BN Bam­berg kri­ti­siert Reform des „Erneu­er­ba­ren Ener­gien Gesetzes“

Der BUND Naturschutz fordert die Gemeinden auf, endlich neue Windkraftprojekte auf den Weg zu bringen, wie hier den Bürgerwindpark Hohenellern in der Gemeinde Litzendorf. Foto: Bürgerwindpark Hohenellern.
Foto: Bürgerwindpark Hohenellern.

Bringt die Reform des Erneu­er­ba­ren Ener­gien Geset­zes die ver­spro­che­ne Wen­de für Öko­strom­aus­bau und Klimaschutz?

Die Kreis­grup­pe Bam­berg des BUND Natur­schutz zeigt sich ent­täuscht über die beschlos­se­ne Novel­le. Die­se hat auch Aus­wir­kun­gen auf das Tem­po der Ener­gie­wen­de im Raum Bamberg.

In der ver­gan­ge­nen Woche wur­de im Bun­des­tag eine Reform des Erneu­er­ba­ren Ener­gien Geset­zes (EEG) beschlos­sen. In den Ver­hand­lun­gen über den völ­lig unzu­rei­chen­den Geset­zes­ent­wurf von Wirt­schafts­mi­ni­ster Alt­mai­er konn­te die SPD zwar noch ein paar Ver­bes­se­run­gen errei­chen, „ein gro­ßer Wurf für den Kli­ma­schutz ist die­se Novel­le jedoch nicht“, urteilt Mar­tin Bücker, Vor­sit­zen­der des BUND Natur­schutz (BN) Bamberg.

Bücker zeigt zunächst die Ent­wick­lung auf: „Nach der Ein­füh­rung des EEG im Jahr 2000 fand ein zügi­ger Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien im Strom­sek­tor statt, auch im Raum Bam­berg. Nach und nach wur­den jedoch unter den ver­schie­de­nen Mer­kel-Regie­run­gen Hin­der­nis­se in den Weg gelegt. Zunächst wur­de ab 2012 der Aus­bau der Solar­ener­gie, dann ab dem Jahr 2017 der Aus­bau der Wind­kraft abge­würgt. Letz­te­rer kam in Bay­ern durch über­zo­ge­ne Abstands­re­geln zur Wohn­be­bau­ung – die soge­nann­te 10H-Regel – sogar fast gänz­lich zum Erliegen.“

Kli­ma­zie­le wer­den verfehlt

Eini­ge der bis­he­ri­gen Hür­den sei­en in der Reform des EEGs zwar abge­schwächt wor­den, das rei­che aber nicht, um die not­wen­di­ge Dyna­mik beim Zubau zu errei­chen. Die drin­gend nöti­ge Anhe­bung der Aus­bau­zie­le für Wind­ener­gie und Pho­to­vol­ta­ik wur­de ver­scho­ben. Erich Spran­ger, 2. Vor­sit­zen­der des BN Bam­berg, gibt zu beden­ken: „Bleibt es beim der­zei­ti­gen Aus­bau, wer­den wir alle Kli­ma­zie­le ver­feh­len. Wir brau­chen für wirk­sa­men Kli­ma­schutz kon­se­quen­tes Ener­gie­spa­ren und einen Schub beim natur­ver­träg­li­chen Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien.“ Trotz Ener­gie­spa­ren wer­de der Strom­ver­brauch stei­gen. Zum einen müs­sen fos­si­le Kraft­wer­ke ersetzt wer­den, zum ande­ren brau­chen wir zukünf­tig mehr grü­nen Strom für E‑Mobilität, Wär­me­pum­pen und die Her­stel­lung von Wasserstoff.

Nur weni­ge klei­ne Ver­bes­se­run­gen durch die Novelle

Mar­tin Bücker ver­sucht dem Gesetz aber auch etwas Posi­ti­ves abzu­ge­win­nen: „Eine Ver­bes­se­rung ist, dass der Strom aus Pho­to­vol­ta­ik bei den gewöhn­li­chen Dach­an­la­gen von Wohn­häu­sern bis 30 Kilo­watt Lei­stung bei neu­en und auch bei bestehen­den Anlan­ge nicht mehr mit einer Abga­be bela­stet wird. Ein über­fäl­li­ger Schritt. Toma­ten aus dem eige­nen Gar­ten wer­den schließ­lich auch nicht besteu­ert.” Ein wei­te­res Plus: Beim Mie­ter­strom, das heißt bei Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen auf Miets­häu­sern mit Eigen­ver­brauch der Mie­ter, wur­den Hin­der­nis­se aus dem Weg geräumt. Damit wür­den Pro­jek­te in die­sem Bereich etwas attrak­ti­ver. „Bei grö­ße­ren Dach­an­la­gen, wie sie im Gewer­be oder bei land­wirt­schaft­li­chen Gebäu­den vor­kom­men, gibt es dage­gen lei­der Ver­schlech­te­run­gen“, bedau­ert Bücker.

