Blick über den Zaun: DGB Mit­tel­fran­ken und Gleich­stel­lungs­stel­le der Stadt Nürn­berg for­dern Schlie­ßung der Lohn­lücke zwi­schen Frau­en und Männern

Zum Equal Pay Day, der in die­sem Jahr auf Mitt­woch, den 10. März 2021 gefal­len ist und an dem auf die bestehen­de Lohn­lücke zwi­schen beschäf­tig­ten Män­nern und Frau­en auf­merk­sam gemacht wur­de, for­dern der DGB Mit­tel­fran­ken und die Gleich­stel­lungs­stel­le der Stadt Nürn­berg in einer gemein­sa­men Erklä­rung fai­re und geschlech­ter­ge­rech­te Bezahlung.

Frau­en ver­die­nen in Deutsch­land im Schnitt 19 Pro­zent weni­ger als Män­ner, das hat das Sta­ti­sti­sche Bun­des­amt berech­net. Als Gen­der Pay Gap oder geschlechts­spe­zi­fi­sche Lohn­lücke wird die pro­zen­tua­le Dif­fe­renz zwi­schen Män­ner- und Frau­en­lohn im Ver­hält­nis zum Män­ner­lohn bezeich­net. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat sich die Zahl nur sehr lang­sam ver­rin­gert. Damit bleibt Deutsch­land Schluss­licht im inter­na­tio­na­len Ver­gleich. Nur in Est­land und der Tsche­chi­schen Repu­blik ist die Lücke noch größer.

Ein Teil die­ser Lohn­lücke lässt sich auf soge­nann­te struk­tu­rel­le Unter­schie­de zurück­füh­ren. Vie­le Frau­en erler­nen Beru­fe, die schlech­ter bezahlt sind, arbei­ten sel­te­ner in Füh­rungs­po­si­tio­nen und häu­fi­ger in Teil­zeit oder in Mini­jobs. „Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie ist noch­mal deut­lich gewor­den, wie wich­tig für unse­re Gesell­schaft die Arbeit ist, die vie­len Frau­en in den soge­nann­ten system­re­le­van­ten Beru­fen lei­sten. Es soll­te uns als Gesell­schaft dann auch Wert sein, hier mehr und gerecht zu zah­len. Es ist nicht aus­rei­chend, nur zu applau­die­ren!“, so Hed­wig Schou­ten, Frau­en­be­auf­trag­te der Stadt Nürnberg.

Doch selbst wenn man die­se Fak­to­ren her­aus­rech­net und Frau­en und Män­ner betrach­tet wer­den, die in der glei­chen Bran­che und glei­chen Posi­ti­on gleich viel arbei­ten, dann ergibt sich in Deutsch­land immer noch eine nicht zu erklä­ren­de Lohn­lücke von sechs Prozent.

Auch in Bay­ern sieht es schlecht aus. Hier betrug der der Gen­der Pay Gap im Jahr 2019 laut dem baye­ri­schen Lan­des­amt für Sta­ti­stik noch 23 Prozent.

„Die Lohn­lücke zwi­schen Frau­en und Män­nern hat nach wie vor ein skan­da­lö­ses Aus­maß. Es braucht end­lich einen poli­ti­schen Wil­len, dies zu ändern“, sagt DGB-Regi­ons­ge­schäfts­füh­rer Ste­phan Doll. „Wer heu­te Frau­en in den Nied­rig­lohn drängt, sorgt für die Alters­ar­mut von mor­gen bei vie­len Mil­lio­nen Men­schen“, schluss­fol­gert Ste­phan Doll. Män­ner haben im Schnitt mehr als dop­pelt so hohe Alters­si­che­rungs­ein­kom­men wie Frau­en zur Ver­fü­gung. „Nir­gend­wo ist die Ren­ten­lücke zwi­schen Frau­en und Män­ner in Euro­pa grö­ßer“, stellt Doll fest.

Die vom Baye­ri­schen Land­tag ein­ge­setz­te Enquete-Kom­mis­si­on „Gleich­wer­ti­ge Lebens­ver­hält­nis­se in Bay­ern“ hat bereits im Jahr 2018 unter dem Aspekt von Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit Hand­lungs­emp­feh­lun­gen gege­ben. „Die For­de­rung der Enquete-Kom­mis­si­on nach Stär­kung des Flä­chen­ta­rifs unter­stüt­zen wir aus­drück­lich“, sagt DGB-Chef Doll. Dar­über hin­aus benö­ti­ge der Frei­staat Bay­ern ein Tarif­treue- und Ver­ga­be­ge­setz für Auf­trä­ge der öffent­li­chen Hand an Unter­neh­men und Betrie­be der pri­va­ten Wirt­schaft, so die For­de­rung des DGB. „Wer tarif­li­che Bezah­lung unter­läuft und Mit­be­stim­mung von Arbeitnehmer*innen miss­ach­tet, kann nicht Partner*in der öffent­li­chen Hand sein“, for­dert Ste­phan Doll Auch das Deut­sche Insti­tuts für Wirt­schafts­for­de­rung (DIW) hält „Tarif­ver­trä­ge für ein sinn­vol­les Mit­tel, um Ver­dienst­un­ter­schie­de zwi­schen Män­nern und Frau­en zu ver­rin­gern“, heißt es in einer DIW-Stu­die von 2019.

Die Coro­na Pan­de­mie bringt nicht nur die Fol­gen die­ses Ver­dienst­un­ter­schie­des ver­stärkt zum Vor­schein, son­dern rückt auch unbe­zahl­te Sor­ge­ar­beit in den Mit­tel­punkt der öffent­li­chen Auf­merk­sam­keit. Die­se wird über­pro­por­tio­nal von Frau­en gelei­stet und bleibt bei etwa­igen Berech­nun­gen nahe­zu gänz­lich unbeachtet.

In die­sem Sin­ne sind For­de­run­gen, wie die Auf­wer­tung von Beru­fen, in denen Frau­en tätig sind, die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf bes­ser auf alle Geschlech­ter zu ver­tei­len und Zugangs­hür­den für Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen abzu­bau­en nach wie vor aktuell.

Auf­grund der der­zei­ti­gen Ein­schrän­kun­gen des öffent­li­chen Lebens fin­det in die­sem Jahr kei­ne Prä­senz­ver­an­stal­tung anläss­lich des Equal Pay Days statt. Posi­tio­nen aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven zum Gen­der Pay Gap zeigt ein Video, das auf den Web­sei­ten des DGB Mit­tel­fran­ken mit​tel​fran​ken​.dgb​.de und der Gleich­stel­lungs­stel­le der Stadt Nürn­berg abruf­bar ist.