ADFC-Fahr­rad­kli­ma-Test zeigt Pro­ble­me beim Rad­ver­kehr in Bay­reuth auf

Radfahren in der Stadt - Symbolbild

72 Pro­zent der Rad­fah­ren­den füh­len sich in Bay­reuth gefährdet

Fast zwei Drit­tel der Bay­reu­ther Rad­le­rin­nen und Rad­ler (72 Pro­zent) füh­len sich beim Radeln in der Stadt nicht sicher. Dies zei­gen die Ergeb­nis­se des Fahr­rad­kli­ma-Tests, den der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad-Club (ADFC) heu­te ver­öf­fent­licht hat. Nicht nur das Sicher­heits­ge­fühl bewer­ten die Rad­fah­ren­den in Bay­reuth kri­tisch. 81 Pro­zent der Befrag­ten emp­fin­den zudem die Brei­te der Rad­we­ge als zu schmal. Auf die­sen Rad­we­gen bemän­geln wei­te­re 76 Pro­zent die feh­len­de Kon­trol­le von Falsch­par­kern. Eben­so vie­le Befrag­te fin­den, dass es in Bay­reuth häu­fig Kon­flik­te mit PKW-Fah­ren­den gibt und für 74 Pro­zent sind die Ampel­schal­tun­gen nicht gut auf den Rad­ver­kehr abge­stimmt. Etwas mehr als die Hälf­te der Rad­fah­ren­den (52 Pro­zent) wün­schen sich einen bes­se­ren Win­ter­dienst auf den Rad­we­gen und 49 Pro­zent emp­fin­den das Rad­fah­ren als Stress.

Mehr öffent­li­che Fahr­rä­der erwünscht

Des Wei­te­ren ver­mis­sen 61 Pro­zent der Rad­fah­ren­den ein Ange­bot an öffent­li­chen Fahr­rä­dern und 56 Pro­zent sind mit der Fahr­rad­mit­nah­me im ÖPNV unzu­frie­den. Außer­dem füh­len sich 59 Pro­zent der Rad­fah­ren­den nicht als Ver­kehrs­teil­neh­mer akzep­tiert und 73 Pro­zent geben an, dass in Bay­reuth kei­ne Wer­bung fürs Rad­fah­ren gemacht wird.

Stadt­zen­trum gut erreichbar

Mit 76 Pro­zent wird die Erreich­bar­keit des Stadt­zen­trums posi­tiv bewer­tet und 62 Pro­zent berich­ten, dass zügi­ges Fahr­rad­fah­ren in Bay­reuth mög­lich ist. 65 Pro­zent geben an, dass in Bay­reuth die mei­sten Ein­bahn­stra­ße in Gegen­rich­tung für den Rad­ver­kehr frei­ge­ge­ben sind.

Bedeu­tung des Rad­ver­kehrs wäh­rend Coro­na gestiegen

78 Pro­zent der Befrag­ten geben an, dass es in der Coro­na-Zeit in Bay­reuth kei­ne hand­fe­sten Signa­le für mehr Fahr­rad­freund­lich­keit gege­ben hat, z. B. Popup-Rad­we­ge. Gleich­zei­tig ist nach Mei­nung von 59 Pro­zent der Befrag­ten die Bedeu­tung des Fahr­rads wäh­rend der Pan­de­mie gestie­gen. 51 Pro­zent der Rad­fah­rer berich­ten, dass sie wäh­rend der Coro­na-Zeit neue Zie­le mit dem Rad in Bay­reuth und Umge­bung ent­deckt haben.

Der Vor­sit­zen­de des ADFC Bay­reuth Ste­fan Steu­rer: „Vie­len ist sicher auch das Abwür­gen des Radent­schei­des nega­tiv auf­ge­sto­ßen. Mit­tel und Per­so­nal wur­den zwar etwas auf­ge­stockt, aber gelie­fert wur­de – außer fun­keln­den Ver­spre­chun­gen – eigent­lich noch nicht. Nicht ein­mal die pro­vi­so­ri­sche Que­rung am Pau­schen­berglein ist wirk­lich fer­tig, da wur­den an ande­rer Stel­le z,B. gan­ze Krei­sel geplant und fer­tig gestellt.“

Hin­ter­grund

Der ADFC-Fahr­rad­kli­ma-Test ist die größ­te Umfra­ge zur Zufrie­den­heit der Rad­fah­ren­den welt­weit. Er wird vom Fahr­rad­club ADFC alle zwei Jah­re mit Unter­stüt­zung des Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­ums durch­ge­führt und fand 2020 zum neun­ten Mal statt. Er umfasst 27 Fra­gen. Bei der aktu­el­len Befra­gung wur­den außer­dem 5 Zusatz­fra­gen zur Fahr­rad-Situa­ti­on wäh­rend der Covid-19-Pan­de­mie in den Städ­ten gestellt. Zwi­schen Sep­tem­ber und Novem­ber 2020 konn­ten Rad­fah­re­rin­nen und Rad­fah­rer ihre Mei­nung zum Fahr­rad­kli­ma in ihrer Stadt abgeben.

Die Ergeb­nis­se für die Stadt Bay­reuth zei­gen Auf­hol­be­darf: 66 Pro­zent geben an, dass in jüng­ster Zeit kaum etwas für den Rad­ver­kehr getan wur­de. 65 Pro­zent berich­ten von vie­len Hin­der­nis­sen auf Bay­reuths Rad­we­gen. 81 Pro­zent der Befrag­ten wer­den beim Rad­fah­ren im Misch­ver­kehr mit Autos bedrängt und behin­dert und nur 15 Pro­zent sind mit der Rad­we­ge-Füh­rung an Bau­stel­len zufrie­den. 2020 bewer­te­ten 427 Men­schen das Fahr­rad­kli­ma in Bay­reuth, deutsch­land­weit waren es rund 230.000.

Mit einer Gesamt­be­wer­tung der Fahr­rad­si­tua­ti­on von 4,01 belegt Bay­reuth Platz 54 von 110 in der Kate­go­rie 50.000–100.000 Ein­woh­nern Deutsch­land­weit. Ver­gleich­ba­re Städ­te wie Nord­horn (2,64), Bochold (2,82) oder Kon­stanz (3,18) schnei­den deut­lich bes­ser ab. Erneut noch schlech­ter schnei­det der Nach­bar Kulm­bach ab.

Bun­des- und bay­ern­weit bleibt das Fahr­rad­kli­ma wei­ter­hin unbe­frie­di­gend und wird von den Befrag­ten im Durch­schnitt mit 3,9 bewer­tet. In Bay­ern sind 167 Städ­te und Gemein­den in die Wer­tung gekom­men, deut­lich mehr als im Jahr 2018 (86).

Sämt­li­che Ergeb­nis­se des ADFC-Fahr­rad­kli­ma-Tests 2020 gibt es auf https://​fahr​rad​kli​ma​-test​.adfc​.de/.