Was bedeu­ten die gesetz­li­chen Ver­än­de­run­gen für die Regi­on Bamberg?

„Um auf Kli­ma­kurs zu kom­men, brau­chen wir kurz- bis mit­tel­fri­stig eine Ver­dop­pe­lung der Wind­kraft-Lei­stung und eine Ver­vier­fa­chung der Pho­to­vol­ta­ik-Lei­stung“, mahnt Spran­ger. Trotz der Wind­kraft­blocka­de durch die Staats­re­gie­rung kön­nen Gemein­den im Land­kreis Bam­berg durch spe­zi­el­le Bebau­ungs­plä­ne den Bau von Wind­kraft­an­la­gen auf den Weg brin­gen. „Dies muss drin­gend gesche­hen“, for­dern die Umwelt­schüt­zer. Das neue EEG bie­te hier­für den Gemein­den einen Anreiz, denn zukünf­tig pro­fi­tie­ren sie finan­zi­ell stär­ker durch Windkraftanlagen.

Im Solar­be­reich sehe es bes­ser aus. Für alle Haus­be­sit­zer sei eine Solar­an­la­ge auf dem Dach prin­zi­pi­ell lukra­tiv und ein wich­ti­ger Bei­trag zur Ener­gie­wen­de. Durch die ver­bes­ser­ten Bedin­gun­gen beim Mie­ter­strom erwar­tet der BUND Natur­schutz Bam­berg auch in die­sem Bereich einen star­ken Aus­bau. Hier erge­ben sich gute Mög­lich­kei­ten für Stadt­wer­ke, Regio­nal­wer­ke, Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten und Immo­bi­li­en­be­sit­zer in der Stadt und im Land­kreis Bamberg.

BN for­dert Pho­to­vol­ta­ik-Nut­zung auf allen Neubauten

Spran­ger for­dert die Kom­mu­nen auf, bei allen Neu­bau­ten sowohl im Wohn- als auch im Gewer­be­be­reich eine Pflicht zur Pho­to­vol­ta­ik-Nut­zung auf den Dächern vor­zu­schrei­ben. „Sonst wird es nicht mög­lich sein die Kli­ma­zie­le zu errei­chen.“ Die Stadt Bam­berg habe hier mit einer Solar­pflicht „light“ bereits einen ersten Schritt getan.

Sor­gen berei­te der Wei­ter­be­trieb man­cher Altanla­gen, die nach 20 Jah­ren aus der För­de­rung fal­len. „Gün­stig ist bei sol­chen Anla­gen ein hoher Eigen­ver­brauch“, mei­nen die bei­den Solar­pio­nie­re Peter Gack und Heinz Jung, die meh­re­re Bür­ger­so­lar­pro­jek­te auf Schul­dä­chern in der Regi­on Bam­berg umge­setzt haben. „Bei Anla­gen, die auf die Ein­spei­se­er­lö­se ange­wie­sen sind, kann ein wirt­schaft­li­cher Wei­ter­be­trieb jedoch schwie­rig werden.“

Ins­ge­samt sind die Umwelt­schüt­zer von der Kli­ma­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung ernüch­tert: „Nach dem Koh­le­aus­stiegs­ge­setz, das in Wirk­lich­keit die Nut­zung der Koh­le künst­lich bis 2038 ver­län­gert, dem Kli­ma­päck­chen mit viel zu gerin­ger Len­kungs­wir­kung, wur­de nun wie­der nur ein Reförm­chen beschlos­sen. Die unzu­rei­chen­den bun­des- und lan­des­po­li­ti­schen Vor­ga­ben brem­sen den Kli­ma­schutz auch in der Regi­on Bam­berg stark aus.“