Natur­schutz­ver­band LBV for­dert: „Akti­ons­plan Wolf aktiv und kon­se­quen­ter umsetzen“

Wolf. Foto: Waldemar Brandt

Recht­zei­ti­ge Her­den­schutz­maß­nah­men hät­ten Wild­tie­re im Gat­ter geschützt – LBV for­dert Ende der Abschussforderungen

Der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV bedau­ert die bei­den Über­grif­fe durch einen Wolf auf zwei neben­ein­an­der gele­ge­ne Wild­tier­gat­ter bei Bet­zen­stein (Lkr. Bay­reuth) und den ent­stan­de­nen Scha­den. „Die bei­den Zwi­schen­fäl­le tun uns leid, und wir neh­men die Wolf-Situa­ti­on dort und im Rest von Bay­ern sicher­lich nicht auf die leich­te Schul­ter“, so der LBV-Vor­sit­zen­de Dr. Nor­bert Schäf­fer. Der LBV betont in die­sem Zusam­men­hang aber auch, dass die bei­den Zwi­schen­fäl­le ver­meid­bar gewe­sen wären, hät­ten sich die zustän­di­gen Land­wirt­schafts­be­hör­den und die Hal­ter an den Akti­ons­plan Wolf gehal­ten und recht­zei­tig die not­wen­di­gen Her­den­schutz­maß­nah­men für die Tie­re ergrif­fen. „Wir wis­sen seit drei Jah­ren, dass im angren­zen­den Vel­den­stei­ner Forst ein Wolfs­ru­del lebt, und so hät­ten aller­spä­te­stens nach dem Über­griff auf das erste Gat­ter alle Alarm­glocken zum Schutz des benach­bar­ten Gehe­ges und aller wei­te­ren in der Nähe laut läu­ten müs­sen“, sagt Schäf­fer wei­ter. „Es muss umge­hend wie­der Sach­lich­keit in die aktu­ell von Land­wirt­schafts­sei­te emo­tio­nal geführ­te Debat­te ein­keh­ren, denn das Pro­blem hät­te ohne wei­te­res ver­mie­den wer­den kön­nen, wenn die zustän­di­gen Behör­den ihre Auf­ga­be zur Infor­ma­ti­on so ernst genom­men hät­ten, wie sie es zum Bei­spiel in Fäl­len der Geflü­gel­pest tun“, ver­weist Schäf­fer weiter.

Aus Sicht des LBV hät­ten die zustän­di­gen Land­wirt­schafts­be­hör­den auf­grund der lan­ge bekann­ten Wolfs­an­we­sen­heit alle betrof­fe­nen Gat­ter­hal­ter in der Regi­on pro­ak­tiv und umfang­reich dar­über infor­mie­ren müs­sen. Dabei hät­ten die­se auf­ge­klärt wer­den müs­sen, wie ihr Gehe­ge­wild geschützt wer­den muss und wie dies vom Staat finan­ziert und geför­dert wird. „Der LBV ruft alle Wild­gat­ter­be­sit­zer in der Regi­on um den Vel­den­stei­ner Forst und in ande­ren Regio­nen Bay­erns mit stand­ort­treu­en Wöl­fen des­halb dazu auf, drin­gend und umge­hend die vom Akti­ons­plan Wolf emp­foh­le­nen Schutz­maß­nah­men umzu­set­zen und die seit 30. April des Vor­jah­res gel­ten­de staat­li­che För­der­richt­li­nie zu Her­den­schutz­maß­nah­men zu nut­zen“, so Nor­bert Schäf­fer. Die Vor­fäl­le bei Bet­zen­stein soll­ten allen zustän­di­gen Ämtern im Frei­staat als lan­ge über­fäl­li­ges Warn­si­gnal die­nen, den ver­ein­bar­ten Her­den­schutz in Bay­ern end­lich ernst zu neh­men und umzu­set­zen, damit sich der­ar­ti­ges nicht wie­der­holt. „Die zustän­di­gen Behör­den haben beim Her­den­schutz viel zu pas­siv agiert, und das müs­sen die Wild­tier­gat­ter­hal­ter jetzt aus­ba­den“, erklärt der LBV-Vorsitzende.

Wer sich in betrof­fe­nen Regio­nen Bay­erns jetzt nicht um den Schutz von Wei­de­tie­ren und von Wild­tier­gat­tern küm­mert und die­se wolfs­ab­wei­send nach­rü­stet, der ist auch mit­ver­ant­wort­lich dafür, dass es in Zukunft zu wei­te­ren Kon­flik­ten kom­men kann. „Wei­te­re Pro­ble­me mit dem Wolf in Ober­fran­ken kön­nen dann ent­ste­hen, wenn die Her­den­schutz­maß­nah­men nicht umge­hend umge­setzt wer­den, denn wolfs­ab­wei­sen­de Zäu­ne kön­nen den Wolf auch wie­der zurück­er­zie­hen“, so Wil­li Rein­bold, Wolfs­be­auf­trag­ter des LBV. Dies zeigt auch der akti­ve Her­den­schutz an einem nahe­ge­le­ge­nen Wild­tier­ge­he­ge der Baye­ri­schen Staats­for­sten im Vel­den­stei­ner Forst öst­lich von Bet­zen­stein. Hier wur­de nach dem Ein­drin­gen eines Wol­fes 2019 ein Elek­tro­zaun instal­liert, der seit­her das Unter­gra­ben des Gehe­ge­zau­nes durch den Wolf erfolg­reich verhindert.

Ein von Politiker*innen und Bau­ern­ver­band gefor­der­ter Abschuss, der nur dann recht­lich über­haupt mög­lich wäre, wenn das Tier sach­ge­recht geschütz­te Nutz­tie­re ver­letzt oder tötet und Wie­der­ho­lungs­ge­fahr besteht, darf hier über­haupt nicht zur Dis­kus­si­on ste­hen. „Wo kein wolfs­ab­wei­sen­der Zaun steht, darf auch kein Abschuss gefor­dert wer­den, denn der stellt das letz­te Mit­tel dar, wenn Prä­ven­ti­on ohne Erfolg geblie­ben ist“, sagt der LBV-Wolfsbeauftragte.