Ziel des Bamberger Benefizlaufs weit übertroffen – um kurz vor 14 Uhr 11.139 Kilometer
Zählen dauert noch an – Über 6.000 Euro für Kunstschaffende „#extrameilefuerkunst“
Der vom Stadtverband für Sport Bamberg am Silvestertag organisierte Spendenlauf zugunsten der Künstlerinnen und Künstlern hat alle Erwartungen bei Weitem übertroffen – oder wie es erster Vorsitzender Wolfgang Reichmann sportlich formulierte: „In der regulären Spielzeit das Spiel überragend gespielt und haushoch gewonnen.“ Unter dem Motto „Sportler laufen für Künstler“ und „#extrameilefuerkunst“ rief der Stadtverband am 31. Dezember Sportlerinnen und Sportler auf, die Laufschuhe zu schnüren und zusammen mindestens 5.000 Kilometer zu laufen. Die Laufbereitschaft war kaum noch zu toppen, so dass der Stadtverband mit seinem Kooperationspartner FC Eintracht Bamberg bereits um 15:38 Uhr in Jubelstürme ausbrach: „Da wurde die magische Zahl durch bockstarke 60 Kilometer von Daniel Hofstätter geknackt, der Kerl lief nämlich sage und schreibe 60 Kilometer. Unglaublich“, so ein völlig perplexer Wolfgang Reichmann. Jetzt sind vom Automobilzulieferer Brose 5.000 Euro fällig – diese hatte das Unternehmen in Aussicht gestellt, wenn 5.000 Kilometer gelaufen werden. „Mit dieser Summe soll den von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffenen Kunstschaffenden geholfen werden. Dass die Aktiven uns jedoch, um es locker zu formulieren, die Bude eingerannt haben, ist Wahnsinn. Viele aus unserem Team haben am Silvestertag noch nach 22 Uhr gezählt, und am Neujahrstag werden noch viele Stunden die Meldungen abgearbeitet. Um kurz vor 14 heute kommen wir auf 11.139 Kilometer, und das Zählen dauert noch an. Dass die Begeisterung so groß ist und dass so viele gelaufen sind, damit hatten wir nicht einmal im Ansatz gerechnet, das hatten wir in diesem Ausmaß überhaupt nicht auf dem Radar“, zeigte sich Wolfgang Reichmann einen Tag nach dem offiziellen Lauf noch völlig überrascht. Dessen Vorstandskollege Wolfgang Grader, der mit Zählen der Kilometer im Einsatz war, ergänzt: „Sport und Kultur halten das Leben und die Seele Bambergs zusammen. Sie sind für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unverzichtbar.“
„Gefühlt ist ganz Bamberg und die Region auf den Beinen“
Zusammenhalt war auch beim Organisationsteam gefragt. Los ging es für die Stadtverbandsvorstandsmitglieder Wolfgang Reichmann und Robert Hatzold um 9 Uhr. Da wurden die ersten Zahlen von beiden erfasst, Niklas Rajczik vom Kooperationspartner FC Eintracht Bamberg publizierte diese auf der Facebookseite des Stadtverbandes. Kurz nach 13 Uhr hieß es aus dem Zählzentrum: „Wahnsinn…! Gefühlt ist ganz Bamberg und die Region auf den Beinen. Mittlerweile stehen wir bei 2800 Kilometer. Nur noch 2200 km bis zum großen Ziel.“ Gegen 15 Uhr meldete der Moderator der Facebookseite: „Fast 4.000 Kilometer schon. Leute, ihr seid wahnsinnig, wir arbeiten aktuell an vier Rechnern parallel und kommen nicht mehr hinterher. Danke an alle Läufer*innen.“
Überaus große Beteiligung zeigt den Zusammenhalt der Sportfamilie
