Forch­hei­mer Rat­haus – Zwi­schen­stand der Gene­ral­sa­nie­rung und Umgestaltung

Rat­haus­sa­nie­rung: Mehr Glas, mehr Raum, mehr Licht

Die Gene­ral­sa­nie­rung und Umge­stal­tung des Forch­hei­mer Rat­hau­ses zum „Haus der Begeg­nung“ stellt Stadt und Planer*innen vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Im Stadt­rat vom 26.11.2020 wur­den Pla­nungs­än­de­run­gen mit der Sicht­bar­ma­chung archäo­lo­gi­scher Gra­bun­gen und einer damit ver­bun­de­nen Erhö­hung der Bau­ko­sten beschlos­sen. Etwa 23,3 Mil­lio­nen Euro sind auf­grund der aktu­el­len Pla­nun­gen für die Sanie­rung vor­ge­se­hen, ein Groß­teil davon wird durch ver­schie­de­ne Fördergeber*innen übernommen.

Es wird noch eine Pro­jekt­steue­rung ein­ge­setzt wer­den, dies soll der neu gegrün­de­te Rat­haus­sa­nie­rungs­aus­schuss des Stadt­ra­tes, der Anfang Dezem­ber zum ersten Mal tag­te, 2021 ent­schei­den. Hier­durch ist noch eine zusätz­li­che Kosten­stei­ge­rung zu erwarten.

Zur Ein­stim­mung besich­tig­ten die Mit­glie­der des neu­en Aus­schus­ses die Rat­haus­bau­stel­le im Live­be­trieb: Die Bau­stel­le wur­de am 01. Sep­tem­ber 2020 mit der Bau­stel­len­ein­rich­tung begon­nen. Im direk­ten Anschluss wur­den die Dekon­ta­mi­na­ti­ons­ar­bei­ten im gesam­ten Dach­stuhl gestar­tet und zwi­schen­zeit­lich der erste Teil der Arbei­ten abge­schlos­sen (Frei­mel­dung Schad­stoff-Frei­heit). Wei­ter geht es aktu­ell mit dem Abbruch der nicht­sta­ti­schen Bau­tei­le, z.B. von Fehl­bö­den, nicht histo­ri­schen Innen­put­zen, abge­häng­ten Decken und Fuß­bö­den. Die histo­ri­sche Bau­sub­stanz bleibt erhal­ten: Alle histo­ri­schen Bau­tei­le wer­den von Ver­frem­dun­gen befreit und anschlie­ßend denk­mal­pfle­ge­risch sen­si­bel saniert.

Par­al­lel dazu wird das kom­plet­te Rat­haus ein­ge­rü­stet, 85 Pro­zent die­ser Arbei­ten sind schon erle­digt. Der gro­ße Last­kran domi­niert schon seit eini­ger Zeit die Front des Hau­ses, wäh­rend die Zim­mer­leu­te dem Rat­haus ein Schutz­dach über­stül­pen, das als Wet­ter­schutz für zwei Jah­re die Bau­stel­le abdecken wird. Anschlie­ßend wer­den schad­haf­te Holz­tei­le und Zie­gel aus­ge­tauscht, Fla­sch­ner­ar­bei­ten durch­ge­führt und das Dach in das ursprüng­li­che Maß rückverformt.

Die Aus­schrei­bung für den zwei­ten Teil der archäo­lo­gi­schen Gra­bun­gen ist schon ange­lau­fen. Die Archäo­lo­gen wer­den 2021 u.a. in Area­len an der Hin­ter­front unter dem zukünf­ti­gen Auf­zug­turm gra­ben. Wenn Mit­te 2021 die wei­te­ren Roh­bau­ar­bei­ten (Unter­kel­le­rung, Grün­dun­gen) begin­nen, wer­den die Archäo­lo­gen die Baumeister*innen beglei­ten. Die stüt­zen­den Fun­da­men­te wer­den in Abstim­mung mit den Archäo­lo­gen errichtet.

Zusam­men mit den Archi­tek­ten aus Regens­burg, Ste­phan Fabi und Peter Krack­ler vom Archi­tek­ten­bü­ro fabi archi­tek­ten bda Part GmbB, Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Uwe Kirsch­stein und Ver­wal­tungs­an­ge­hö­ri­gen wur­den in der Dezem­ber­sit­zung des Rat­haus­sa­nie­rungs­aus­schus­ses noch­mals Ideen zum Nut­zungs­kon­zept dis­ku­tiert, v.a. Fra­gen zur zukünf­ti­gen Nut­zung der ein­zel­nen Räum­lich­kei­ten auf­ge­wor­fen und die Kosten und För­der­ku­lis­se bespro­chen. Die Archi­tek­ten nah­men die Vor­schlä­ge der Rät*innen zur Prü­fung mit. „Wir haben die Gesamt­ko­sten im Blick, das ist unse­re gemein­sa­me Auf­ga­be!“, war sich Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Kirsch­stein mit den Anwe­sen­den einig.

„Sanie­ren heißt Heilen…“

Eine erste Visua­li­sie­rung der Pla­nungs­än­de­run­gen stell­ten die Archi­tek­ten Ste­phan Fabi und Peter Krack­ler schon im Okto­ber in einer Son­der­sit­zung des Stadt­ra­tes vor. Die fach­li­chen Aus­füh­run­gen der Archi­tek­ten wur­den vom Gesamt­stadt­rat als sehr gelun­gen ange­se­hen und sind hier kurz dargestellt:

Mehr Glas, mehr Raum – Licht und Trans­pa­renz wer­den die neu gestal­te­te Markt­hal­le domi­nie­ren. Die Gäste tre­ten durch eine glä­ser­ne Ein­gangs­tü­re ein. Das Foy­er ist befreit von Trep­pe und Ein­bau­ten der 60er/70er-Jah­re und mit Vitri­nen aus­ge­stat­tet. Die­se beinhal­ten Fund­stücke der archäo­lo­gi­schen Gra­bun­gen. Licht dringt nun auch durch zwei Rund­bo­gen­ele­men­te, die ehe­mals zuge­mau­ert waren.

