Kli­ni­kum Forch­heim: 100 Tage Chef­arzt der Radio­lo­gie – ein Gespräch mit Dr. med. Han­nes Seuß

Dr. Han­nes Seuß erläu­tert die CT-gesteu­er­te Inter­ven­ti­ons-Tech­nik mit­tels einem Ein­mal-Biop­sie­sy­stem / Foto: Kli­ni­kum Forchheim

Seit hun­dert Tagen ist Dr. Han­nes Seuß als Chef­arzt der Radio­lo­gie am Kli­ni­kum Forchheim–Fränkische Schweiz tätig – Zeit für ein Interview: 

Herr Dr. Seuß, wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Ich wur­de gleich freund­lich emp­fan­gen mit Bier, wie es sich für Forch­heim gehört, und einem Gastro­no­mie­gut­schein, den ich aus gege­be­nem Anlass zu einem spä­te­ren Zeit­punkt ein­lö­sen wer­de. Ich habe auch schon eine Woh­nung für mei­ne Fami­lie am Kel­ler­wald gefunden.

Vor­her waren Sie am Radio­lo­gi­schen Insti­tut am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Erlan­gen tätig. Was fällt Ihnen im Ver­gleich zum Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz auf?

Das Kli­ni­kum ist klei­ner. Man ist schnell per ‚Du“ und man redet viel, viel mehr mit­ein­an­der. Auf dem kur­zen Weg – beim Mit­tag­essen – kann ich Vie­les klä­ren. Es läuft hier alles ein biss­chen gemäch­li­cher ab und so habe ich genü­gend Zeit, um mich aus­führ­lich um jeden ein­zel­nen Pati­en­ten zu kümmern.

Was wird an der tech­ni­schen Aus­stat­tung erneuert? 

Com­pu­ter­to­mo­gra­phie mit Lage einer Drai­na­ge an der Bauch­spei­chel­drü­se. Durch die­se erfolgt die Ablei­tung der Ver­dau­ungs­säf­te bei einer Bauch­spei­chel­drü­sen­ent­zün­dung mit Nekro­se (Gewebs­un­ter­gang). / Foto: Kli­ni­kum Forchheim

Wir bekom­men einen neu­en Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phen mit 3 Tes­la. Sei­ne stär­ke­ren Gra­di­en­ten lie­fern bes­se­re und schnel­le­re Bil­der, die neue Soft­ware ist anwen­der­freund­li­cher und mit den neu­en Pro­gram­men kann man noch viel­fäl­ti­ge­re neue Unter­su­chun­gen durch­füh­ren. Ich bin der Mei­nung, dass die­ses Gerät momen­tan das mut­maß­lich beste MR-Gerät ist, das es auf der Welt gibt.

Außer­dem wird ein decken­mon­tier­tes Rönt­gen­sy­stem das jet­zi­ge erset­zen. Das Kli­ni­kum in Forch­heim wird eines der ersten Orte welt­weit sein, in dem die­ses System ein­ge­setzt wird.

Sie haben sich vor­ge­nom­men die Abläu­fe zu opti­mie­ren. Was sind die ersten Schritte?

Gera­de ver­su­che ich bei der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung eine Ermäch­ti­gung für die Mam­mo­gra­phie zu erhal­ten, um auch wie­der ambu­lan­te Pati­en­ten im Kli­ni­kum unter­su­chen zu können.

Außer­dem habe ich unter den eige­nen Mit­ar­bei­tern eine Stär­ken-Schwä­chen-Ana­ly­se der Abtei­lung durch­ge­führt – ich erhielt 131 Anmer­kun­gen. Dabei wur­den der gute Zusam­men­halt und die Hilfs­be­reit­schaft gelobt, die kon­struk­ti­ve Per­so­nal­füh­rung, auch unse­re moder­nen Gerä­te und die Kom­pe­tenz der Fach­kräf­te. Als eine Schwä­che bzw. als mög­li­ches Risi­ko für die Zukunft wur­de die stei­gen­de Kom­ple­xi­tät der Unter­su­chun­gen genannt, die nur von spe­zi­ell geschul­ten Mit­ar­bei­tern durch­ge­führt wer­den kön­nen. Als Gegen­maß­nah­me wer­den ab dem kom­men­den Jahr regel­mä­ßi­ge inter­ne Schu­lun­gen in einem Fort­bil­dungs­ka­len­der geplant. Wir sind außer­dem dabei, ein­heit­li­che, stan­dar­di­sier­te Vor­ge­hens­wei­sen, sog. SOPs bei Unter­su­chun­gen, zu eta­blie­ren. Zum Bei­spiel wur­den bei einer Drai­na­gen-Ein­la­ge die Vor­be­rei­tung, Durch­füh­rung und Doku­men­ta­ti­on struk­tu­riert. Die Kon­trol­le erfolgt über Check­li­sten. Wie? Wer? Was? Wann?

Mei­ne eige­ne Ermäch­ti­gung zur Aus­bil­dung von Assi­stenz­ärz­ten ist eine Fra­ge der Zeit: Ich bin noch zu jung – mir fehlt noch ein Jahr. (Anmer­kung d. Kli­ni­kums: Dr. Seuß ist 35 Jah­re alt)

Außer­dem hal­te ich die Ein­füh­rung von Pati­en­ten­arm­bän­dern für sehr wich­tig, mit denen rele­van­te Behand­lungs­da­ten ‚am Pati­en­ten‘ gespei­chert werden.

Mitt­ler­wei­le füh­re ich auch rund ein­mal pro Woche com­pu­ter­to­mo­gra­phie­ge­steu­er­te Pro­be­ent­nah­men bzw. Biop­sien durch, soge­nann­te Inter­ven­tio­nen. Mit einer Hohl­na­del ent­neh­me ich Gewe­be zur anschlie­ßen­den fein­ge­web­li­chen Unter­su­chung. Die CT‑Steuerung eig­net sich auch zur mini­mal­in­va­si­ven Ablei­tung von Flüs­sig­kei­ten oder Abszes­sen. Die Vor­tei­le für den Pati­en­ten lie­gen auf der Hand: Eine loka­le Betäu­bung, ein klei­ner Stich mit nied­ri­gem Infek­ti­ons­ri­si­ko und gerin­gem Schaden.