Betrof­fe­ne Braue­rei­en zur „Fass­bier­klau­sel“: „Bringt uns nichts“

Bierfässer
Das fränkische Problembier in seiner natürlichen Umgebung ...

Erste Reak­tio­nen auf die Erläu­te­run­gen zur Fass­bier­klau­sel durch regio­na­le Poli­ti­ker sind eher ernüch­ternd. Nach die­ser ziem­lich irre­füh­rend „Fass­bier­klau­sel“ genann­ten Regel kann der Absatz von Fla­schen­bier an Gast­stät­ten aus dem Umsatz her­aus­ge­rech­net wer­den – dadurch fal­len angeb­lich vie­le Betrie­be aus der 80/20-Regel für Misch­be­trie­be her­aus und kön­nen Novem­ber-/De­zem­ber­hil­fe bean­tra­gen. Der Hin­ter­grund ist offen­bar dass die Poli­ti­ker der Mei­nung sind, eine Braue­rei mache den Groß­teil des Umsat­zes mit der Belie­fe­rung von Gaststätten.

Mit ande­ren Wor­ten: Wie­der ein­mal wer­den die bestraft, die inno­va­ti­ve Wege gehen. Es hat schließ­lich lan­ge gedau­ert bis die Super­märk­te begrif­fen haben dass man hei­mi­sches Bier bes­ser abset­zen kann als die Erzeug­nis­se der Groß­braue­rei­en. Ori­gi­na­li­tät und Nach­hal­tig­keit sind schließ­lich durch­aus ver­kaufs­för­dern­de Argu­men­te – nicht umsonst schie­ßen die „Land­bier­pa­ra­die­se“ aus dem Boden. Und der aus­ge­zeich­ne­te Ruf des hei­mi­schen Bie­res ist auch bis in die Groß­städ­te vorgedrungen.

Daher ist es halt mitt­ler­wei­le so, dass auch und gera­de die klei­nen Braue­rei­en im Sor­ti­ment der Super­märk­te und Dis­coun­ter gut ver­tre­ten sind, und das nicht nur in den Groß­städ­ten son­dern auch im Nach­bar­ort. Die­ser lan­ge erkämpf­te Erfolg wird ihnen jetzt zum Ver­häng­nis – denn auch der Absatz in den Geträn­ke­mark­ten und Dis­coun­tern ist zurück­ge­gan­gen. Falls es jemand noch nicht gemerkt hat: Wir haben gera­de eine Pan­de­mie mit stren­gen Kon­takt­be­schrän­kun­gen. Daher fin­den neben den gro­ßen öffent­li­chen Festen auch kei­ne pri­va­ten Fei­ern mehr statt, wo es auf einen Kasten Bier hin oder her nicht ankommt …

Man hat schwer den Ein­druck dass „Hilfs­an­ge­bo­te“ wie die „Fass­bier­klau­sel“ weit­ab vom rea­len Leben getrof­fen getrof­fen wer­den, ohne sich jemals mit den Betrof­fe­nen aus­zu­tau­schen. Die Braue­rei­gast­hö­fe in unse­rer Nach­bar­schaft bekom­men jeden­falls nach wie vor kei­ne Unterstützung:

„Auch die­se Fass­bier­klau­sel bringt uns nicht wei­ter. Es ist nur „Augen­wi­sche­rei“. Die ein­zi­ge fai­re Lösung zur Gleich­be­hand­lung von Braue­rei­gast­stät­ten / Gast­stät­ten ist eine getrenn­te Betrach­tung von Umsät­zen Gasthaus/​Brauerei in den Mona­ten Novem­ber und Dezember.“
(Anonym)

„Nein, das hilft uns nicht wei­ter, das ist ja nichts Neu­es. Bereits im Dezem­ber hieß es, dass die indi­rek­te Betrof­fen­heit mit ein­be­zo­gen wer­den darf. Aber der Ver­kauf an Händ­ler ist ein gro­ßer Anteil in einer Braue­rei, der eben nicht direkt oder indi­rekt betrof­fen ist. Wir ver­ste­hen ein­fach den gan­zen Ansatz der 80 % Hür­de nicht. Es ist doch egal, ob ich 80% geschlos­sen wur­de oder 50%. Wir wol­len ja nur für den Umsatz des geschlos­se­nen Berei­ches eine Entschädigung!
Und kein Unter­neh­men kann mit 20 oder 30% sei­nes Umsat­zes posi­ti­ve Zah­len schrei­ben, auch mit 50% ist das schwie­rig. Uns geht auch nicht ein, war­um bei Bäcke­rei­en und Kon­di­to­rei­en die 80% Hür­de außer Kraft gesetzt wur­de, aber nicht bei Brauereigaststätten.“
Bian­ca Kug­ler, Elch-Bräu Thuisbrunn

Mike Schmitt, Inha­ber der Pretz­fel­der „Nikl-Bräu“ sieht das ganz genau so. Mike Schmitt ist übri­gens aus die­sem Grund in die belieb­te BR-Sen­dung „Jetzt red i“ nach Mün­chen ein­ge­la­den wor­den – wir sind auf die Reak­tio­nen gespannt.