Forchheim/​Heiligenstadt: Sol­len Gast­häu­ser schon bald für Covid-Geimpf­te wie­der öff­nen dürfen?

Symbolbild / Foto: NGG

Forch­heim (ha) – Sol­len die Gast­häu­ser schon bald für Covid-Geimpf­te wie­der öff­nen? Die Debat­te über eine mög­li­che „Zwei­klas­sen-Gesell­schaft“ ist nicht nur in den Sozia­len Medi­en voll ent­brannt. Wir haben uns mit Gastro­no­men aus der Regi­on unter­hal­ten wie sie die Sache sehen.

Kon­nie Schel­ler, Inha­ber des Steak­hau­ses „Ox“ in Burk geht sogar noch weiter:

Kon­ni Schel­ler – Gastro­nom aus Burk / Foto: Privat

„Die Fra­ge betrifft ja nicht nur Gast­häu­ser, son­dern wei­te Tei­le der Gesell­schaft, wie auch Kon­zert­ver­an­stal­ter, Fuß­ball­spie­le usw. – über­all dort, wo vie­le Men­schen zusam­men kom­men, so Schel­ler. Nun ist es nichts ganz Neu­es, dass Unge­impf­ten irgend­wo der Zutritt ver­wehrt wird. Es gibt eine Impf­pflicht gegen Masern für Kitas, und schon immer muss­te man bestimm­te Imp­fun­gen nach­wei­sen, wenn man in fer­ne Län­der reist. Nun haben wir eine neue Situa­ti­on, eine neu­ar­ti­ge Art von Imp­fung, die noch nie so gete­stet wur­de. In Rekord­zeit wur­de der Impf­stoff ent­wickelt. Das Kon­zept von mRNA-Imp­fung hört sich sehr span­nend an und kann uns ganz weit vor­an­brin­gen, wenn es denn funk­tio­niert. Aber dafür mist es mei­nes Erach­tens noch zu früh. Wenn man nun so weit­rei­chen­de Pri­vi­le­gi­en ein­räumt, dann soll­ten auch die Nach­wei­se der Wirk­sam­keit und des angeb­lich gerin­gen Risi­kos deut­lich belast­ba­rer sein, als sie es jetzt sind. Dann die Pro­ble­me bei der prak­ti­schen Umset­zung. Wie soll man ein Geschäfts­es­sen durch­füh­ren, wenn einer geimpft und der ande­re nicht geimpft ist? Oder bei Fami­li­en­fei­ern? Soll ich eine Secu­ri­ty abstel­len, die die Impf­aus­wei­se kon­trol­liert? Was ist mit Per­so­nen, die auf natür­li­chen Weg immun sind? Zählt das alles nicht? So weit man hört, kön­nen auch Geimpf­te wei­te­re Per­so­nen anstecken. Des­we­gen sehe ich in Pri­vi­le­gi­en für Geimpf­te über­haupt kei­nen Sinn. Gast­stät­ten soll­ten sofort wie­der öff­nen dür­fen – aber die Hygie­ne­kon­zep­te müs­sen deut­li­cher kon­trol­liert wer­den“, meint Scheller.

Mar­cus Mül­ler vom Land­gast­hof Lah­ner in Heiligenstadt: 