Im Zen­trum steht in die­sem Bereich die Markt­hal­le, die Platz für Ver­an­stal­tun­gen bie­ten wird. Die histo­ri­schen Türen blei­ben nach innen bestehen, wer­den jedoch nach außen neu mit einer Holz- und Glas­kon­struk­ti­on aus­ge­stat­tet. Eine zusätz­li­che Flucht­tü­re wird par­al­lel zur Fuß­gän­ger­zo­ne implementiert.

Hier wer­den die histo­ri­schen Gra­bun­gen auf der Basis durch­ge­führ­ter 3D-Scans visua­li­siert wer­den: Die Kon­zep­ti­on zielt auf eine bar­rie­re­freie, mehr­spra­chi­ge und für alle Alters­grup­pen inter­es­san­te Prä­sen­ta­ti­on ab. Sie setzt auf modern­ste mul­ti­me­dia­le Tech­nik, die mit allen Sin­nen erlebt wer­den kann. Die Gra­bungs­be­fun­de (Mau­er­re­ste) wer­den zusätz­lich durch Sicht­fen­ster im Boden der Markt­hal­le und Glas­fen­ster im Unter­ge­schoss sicht­bar erhal­ten. Die­ser Umpla­nungs­wunsch des Stadt­ra­tes ver­län­gert die Bau­zeit um ca. sechs Mona­te in das Jahr 2024 hin­ein und wird mit Mehr­ko­sten von vor­aus­sicht­lich 600.000 Euro zu Buche schlagen.

Im Erd­ge­schoss wird die Tou­rist-Infor­ma­ti­on in zwei neu gestal­te­ten Räu­men ihren Platz fin­den. Im Aus­schnitt eines Fen­sters wird eine Lade­sta­ti­on für E‑Bikes inte­griert, die von außen bedient wer­den kann. Des Wei­te­ren wer­den Fächer ange­bracht, die die Mit­ar­bei­ter der Tou­rist-Infor­ma­ti­on von innen bestücken kön­nen. Im Unter­ge­schoss unter der Tou­rist-Infor­ma­ti­on im Magi­strats­bau ist eine soge­nann­te „Biero­thek“ geplant, in der Besu­cher­grup­pen Forch­hei­mer Bier ver­ko­sten werden.

Im ersten Ober­ge­schoss im Magi­strats­bau wird das Trau­ungs­zim­mer ein­ge­rich­tet. Dahin­ter befin­det sich die soge­nann­te „Boh­len­stu­be“, die als zukünf­ti­ger Reprä­sen­ta­ti­ons­raum die­nen wird und als histo­ri­sches Klein­od das Schmuck­käst­lein des sanier­ten Rat­hau­ses sein wird. Das Foy­er des Ober­ge­schos­ses wird als „leich­tes“ Ele­ment gestal­tet und schwebt als Gale­rie über dem Ein­gangs­be­reich des Erd­ge­schos­ses. Auch hier wird durch eine kom­plet­te Ver­gla­sung auf Licht­ein­fall und Trans­pa­renz gesetzt.

Im zwei­ten Ober­ge­schoss wird der gro­ße Saal reich­lich Platz für Kon­zer­te, Semi­na­re oder Thea­ter­auf­füh­run­gen aber auch Stadt­rats­sit­zun­gen bie­ten. Er bleibt in sich erhal­ten, es erfol­gen kei­ne neue­ren Ein­bau­ten. Der klei­ne­re Rat­haus­saal dient als Vor­raum oder als eige­ner Ver­an­stal­tungs­raum. Ein wei­te­rer Raum im Magi­strats­bau steht eben­falls für Ver­an­stal­tun­gen zur Verfügung.

Das sanier­te Rat­haus wird kom­plett bar­rie­re­frei sein: Alle Geschos­se wer­den mit einem eige­nen, neu geschaf­fe­nen Glas­an­bau mit Auf­zugs- und Trep­pen­haus­be­reich zen­tral erschlos­sen und pro­blem­los ver­bun­den. Die Toi­let­ten­be­rei­che mit Behin­der­ten-Toi­let­ten sind neben Lager­räu­men im Unter­ge­schoss vor­ge­se­hen. Lüf­tungs- und Heiz­tech­nik wer­den unter dem Dach installiert.

„Sanie­ren heißt Hei­len…“, haben die Architekt*innen ihr Kon­zept über­schrie­ben, „(…) das archi­tek­to­ni­sche Gestal­tungs­kon­zept basiert auf dem Grund­the­ma, dass alle neu impli­zier­ten Bau­tei­le als ein­deu­tig zeit­ge­mäß modern in Form, Mate­ri­al und Detail­aus­bil­dung gestal­tet wer­den. Eine kla­re Ables­bar­keit von histor. Bau­sub­stanz und neu­en Bau­tei­len sol­len dabei für den Besu­cher die zeitl. Abfol­ge der Maß­nah­men deut­lich sicht­bar machen und einen Dia­log mit der Ver­gan­gen­heit ermöglichen.“