärft, aber da läuft vie­les noch nicht richtig.“

Elke Rasch­zok-Falk beob­ach­tet zuneh­mend: „Vie­le Eltern sind am Ende, das geht in die Bezie­hun­gen rein, bei unse­ren älte­ren Kin­dern steigt das Aggres­si­ons­po­ten­zi­al.“ Die Eltern­bei­rats­vor­sit­zen­de Son­ja Lie­bel ergänz­te, dass all­täg­li­che Auf­ga­ben, die vor­her ohne Pro­ble­me von ihren Kin­dern erle­digt wor­den sind, nach Mona­ten ohne Kita und in der Iso­la­ti­on nicht mehr funktionieren.

Elke Rasch­zok-Falk sieht es des­halb als wich­tig an, dass Kita und Schu­le geöff­net blei­ben. Der Inzi­denz­wert im Land­kreis Forch­heim war am Frei­tag über die 100 geklet­tert, was für die Kita in der näch­sten Woche Not­be­trieb bedeu­tet. Eigent­lich hat­te die Kita-Lei­te­rin für die­se Woche einen Impf­ter­min gehabt, der wegen der Pau­sie­rung des Astra-Zene­ca-Impf­stoffs aller­dings ver­scho­ben wor­den ist. „Klar waren erst die Risi­ko­grup­pen und Älte­ren dran“, so Lisa Badum. „Jetzt ist wich­tig, dass die Erzie­he­rin­nen und Leh­rer geimpft wer­den.“ Elke Rasch­zok-Falk bat die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, einen Appell nach Ber­lin mit­zu­neh­men: Es müs­se auf Bun­des­ebe­ne eine Aus­bil­dungs­of­fen­si­ve gestar­tet wer­den, um den Bedarf an Erzieher*innen zu decken. Auf eine kürz­lich frei gewor­de­ne Erzie­her­stel­le erreich­te sie ledig­lich eine Bewer­bung, die Stel­len­bör­se in den Zei­tun­gen sei­en voll mit Anzei­gen für Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen. „Wir machen Bil­dung für klei­ne Men­schen, nicht nur eine rei­ne Beauf­sich­ti­gung“, mach­te sie auf die oft­mals unter­schätz­te Arbeit auf­merk­sam. Ihr sei es wich­tig, die Fami­li­en – beson­ders in der aktu­el­len Lage – in den Blick zu nehmen.

In der Kita Elmar Egloff­stein sind für Herbst 2021 ins­ge­samt 122 Kin­der ange­mel­det – im Alter zwi­schen zwei Jah­ren in der „Nest­chen­grup­pe“ und zehn Jah­ren im ange­schlos­se­nen Hort. Aktu­ell gibt es zwei Außen­grup­pen in der benach­bar­ten Schu­le, da die Kita selbst aus allen Näh­ten platzt. Die­se haben aller­dings nur eine Geneh­mi­gung bis August 2022, weil sie bezüg­lich der Räum­lich­kei­ten nicht den Anfor­de­run­gen des Bay­Ki­BiG (Baye­ri­sches Kin­der­bil­dungs- und ‑betreu­ungs­ge­setz) entsprechen.

Wegen des stei­gen­den Bedarfs wur­de in der Gemein­de seit Juni 2018 eine Kita-Erwei­te­rung geplant. Ein Team aus Bür­ger­mei­ster, Gemein­de­rats­mit­glie­dern, Eltern und Erzie­he­rin­nen skiz­zier­te den Bedarf und beglei­te­te den Pla­nungs­pro­zess. Als der Bau­an­trag fer­tig war, die Zuschuss­be­wil­li­gung geklärt und Abspra­chen mit Fach­be­hör­den getrof­fen waren, soll­te im Dezem­ber 2020 der Bau­an­trag gestellt wer­den. Doch hat sich in die­ser Sit­zung eine Mehr­heit des Gemein­de­rats gegen die­se Pla­nung ent­schie­den. Niki Thä­ter, zwei­ter Bür­ger­mei­ster und einer der Kri­ti­ker der ersten Pla­nung, sag­te: „Wir muss­ten die Not­brem­se zie­hen.“ Sei­ne Mit­strei­ter und er fürch­te­ten, dass man wegen der Ver­ga­be­richt­li­ni­en Gefahr lau­fe, die För­de­rung nicht zu bekom­men. Die erste Pla­nung war mit dem Archi­tek­ten des Bestands­baus gemacht wor­den. Durch die neue Situa­ti­on bedarf es einer EU-wei­ten Archi­tek­ten­aus­schrei­bung, die jetzt auf den Weg gebracht wurde.

Patrick Gra­s­ser kri­ti­sier­te, dass Wün­sche und Bedarf von Eltern und Kita-Per­so­nal bei der Ent­schei­dung gegen die erste Pla­nung nicht gehört wor­den sei­en: „Der Weg hät­te trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar gestal­tet wer­den müs­sen.“ Die Kita-Erwei­te­rung wird jetzt um eini­ge Jah­re ver­zö­gert. So bleibt auch die Betreu­ungs­lücke für Kin­der unter zwei Jah­ren bestehen. Aktu­ell gibt es wegen der räum­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für jün­ge­re Kin­der kei­ne Betreu­ungs­mög­lich­keit in Egloff­stein. „Das ist vor allem für Frau­en, die wie­der in den Beruf ein­stei­gen wol­len, sehr schwie­rig“, sag­te Anni­ka Falk-Clau­ßen, Mut­ter einer Toch­ter und Grü­nen-Mit­glied. Die näch­ste Betreu­ungs­mög­lich­keit für U2-Kin­der sei in Grä­fen­berg und Igens­dorf. „In der Coro­na­kri­se zeig­te sich, dass vie­le Auf­ga­ben doch wie­der die Frau­en erle­di­gen und auch Instru­men­te wie die zusätz­li­chen Urlaubs­ta­ge nah­men häu­fig die Müt­ter.“ Das stei­ge­re nicht unbe­dingt die Beliebt­heit von Müt­tern bei Arbeitgebern.

Lisa Badum erkun­dig­te sich, wel­che Unter­stüt­zung von Lan­des- und Bun­des­ebe­ne hel­fen wür­de. Staat­li­che För­de­run­gen für die Kom­mu­nen müss­ten in die­sem Bereich sicher sein, sag­te Elke Rasch­zok-Falk, die kri­ti­sier­te, dass es bun­des­weit ein Anrecht auf Kin­der­be­treu­ung gebe, man die Kom­mu­nen mit den Bau­vor­ha­ben aber ziem­lich allei­ne las­se. „Bil­dung muss geför­dert wer­den und Bil­dung kostet eben“, ist sie überzeugt.

Die Abge­ord­ne­te nahm Niki Thä­ter noch das Ver­spre­chen ab, beglei­tend zur erneu­ten Pla­nung eine Taskforce mit Eltern­ver­tre­tern und Erzie­he­rin­nen zu bil­den und dass die Vor­pla­nun­gen, die gemein­sam mit Eltern und Kita-Per­so­nal aus­ge­ar­bei­tet wor­den sind, in die erneu­ten Pla­nun­gen ein­flie­ßen werden.