Mar­cus Mül­ler vom Land­gast­hof Lah­ner aus Hei­li­gen­stadt / Foto: Privat

Grund­sätz­lich bin ich erst­mal fürs imp­fen und freue mich das es los­geht. Seit dem ersten Lock­down, bin ich mit sehr sehr vie­len Kol­le­gen in Kon­takt und arbei­te für und mit ihnen, ver­su­che zu hel­fen wo ich kann oder habe ein­fach ein offe­nes Ohr für die Kol­le­gen und man erfährt so eini­ges an Pro­ble­men oder Mei­nun­gen, was sehr inter­es­sant ist. Mei­ner Ansicht nach bringt eine Öff­nung der Gastro­no­mien für alle Geimpf­ten über­haupt nichts. Die Kon­trol­len, die wir durch­füh­ren müss­ten wären enorm, der Stress­pe­gel bei den Gästen wäre extrem hoch was schnell zu Dis­kus­sio­nen und Strei­tig­kei­ten füh­ren wür­de. Außer­dem wür­de ich das mei­nen Per­so­nal nie­mals antu­en wol­len, das Jahr 2020 war für mei­ne Jungs und Mädels ein sehr sehr har­tes Jahr, es gab vie­le Dis­kus­sio­nen über Mas­ken­pflicht, Doku­men­ta­ti­ons­pflicht und Coro­na­re­geln all­ge­mein. Die Dis­kus­sio­nen mit den Gästen sind nicht immer sach­lich und ruhig ver­lau­fen son­dern man traf mei­stens auf Unver­ständ­nis. Wenn jetzt die Regel kom­men wür­de, dass Geimpf­te dür­fen und Nicht­ge­impf­te nicht ins Lokal dür­fen, was glau­ben sie was bei uns dann los wäre. Ich hal­te es wirt­schaft­lich und vor allem mit Blick auf die Gleich­be­rech­ti­gung sehr sehr schwie­rig. Bevor man so etwas erlaubt, soll­te man sich das Gan­ze gut über­den­ken und erst­mal jeden Bür­ger die Chan­ce geben sich imp­fen zu las­sen. Mei­ner Ansicht nach wür­de es zu einer Spal­tung der Gesell­schaf­ten füh­ren, was nur noch mehr „Quer­den­ker“ die Chan­ce gibt zu het­zen. Außer­dem, wenn ich rich­tig gele­sen habe, kön­nen Geimpf­te ja noch Trä­ger von Coro­na sein und falls das stimmt habe ich Angst davor das dadurch wie­der mehr Infek­tio­nen kom­men kön­nen, weil man alles sehr gelas­sen sieht. „Ich bin ja geimpft mir pas­siert ja nichts.…“. Ich per­sön­lich bin dafür, das wir Gastro­no­men unse­re „Arsch­backen“ zusam­men­knei­fen und bis Mit­te März zu las­sen soll­ten. Ich glau­be bis dahin hat sich alles etwas beru­higt, die Impf­zah­len sind wahr­schein­lich sehr gut und Coro­na soll­te wie­der im Griff sein. Dann kön­nen wir unter gewis­sen Auf­la­gen wie, Mas­ken­pflicht und Abstand im Restau­rant wie­der „nor­mal“ öff­nen und Spaß an der Arbeit haben. Eine Tei­l­öff­nung wie im Mai hal­ten ich ein­fach für quatsch, dass rech­net sich wirt­schaft­lich nicht und ist gesell­schaft­lich sehr schwie­rig. Weil nur um zu öff­nen damit die Loka­le offen sind, aber wir unse­re Gäste nicht ordent­lich bewir­ten kön­nen, macht uns und den Gästen kei­nen Spaß“, so Müller

Bir­git Hem­pel vom Forch­hei­mer Schindlerkeller: 

Bir­git Hem­pel vom Schind­ler­kel­ler in Forch­heim / Foto: Privat

„Wir haben das The­ma heu­te früh schon heiß dis­ku­tiert in unse­rer Fami­lie. Ich per­sön­lich fin­de es nicht ok, wenn das ein Kri­te­ri­um wäre, um in eine Gast­stät­te oder Geschäft gelas­sen zu wer­den. Es ist eine Art der Dis­kri­mi­nie­rung, schlecht zu ver­glei­chen mit Haut­far­be oder Glau­ben, aber trotz­dem nicht gut. Bei Masern wird es im Kin­der­gar­ten ja schon so gehand­habt, der Ver­gleich hinkt aber auch ein wenig. Soll ich dann Men­schen ohne „nor­ma­le“ Grip­pe­imp­fung auch nicht her­ein las­sen? Außer­dem dau­ert es ja sehr lan­ge, die alle Alters­grup­pen und Arbeit­be­rei­che geimpft sind. Habe ich dann zu Beginn nur Rent­ner ab 60 in mei­ner Gast­stät­te sit­zen? Das kann es auch nicht sein. Ich per­sön­lich wür­de auch ein Geschäft oder Gast­stät­te nicht betre­ten, das sol­che Kri­te­ri­en auf­stellt. Wenn ich irgend­wann an der Rei­he bin, wer­de ich mich imp­fen las­sen. Auch ist ja noch nicht geklärt, ob Geimpf­te das Virus trotz­dem wei­ter­über­tra­gen kön­nen. Dann wäre jede Dis­kus­si­on über sol­che Beschrän­kun­gen eh hin­fäl­lig. Letzt­lich ist auch im Jahr 2021 wohl eher wich­tig, das wir Abstand hal­ten, MNS tra­gen und respekt­voll mit­ein­an­der umge­hen“, so die Gastronomin.