Rekord­be­tei­li­gung bei der „Stun­de der Wintervögel“

Über 40.000 Teilnehmer*innen mel­den Beob­ach­tun­gen – Spatz wie­der auf Platz 1 – Weni­ger Vögel wegen viel Nahrung 

Bereits zum drit­ten Mal in Fol­ge erobert der Haus­sper­ling in Bay­ern Platz 1 bei der „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ von LBV und NABU. Ins­ge­samt haben über 40.000 baye­ri­sche Teilnehmer*innen aus über 30.000 Gär­ten knapp eine Mil­li­on Vögel dem LBV gemel­det. Im Ver­gleich zum Vor­jahr betei­lig­ten sich im Frei­staat über 13.000 Naturfreund*innen mehr und über­tra­fen damit auch die bis­he­ri­ge Rekord­teil­nah­me aus dem Jahr 2018 deut­lich (33.000). „Die­se Rekord­be­tei­li­gung ist mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit auf den Lock­down zurück­zu­füh­ren, da die Men­schen mehr Zeit zuhau­se ver­brin­gen und den Vögeln vor ihrer Haus­tü­re mehr Auf­merk­sam­keit schen­ken“, sagt Anni­ka Lan­ge, LBV-Vogel­ex­per­tin. Im Schnitt wur­den die­ses Jahr aller­dings nur 32 Vögel pro Gar­ten beob­ach­tet und somit so weni­ge wie noch nie in den 16 Jah­ren der Mit­mach­ak­ti­on (bis­he­ri­ger Nied­rigst­wert waren 33 im Jahr 2017). „Sol­che tem­po­rä­ren Rück­gän­ge müs­sen nicht gleich als Alarm­si­gnal gese­hen wer­den. Gera­de wenn so vie­le Arten ten­den­zi­ell eher aus­blei­ben, deu­tet das auf über­ge­ord­ne­te Ursa­chen hin wie eine gute Ver­füg­bar­keit von Nah­rung in der Natur. Die Vögel suchen unse­re Gär­ten dann sel­te­ner auf“, sagt Lan­ge. Auf den Spit­zen­rei­ter Spatz fol­gen Feld­sper­ling (2.) und Kohl­mei­se (3.).

Zum drit­ten Mal sichert sich der Haus­sper­ling den Spit­zen­platz bei der „Stun­de der Win­ter­vö­gel“, wäh­rend sein Art­ge­nos­se, der Feld­sper­ling, den zwei­ten Platz belegt. „Obwohl Haus- und Feld­sper­lin­ge in weni­ger Gär­ten gemel­det wor­den sind als in den ver­gan­ge­nen Jah­ren, kön­nen Sie ihre Füh­rungs­po­si­ti­on hal­ten. Die Mel­de­zah­len lie­gen aber im Rah­men der übli­chen Schwan­kun­gen der Popu­la­tio­nen“, erklärt Lan­ge. Eine Ent­war­nung gibt es für den Haus­sper­ling den­noch nicht, denn gera­de in gro­ßen Städ­ten feh­len ihm vor allem geeig­ne­te Nist­plät­ze an Gebäu­den. Wäh­rend in Ber­lin noch vie­le Haus­sper­lin­ge leben, fin­det sich in Mün­chen die gering­ste Haus­sper­lings-Dich­te im bun­des­wei­ten Ver­gleich. Der Feld­sper­ling dage­gen scheint sich zumin­dest ent­lang der baye­ri­schen Donau sehr wohl zu füh­len. So wur­den die höch­sten Wer­te die­ser Art in die­sen frucht­ba­ren Agrar­land­schaf­ten gemel­det, an der Spit­ze wie schon 2020 der Kreis Landshut.

Und wie geht es der Blau­mei­se? Im ver­gan­ge­nen Früh­ling war in wei­ten Tei­len Deutsch­lands eine vom Bak­te­ri­um Sut­to­nella orni­tho­co­la aus­ge­lö­ste Epi­de­mie auf­ge­tre­ten, der Tau­sen­de Vögel die­ser Art zum Opfer fie­len. Bei der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ im Mai 2020 mel­de­ten die Teilnehmer*innen auch in Bay­ern 22 Pro­zent weni­ger Blau­mei­sen als im Vor­jahr. Zwar wur­den die Blau­mei­sen in die­sem Win­ter etwas sel­te­ner gemel­det als sonst. „Ein Grund zur Sor­ge wegen des Bak­te­ri­ums besteht aber nicht“, gibt die LBV-Vogel­ex­per­tin Ent­war­nung. „Unse­re baye­ri­schen Blau­mei­sen waren von Anfang nicht ganz so stark betrof­fen wie die Vögel in ande­ren Bun­des­län­dern. Auch zeig­ten sich in den letz­ten Mona­ten kei­ne auf­fäl­lig ver­rin­ger­ten Bestands­zah­len bei den baye­ri­schen Blaumeisen.“

