Lade­säu­len­schwund im Land­kreis Bamberg

Die grü­ne Kreis­tags­frak­ti­on hakt nach

Seit Janu­ar 2021 müs­sen alle Lade­säu­len für E‑Autos in Deutsch­land, an denen Strom ver­kauft wird, eich­rechts­kon­form sein. Dies ist seit 2015 bekannt, seit 2018 galt eine Über­gangs­re­ge­lung für bereits bestehen­de Anla­gen. Trotz­dem sind im Land­kreis Bam­berg über die Regio­nal­wer­ke von den Gemein­den Lade­säu­len der Fir­ma New­Mo­ti­on instal­liert wor­den, die nicht eich­rechts­kon­form sind. Die Fol­ge: Seit Ende 2020 kann der Strom an die­sen Lade­punk­ten nicht mehr mit Nutzer*innen abge­rech­net wer­den. Eini­ge Gemein­den, wie z.B. Ste­gau­rach, über­neh­men zur­zeit die Strom­ko­sten, so dass E‑Auto Nutzer*innen unent­gelt­lich laden kön­nen. Ande­re Gemein­den, wie But­ten­heim, Hirschaid,Pettstadt oder Recken­dorf, haben ihre betrof­fe­nen Lade­säu­len erst ein­mal stillgelegt.

„Nach unse­ren Erhe­bun­gen sind von 75 öffent­li­chen Lade­punk­ten im Land­kreis Bam­berg ca. 55 nicht eich­rechts­kon­form. Im Dezem­ber 2020 waren 27 die­ser Lade­punk­te still­ge­legt, bei den ande­ren 28 Lade­punk­ten kann man der­zeit aus Kulanz der jewei­li­gen Gemein­de kosten­frei das E‑Fahrzeug laden,“ stellt Vic­tor Beh­rends vom Kreis­ver­band Grü­ne Bam­berg-Land fest. Somit steht aktu­ell etwa 1/3 der Lade­punk­te nicht mehr zur Ver­fü­gung. Der Vor­sit­zen­de der grü­nen Kreis­tags­frak­ti­on Bernd Fricke fasst zusam­men: “Statt eines enga­gier­ten Aus­baus der Lade­infra­struk­tur im Land­kreis sehen wir der­zeit eine kla­re Ver­schlech­te­rung der Lade­mög­lich­kei­ten, im schlech­te­sten Fall sogar ein dro­hen­der Rück­bau von Lade­infra­struk­tur. Ein gänz­lich fal­sches Signal, jetzt wo die Ver­kaufs­zah­len für E‑Autos end­lich merk­lich anstei­gen.“ Bereits zu Beginn des Aus­baus im Jahr 2015 hat­te die Grü­ne Kreis­tags­frak­ti­on gefragt, war­um sich die Ver­wal­tung für den Anbie­ter New­Mo­ti­on ent­schie­den hat und sich nicht dem Lade­ver­bund+ der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg ange­schlos­sen hat. Zumal es einen Grund­satz­be­schluss der Metro­pol­re­gi­on gab, ein ein­heit­li­ches Lade­sy­stem auf­zu­bau­en. Aktu­ell ist völ­lig unklar, wie es wei­ter­ge­hen soll. Ins­be­son­de­re da die Nach­rü­stung der New­Mo­ti­on Lade­säu­len fak­tisch nicht mög­lich ist, müs­sen die­se durch eich­rechts­kon­for­me neue Lade­säu­len ersetzt wer­den. „Und das wird rich­tig teu­er“, ver­deut­licht Kreis­rat Tho­mas Ochs ange­sichts von ca. 55 Ladepunkten.

Die Grü­ne Kreis­tags­frak­ti­on for­dert in einem Antrag (sie­he Anla­ge „Antrag Ladespunkte_​Kostenübernahme“, PDF, 100KB), dass der Land­kreis Bam­berg zu sei­ner Ver­ant­wor­tung für einen zügi­gen Aus­bau der Lade­infra­struk­tur steht und die Gemein­den zum Wei­ter­be­trieb der Lade­säu­len mit kosten­lo­ser Strom­ab­ga­be auf­for­dert. Die dabei ent­ste­hen­den Strom­ko­sten soll der Land­kreis über­gangs­wei­se bis zum 31.07.2021 über­neh­men. Kreis­rat Albert Deml erläu­tert: „So kann die aktu­el­le Stilllegung von einem Drit­tel der kom­mu­na­len Lade­punk­ten schnell und unbü­ro­kra­tisch rück­gän­gig gemacht wer­den und E‑Auto-Nutzer*innen ste­hen nicht vor still­ge­leg­ten Anla­gen. Dar­über hin­aus gewinnt man Zeit für eine Neu­kon­zep­ti­on der Ladeinfrastruktur.“

In einem wei­te­ren Antrag (sie­he Anla­ge „Antrag Sach­be­richt Lade­säu­len“, PDF, 200KB) stel­len die Grü­nen zahl­rei­che Fra­gen zur bis­he­ri­gen Vor­ge­hens­wei­se bezüg­lich der Ver­ga­be der Lade­säu­len. „Es bleibt völ­lig unver­ständ­lich, dass New­Mo­ti­on dem Land­kreis noch nach 2015 nicht-eich­fä­hi­ge Lade­säu­len ver­kauft hat, die­se jetzt aber nicht kosten­los erset­zen will“, so Kreis­rä­tin Hel­ga Bie­ber­stein. „War­um der Land­kreis den Gemein­den wie­der emp­fiehlt für Steu­er­gel­der noch ein­mal Lade­säu­len von New­Mo­ti­on zu kau­fen, ist nicht mehr nach­voll­zieh­bar“, ergänzt Kreis­rat Tho­mas Ochs.