MdL Dr. Sil­ke Lau­nert hielt Gesprächs­run­de zur Novel­lie­rung des Bundesjagdgesetzes

Silke Launert. Fotograf: Tobias Koch
Silke Launert. Fotograf: Tobias Koch

Jäger und Wald­be­sit­zer for­dern gemein­sa­mes Ziel „Misch­wald der Zukunft“

Die Regie­rung will das Bun­des­jagd­ge­setz novel­lie­ren. Grund­sätz­lich soll ein trag­fä­hi­ger Aus­gleich zwi­schen Wald und Wild erreicht wer­den. Die ver­schie­de­nen Posi­tio­nen von Wald­be­sit­zern, Jägern und Natur­schutz­ver­ei­nen dabei zu ver­ei­nen, ist nicht leicht. Anläss­lich der Novel­lie­rung hat die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Dr. Sil­ke Lau­nert (CSU, Bay­reuth / Forch­heim) des­halb Wald­be­sit­zer und Jäger aus dem Wahl­kreis zu einer Gesprächs­run­de ein­ge­la­den, um die unter­schied­li­chen Mei­nun­gen zu den geplan­ten Geset­zes­än­de­run­gen anzu­hö­ren und die Anlie­gen der Betrof­fe­nen aus dem Wahl­kreis in Ber­lin ein­brin­gen zu können.

Wesent­li­che Streit­punk­te zwi­schen Jägern, Wald­be­sit­zern und Natur­schutz­ver­bän­den sind der Hege­be­griff und die damit ver­bun­de­ne Ver­jün­gung des Wal­des, der Min­dest­ab­schuss und der Ein­satz von Nachtsichttechnik.

Ziel ist eine an den Kli­ma­wan­del ange­pass­te Wald­be­wirt­schaf­tung. Dies erfor­dert eine Anpas­sung des Bun­des­jagd­ge­set­zes, um dort, wo zu hohe Wild­be­stän­de die Ver­jün­gung des Wal­des beein­träch­ti­gen, han­deln zu kön­nen. „Die Natur­ver­jün­gung ist das A&O. Pflan­zung kann nur die letz­te Lösung sein“, sagt Ger­hard Pot­zel, Geschäfts­füh­rer der Wald­ver­ei­ni­gung Bayreuth.

Ger­hard Stei­nin­ger ist selbst Jäger und För­ster beim Forst­be­trieb Peg­nitz. Er sagt, dass die Wild­be­stän­de auf ein ver­nünf­ti­ges Maß gebracht wer­den müs­sen, um eine Natur­ver­jün­gung errei­chen zu kön­nen und Ver­biss zu mini­mie­ren. Zumin­dest die Mut­ter­bäu­me wie Buchen müss­ten es schaf­fen, ohne Schutz­maß­nah­men wach­sen zu kön­nen. „Wir müs­sen den Wald­um­bau im Wesent­li­chen ohne Schutz schaf­fen.“ Man müs­se aber auch über die Jagd­zei­ten dis­ku­tie­ren und über die Schuss- und Schon­zei­ten spre­chen. Sei­ner Mei­nung nach brau­che ein Reh­bock kei­ne Schon­zeit, ergänz­te Hein­rich Frei­herr von Pölnitz.

Auch Wolf­gang Degen, Wald­be­sit­zer und Jäger aus Holl­feld, ist der Mei­nung: Dort, wo es zu viel Wild gibt, gibt es auch Pro­ble­me. Doch eini­ge Baum­ar­ten, die Lecker­bis­sen für die Rehe sei­en, wür­den es ohne Schutz nicht schaf­fen. Vor allem Ler­che, Tan­ne und Eiche müss­ten vor Ver­biss geschützt wer­den. Laut Jäger Fried­rich Mor­eth sei eine dif­fe­ren­zier­te Betrach­tung not­wen­dig. Ganz ohne Schutz­maß­nah­men sei das Ziel der Ver­jün­gung des Wal­des nicht mach­bar. Aber zumin­dest hei­mi­sche Baum­ar­ten müss­ten es ohne schaf­fen. „Wo zu viel Wild ist, muss ein­ge­grif­fen wer­den“, fasst Mor­eth zusam­men. „Auf Drän­gen der CSU wur­de eine Län­der­un­be­rührt­heits­klau­sel in Bezug auf den Min­dest­ab­schuss auf­ge­nom­men. In Bay­ern wür­de alles wie gehabt blei­ben“, sagt Dr. Sil­ke Launert.