Bis dahin waren nicht nur Bamberg und die Region beim Laufen, sondern auch Menschen außerhalb der Weltkulturerbestadt: Erlangen, Nürnberg, aus dem Allgäu, Lörrach, Karlsruhe, Berlin – die Meldungen der gelaufenen Kilometer zugunsten der Kunstschaffenden kannten keine Grenzen. Für Heinz Kuntke, als Vorstandsmitglied des Stadtverbandes zusammen mit seinem Kollegen Mäx Zillibiller als Zähler aktiv, zeigt „die überaus großen Beteiligung an dem Lauf für einen guten Zweck, dass die Sportfamilie zusammenhält. Die Veranstaltung ist gelebte Solidarität und lässt hoffen, dass der Sport nach der Krise weiterlebt und Vereine, Sportler und Ehrenamtliche auch nach der Krise zusammenrücken.“
Und weil alle zusammenrückten, griff der Stadtverband für Sport auch auf die Dienste von Sibylle Kretzschmar zurück – die Leiterin der großen Grund- und Mittelschule Hirschaid steht seit fast vier Jahren helfend dem Verband für Social Media und Webseite zur Verfügung und tippte ebenfalls die gelaufenen Kilometer in die Dateien. „Völlig klar ist auch, dass der Stadtverband ohne die Mitarbeit des FC Eintracht Bamberg das alles niemals hätte stemmen können. Nicht vergessen dürfen wir daher dessen Leute Abi Baskaran, Sascha Dorsch und Niklas Rajczyk.“
„Uns erreichten auch eine Vielzahl von aufmunternden Dankesworten“
Alle, die mitgearbeitet haben, können sozusagen Tagesgeschichten erzählen: Von Maximilian, der die ersten Kilometer zum Bäcker und zurückgelaufen ist, um dann noch gute acht Kilometer zusätzlich beizusteuern und – wohl auf den Hund gekommen – von diesem begleitet wurde, dessen vierbeinige Kilometer jedoch nicht angerechnet wurden. Vom kleinen Joschua, der einen Kilometer lief, was der Stadtverband kommentierte mit: „Was sagt Jack im Film Titanic? Weil jeder Tag zählt. In diesem Fall zählt jeder Kilometer“. Von Peter, der mit einem Arbeitskollegen Robert vier Kilometer lief und dann alleine fast zehn weitere Kilometer folgen ließ. Von Thomas, der seine Leistung von gut 21 Kilometern selber als „kleinen Beitrag“ bezeichnete. Von Ben aus der U12 des FC Eintracht Bamberg mit gut zehn Kilometern. Von Stefanie, die gegen 11 Uhr als 100. laufende Person erfasst wurde. Von Jasmin, die als gebürtige Bambergerin ihren Beitrag von gut acht Kilometern im Allgäu beisteuerte. Von Thomas, für den es aus dienstlichen Gründen eine Pflicht war, mitzulaufen und der gute 15 Kilometer auflegte. Von Sven, der einen Marathon mit 42 Kilometern beisteuerte. Die Liste der unglaublich erbrachten Laufleistungen ließe sich schier endlos fortführen. „Aber nicht nur die gemeisterten Kilometer wurden gemeldet, uns erreichten auch eine Vielzahl von aufmunternden Dankesworten. Daher auf diesem Weg nochmals großes Kompliment an alle Läuferinnen und Läufer, verbunden mit der Zusicherung, dass wir sie tatsächlich alle gelesen haben“, lässt Reichmann wissen. Der ehemalige Hörfunksportreporter des Bayerischen Rundfunks hat zudem noch eine Bitte an alle Laufenden: „Bei so einer extrem großen Resonanz und bei einem im Verhältnis betrachtet kleinem Team dauert das Zählen und Erfassen deutlich länger, als vorgesehen. Vielleicht ging auch mancher Post auf Facebook unter, vielleicht ist mancher Name nicht korrekt geschrieben worden, vielleicht wurde auch die eine oder andere Laufleistung der verkehrten Person zugeteilt. Das passiert nun mal, hierfür bitte ich im Namen des Stadtverbandes und unseres Partners FC Eintracht Bamberg um Nachsicht.“ Das Endergebnis wird für den späten Freitagabend erwartet.