Die viel wahr­schein­li­che­re Erklä­rung für die gerin­ge Anzahl an gemel­de­ten Blau­mei­sen sind art­über­grei­fen­de Ursa­chen. Denn neben der Blau­mei­se wur­den in die­sem Jahr auch wei­te­re typi­sche Wald­vö­gel wie Hau­ben­mei­se, Tan­nen­mei­se und Kohl­mei­se, aber auch Kern­bei­ßer, Berg­fink, Eichel­hä­her und Gim­pel in weni­ger Gär­ten gemel­det. „Da sich die­ses Phä­no­men bei ver­schie­de­nen Arten zeigt, kann ein Bestands­ein­bruch kaum die Ursa­che für die feh­len­den Vögel sein“, so Lan­ge. Die gerin­ge­re gemel­de­te Anzahl die­ser Vogel­ar­ten kön­ne statt­des­sen auf eine gute Ver­füg­bar­keit von Nah­rung in der Natur zurück­zu­füh­ren sein. „Die Vögel sind dadurch vor­über­ge­hend weni­ger auf Unter­stüt­zung durch unse­re Gär­ten ange­wie­sen und kom­men des­halb sel­te­ner an unse­re Fut­ter­stel­len“, erklärt die LBV-Bio­lo­gin. „Mög­lich ist dar­über hin­aus, dass Arten wie die Kohl­mei­se aus Brut­ge­bie­ten in Nord- und Ost­eu­ro­pa weni­ger bei uns über­win­tern, weil sie dort immer noch gute Bedin­gun­gen vor­fin­den“, sagt Anni­ka Lan­ge weiter.

Gesamt­ergeb­nis

Auf das Spit­zen­trio aus Haus­sper­ling, Feld­sper­ling und Kohl­mei­se fol­gen Amsel (4.) und Blau­mei­se (5.). „Seit sie­ben Jah­ren hat es kei­ne ande­re Art geschafft, eine der fünf Top-Plat­zie­run­gen ein­zu­neh­men“, so Lan­ge. Der Buch­fink lan­det auf Rang 6 und macht damit im Ver­gleich zum Vor­jahr eine Plat­zie­rung wie­der gut. Die Plät­ze 7 und 8 bele­gen Erlen­zei­sig und Grün­fink. Elster und Rot­kehl­chen schlie­ßen die bay­ern­wei­te Top Ten ab. Bereits am Zähl­wo­chen­en­de hat­te sich gezeigt, dass die­ses Jahr ver­mehrt Erlen­zei­si­ge und Wachol­der­dros­seln (12.) aus Nord­eu­ro­pa gezählt wurden.

Regio­na­le Unterschiede

Die mei­sten Vögel beka­men mit 41 pro Gar­ten die Teilnehmer*innen in Nie­der­bay­ern zu sehen, gefolgt von 36 Vögeln pro Gar­ten in der Ober­pfalz. Auch in Ober­fran­ken haben die Teilnehmer*innen mit 35 pro Gar­ten mehr Vögel als der baye­ri­sche Durch­schnitt von 32 gezählt. Schwa­ben (33) und Unter­fran­ken (33) lie­gen um den baye­ri­schen Mit­tel­wert. Die Teilnehmer*innen in Mit­tel­fran­ken (30) und Ober­bay­ern (29) zähl­ten im Schnitt pro Gar­ten weni­ger gefie­der­te Gäste als ande­re baye­ri­sche Vogelfreund*innen.

Wei­te­re land­kreis­ge­naue Zäh­l­er­geb­nis­se kön­nen unter www​.stun​de​-der​-win​ter​voe​gel​.de ein­ge­se­hen wer­den. Die näch­ste Vogel­zäh­lung fin­det vom 13. bis 16. Mai statt. Dann wer­den bei der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ die Brut­vö­gel in unse­ren Gär­ten und Parks erfasst.