Ultra­fein­staub in der Umwelt: Uni­ver­si­tät Bay­reuth an neu­em Baye­ri­schen Pro­jekt­ver­bund beteiligt

Chemische Analyse von Ultrafeinstaubproben. Foto: Anke Nölscher.
Chemische Analyse von Ultrafeinstaubproben. Foto: Anke Nölscher.

Mit einem For­schungs­vor­ha­ben zur che­mi­schen Ana­ly­se von Ultra­fein­staub nimmt die Uni­ver­si­tät Bay­reuth am neu­en, vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Umwelt und Ver­brau­cher­schutz finan­zier­ten Pro­jekt­ver­bund „BayUFP – Mes­sung, Cha­rak­te­ri­sie­rung und Bewer­tung ultra­fei­ner Par­ti­kel“ teil. Das Teil­pro­jekt wird von Prof. Dr. Anke Nöl­scher, Juni­or­pro­fes­so­rin für Atmo­sphä­ri­sche Che­mie, gelei­tet. Das Umwelt­mi­ni­ste­ri­um hat dafür in den näch­sten drei Jah­ren Mit­tel in Höhe von ins­ge­samt rund 635.000 Euro bewilligt.

Prof. Dr. Anke Nölscher. Foto: privat.

Prof. Dr. Anke Nöl­scher. Foto: privat.

In den letz­ten Jah­ren ist es in zahl­rei­chen Län­dern gelun­gen, die Antei­le von Fein­staub in der Umwelt zu sen­ken und die Qua­li­tät der Atem­luft zu erhö­hen. Noch immer ist aber weit­ge­hend unklar, wie die klein­sten Bestand­tei­le des Fein­staubs wir­ken, die soge­nann­ten ultra­fei­nen Par­ti­kel (UFP). Die­se haben einen Durch­mes­ser von weni­ger als 100 Nano­me­tern (0,0001 Mil­li­me­tern) und sind mit blo­ßem Auge nicht sicht­bar. Im Baye­ri­schen Pro­jekt­ver­bund BayUFP sol­len die Ursa­chen, che­mi­schen Bestand­tei­le und gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen von ultra­fei­nen Par­ti­keln in der Umwelt erst­mals syste­ma­tisch erforscht wer­den. Bay­erns Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber gab heu­te den Start­schuss für den Ver­bund, in dem sich fünf For­schungs­part­ner zusam­men­ge­schlos­sen haben: die Uni­ver­si­tät Bay­reuth (UBT), die Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg (FAU), das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Würz­burg, die Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen (LMU) und das LMU Kli­ni­kum. Koor­di­niert wird der Ver­bund von der FAU. Umwelt­mi­ni­ster Glau­ber: „Ultra­fei­ne Par­ti­kel sind ein wis­sen­schaft­lich jun­ges For­schungs­feld. Bay­ern ist Vor­rei­ter und treibt die For­schung zum Ultra­fein­staub wei­ter vor­an. Wir wol­len wis­sen, wie viel ultra­fei­ne Par­ti­kel tat­säch­lich in der Luft ent­hal­ten sind und wie sie wir­ken. Zur Lösung die­ser Fra­gen haben wir mit der Uni­ver­si­tät Bay­reuth einen wich­ti­gen Part­ner gefunden.“

Im Mit­tel­punkt des Bay­reu­ther Teil­pro­jekts steht die che­mi­sche Zusam­men­set­zung ultra­fei­ner Par­ti­kel. Dar­aus las­sen sich Infor­ma­tio­nen über Her­kunft, Alter und Ursprung der Par­ti­kel sowie über ihren Trans­port in der Umwelt ablei­ten. Zugleich hängt es wesent­lich von der che­mi­schen Zusam­men­set­zung der Par­ti­kel ab, ob und wie sie die mensch­li­che Gesund­heit beein­flus­sen. Um die che­mi­sche Zusam­men­set­zung von ultra­fei­nen Par­ti­keln in der Luft bestim­men zu kön­nen, müs­sen sie zuerst von den ande­ren Bestand­tei­len der Atmo­sphä­re – bei­spiels­wei­se von Gasen oder noch grö­be­ren Par­ti­keln – getrennt wer­den. Danach wer­den sie gesam­melt, so dass sie anschlie­ßend für die che­mi­sche Ana­ly­se zur Ver­fü­gung ste­hen. Eine beson­de­re tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung ist dabei die gerin­ge Mas­se der Partikel.

Das Ziel des Bay­reu­ther For­schungs­teams ist es, die ein­zel­nen Schrit­te bei der Tren­nung, Samm­lung und Ana­ly­se ultra­fei­ner Par­ti­kel in ihrem wech­sel­sei­ti­gen Zusam­men­hang zu opti­mie­ren. Auf die­ser Grund­la­ge soll ein Ver­fah­ren ent­wickelt wer­den, das zwei Mess­ge­rä­te kom­bi­niert: ein fest instal­lier­tes Modul, das Ultra­fein­staub­pro­ben mit hoher Prä­zi­si­on ana­ly­siert und ent­spre­chen­de Refe­renz­wer­te lie­fert, und ein dar­auf abge­stimm­tes mobi­les Modul, das an unter­schied­li­chen baye­ri­schen Stand­or­ten zur Pro­ben­nah­me ein­ge­setzt wird. „Die für unter­schied­li­che Stand­or­te reprä­sen­ta­ti­ven Pro­ben wer­den es uns ermög­li­chen, den ultra­fei­nen Par­ti­keln cha­rak­te­ri­sti­sche che­mi­sche Fin­ger­ab­drücke zuzu­ord­nen. Auf die­ser Basis erhal­ten wir Infor­ma­tio­nen über die Ent­ste­hung die­ser Par­ti­kel und ihre Ver­tei­lung in der Luft sowie über poten­zi­el­le stand­ort­be­ding­te gesund­heit­li­che Risi­ken“, sagt Pro­jekt­lei­te­rin Prof. Dr. Anke Nölscher.

Das Bay­reu­ther For­schungs­team arbei­tet inner­halb des Ver­bunds eng mit dem Helm­holtz Zen­trum Mün­chen zusam­men. Auf dem Cam­pus der Uni­ver­si­tät Bay­reuth bestehen bereits inter­dis­zi­pli­nä­re Kon­tak­te zu wei­te­ren Fein­staub-Pro­jek­ten. Hier­zu zäh­len ins­be­son­de­re die Bay­reu­ther For­schungs­ar­bei­ten, die in den 2020 gegrün­de­ten Baye­ri­schen Pro­jekt­ver­bund BayÖko­tox ein­ge­bet­tet sind und sich mit Aus­wir­kun­gen von ver­kehrs­be­ding­tem Fein­staub auf Pflan­zen und Tie­re befas­sen. „Die vom Baye­ri­schen Umwelt­mi­ni­ste­ri­um finan­zier­ten Pro­jek­te wer­den uns in die Lage ver­set­zen, an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ein brei­tes Spek­trum von For­schungs­kom­pe­ten­zen zu fein­staub­be­ding­ten Umwelt- und Gesund­heits­fra­gen auf­zu­bau­en“, sagt Nölscher.