Triathlet Chris Dels generiert 1.000 Euro Prämie
Den Ruf zu Laufen folgten auch viele bekannten Gesichter der Region. Triathlet Chris Dels, der auf der Langdistanz bei der Ironman Weltmeisterschaft 2017 auf Hawaii mit gut 9 1/2 Stunden als 139. finishte, gewann eine Wette gegen den Wirtschaftsclub Bamberg: Der 36-Jährige lief 20 Kilometer am Stück, dafür gibt es zu den 5.000 Euro der Fa. Brose zusätzlich 1.000 Euro vom Wirtschaftsclub. Dessen Vorsitzender Wilfried Kämper zahlt das Geld gerne aus, denn „eines der Grundanliegen des Wirtschaftsclubs Bamberg ist die Unterstützung und die Zusammenarbeit aller Unternehmer in Bamberg. Dies gilt natürlich auch besonders in der aktuellen Situation.“ Seinen Beitrag zu den 5.000 Kilometern leistete unter anderem auch Wolfgang Metzner – Bambergs dritter Bürgermeister hatte Wochen vor dem Lauf seine Zusage gegeben und lief mit. „Alleine jedoch werde ich die 5.000 Kilometer nicht schaffen“, hieß es vor Weihnachten in der humorvoll verpackten Zusage. Metzners Amtskollege Jonas Glüsenkamp hatte sich ebenfalls in die Schar der Aktiven eingereiht. Stadtverbandsvorstandsmitglied Robert Hatzold augenzwinkernd: „Vielleicht ist der Lauf neben dem Dienen einer guten Sache für Jonas Glüsenkamp und Wolfgang Metzner auch eine Abwechslung zur bestimmt nicht immer vergnügungssteuerpflichtigen Kommunalpolitik“.
Auch Fußball Bayernligist FC Eintracht Bamberg leistete seinen Beitrag. Der Verein ließ seine Spieler Simon Kollmer, Tobias Linz, Marc Reischmann und Tobias Ulbricht Fußballschuhe mit Laufschuhen tauschen und schickte sie auf die Strecke. Damit jedoch nicht genug: Flügelflitzer Linz lief gut zehn Kilometer im Trikot des Drittligisten TSV 1860 München, was den ehemaligen FCE Fußballer Alexander Deptalla zu einer weiteren Spende von 100 Euro veranlasste. Auch die ehemalige Langstreckenläuferin Ingalena Heuck war mit dabei, denn „laufen verbindet, das habe ich in meiner Karriere oft erlebt.“ Und Humor hat, wer läuft – Kabarettist Mäc Härder lief, wie er sagte, „von der Kettenbrücke bis zur Erba-Spitze und zurück, und natürlich jonglierend“. Basketball Bundesligist Brose Bamberg wurde von Nachwuchsspielern und Mitarbeitende aus der Verwaltung vertreten. Und Jonas Ochs von den „Bambäggan“ hat die Laufstrecke zu seiner persönlichen Bühne gemacht.
Fachjury entscheidet im Januar über die Verteilung der Gelder
Wie genau lief der Tag ab? Am Silvestertag konnten ab 5 Uhr am Morgen bis 21 Uhr am Abend alle Teilnehmenden ihr läuferisches Vorhaben in Angriff nehmen. Die Laufstrecke und die Uhrzeit konnte selbst bestimmt werden. Von der Strecke oder vom Ziel musste sozusagen ein Beweisfoto von dem Läufer mit den Angaben zu den zurückgelegten Kilometern an den Stadtverband für Sport gesendet werden, dieses wurde auf der Facebookseite veröffentlicht. Neben der sportlichen Leistung galt es jedoch auch, die aufgrund der Corona-Pandemie verhängten staatlichen Regelungen zu beachten. Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Reichmann: „Wer gelaufen ist, hat sich völlig korrekt verhalten, denn Individualsport war und ist ja erlaubt. Nur an die Ausgangssperre zwischen 5 Uhr und 21 Uhr musste sich gehalten werden.“ Jetzt geht es darum, die Spendensumme von 6.000 Euro, die sich durch zusätzliche Spenden noch erhöht, zu verteilen. Hierfür wird derzeit eine mehrköpfige Jury zusammengestellt. Diese soll noch in diesem Monat entscheiden, wer aus dem Finanztopf in welcher Höhe unterstützt wird.
Der Stadtverband für Sport in Bamberg e.V. – er versteht sich als starker Ansprechpartner für die Vereine rund um den Sport in Bamberg. Mehr über den Stadtverband gibt es online unter www.sportverband-bamberg.de
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