Hein­rich von Pöl­nitz, Forst­wirt und im Aus­schuss des Baye­ri­schen Wald­be­sit­zer­ver­ban­des, lebt vom Wald und weiß, wie Wald­be­sit­zer unter dem Kli­ma­wan­del lei­den: „Wir sind mit­ten im Kli­ma­wan­del. Die Jagd ist eine wich­ti­ge Schalt­stel­le für die Ver­jün­gung des Wal­des. Wir haben kei­ne Zeit für Expe­ri­men­te. Vie­len Wald­be­sit­zern steht das Was­ser bis über dem Scheitel.“

Jung­jä­ge­rin Son­ja Stei­nin­ger for­der­te außer­dem die Anpas­sung der Jagd­prü­fung auf baye­ri­sches Niveau. Die Unter­schie­de zwi­schen den Län­dern bei der Prü­fung sei­en enorm. „Es darf nicht sein, dass jeder ganz ein­fach einen Jagd­schein bekommt“, sagt Stei­nin­ger. „Jäger haben eine gro­ße Ver­ant­wor­tung gegen­über Tier und Natur.“ Aus die­sem Grund begrü­ße die jun­ge Jäge­rin auch den Ein­satz von Nacht­sicht­ge­rä­ten bei der Jagd. Der laut Geset­zes­ent­wurf aber nur für die Jagd auf Schwarz­wild (Wild­schwei­ne) erlaubt wer­den soll.

„Nacht­sicht dient dem Tier­schutz. Wir wer­den zuneh­men danach beur­teilt, wie wir mit dem Tier­schutz umge­hen“, ergänzt Mor­eth, der jahr­zehn­te­lang als Amts­tier­arzt tätig war. Die Jagd wer­de mit der Tech­nik effi­zi­en­ter, man kön­ne genau­er dif­fe­ren­zie­ren, was geschos­sen wird, sagt auch Potzel.

Was mei­nen die Jäger dazu? / Foto: Privat

Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te woll­te auch die Mei­nung der Jäger und Wald­be­sit­zer zum Streit­punkt über­ja­gen­de Hun­de und der Dis­kus­si­on um Blei­mu­ni­ti­on wis­sen. Wie sich her­aus­kri­stal­li­sier­te, sind die Jäger grund­sätz­lich für die Dul­dung von Hun­den bei der Jagd. Wenn­gleich sie sich zumin­dest eine Anmel­de­pflicht von Bewe­gungs­jag­den wün­schen, wie Son­ja Stei­nin­ger sag­te. Denn dies sei nicht immer der Fall und kön­ne zu Ärger mit den angren­zen­den Wald­be­sit­zern füh­ren. Denn: „Hun­de ken­nen kei­ne Revier­gren­zen“, sagt von Pölnitz.

Fried­rich Mor­eth setzt sich vor allem auch für die For­de­rung nach blei­frei­er Muni­ti­on ein. „Wir brau­chen eine zuver­läs­si­ge, schnell­t­ö­ten­de und tier­schutz­kon­for­me Muni­ti­on mit so wenig Blei wie mög­lich.“ Irgend­wann müs­se man ganz vom Blei in der Muni­ti­on weg­kom­men, wünscht sich Mor­eth. Hand­lungs­be­darf besteht dies­be­züg­lich, weil durch das Blei aus der Muni­ti­on im Wild­kör­per, ein Gesund­heits­ri­si­ko für Schwan­ge­re und Kin­der nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

Um den Wald 2.0, den Misch­wald der Zukunft, zu schaf­fen, und das Beste für Wald und Tier zu errei­chen, müs­sen alle an einem Strang zie­hen, schloss der Vor­sit­zen­de der Forst­be­triebs­ge­mein­schaft Peg­nitz, Wer­ner Laut­ner, die Gesprächs­run­de. „Das geht nur mit­ein­an­der. Die Jäger und Wald­be­sit­zer müs­sen Spaß an ihrem Wald haben. Der Wald muss es schaf­fen, mög­lichst ohne Schutz wie­der hochzukommen.“