Bam­berg: Die Lie­be besie­geln. Nicht die Gewalt. – Pla­kat­ak­ti­on vor Lie­bes­schlös­sern – Die Gleich­stel­lungs­stel­len set­zen ein Zei­chen gegen Gewalt in Partnerschaften.

Akti­on gegen Gewalt an Frauen_​Foto: Ger­hard Beck

Tau­sen­de von klei­nen bun­ten Schlös­sern aus Metall säu­men vie­ler­orts die Gelän­der von Brücken. Über die Jah­re hin­weg haben tau­sen­de ver­lieb­ter Paa­re sie als Zei­chen ihrer Ver­bun­den­heit auch an der Ket­ten­brücke in Bam­berg ange­bracht. Oft mit Initia­len oder per­sön­li­chen Wid­mun­gen ver­se­hen, sym­bo­li­sie­ren sie eine unver­gäng­li­che Lie­be. Doch mit hoher Wahr­schein­lich­keit steckt nicht hin­ter jedem Lie­bes­schloss eine glück­li­che Geschich­te: Stu­di­en zufol­ge hat jede vier­te Frau in Deutsch­land bereits Gewalt in der Part­ner­schaft erlebt. Vor dem Hin­ter­grund des Inter­na­tio­na­len Tages gegen Gewalt an Frau­en haben die Gleich­stel­lungs­stel­len von Stadt und Land­kreis Bam­berg eine Akti­on ins Leben geru­fen, die sen­si­bi­li­sie­ren und auf­rüt­teln soll. Ver­schie­de­ne Pla­ka­te vor Ort stel­len das bun­des­wei­te Bera­tungs­an­ge­bot Hil­fe­te­le­fon „Gewalt gegen Frau­en“ in den Fokus.

Jede drit­te Frau ist von kör­per­li­cher oder sexu­el­ler Gewalt betrof­fen. 25 Pro­zent aller Frau­en erle­ben kör­per­li­che oder sexu­el­le Gewalt in ihrer Part­ner­schaft. Zwei von drei Frau­en erfah­ren sexu­el­le Belä­sti­gung. 24 Pro­zent der Frau­en wer­den Opfer von Stal­king. 42 Pro­zent der Frau­en erle­ben For­men von psy­chi­scher Gewalt.

Gera­de in der aktu­el­len Situa­ti­on, in der die Coro­na-Pan­de­mie einen Rück­zug ins Pri­va­te erfor­dert, sind Frau­en und auch Kin­der beson­ders gefähr­det. Betrof­fe­ne von häus­li­cher Gewalt müs­sen jeder­zeit Zugang zu Schutz­an­ge­bo­ten wie Bera­tungs­stel­len oder Zufluchts­or­ten haben. Häu­fig ver­trau­en sich Frau­en, die Gewalt in der Part­ner­schaft erfah­ren, Ver­wand­ten, Freun­den oder Bekann­ten an. Das Umfeld soll­te in die­sem Fall unter­stüt­zend reagie­ren: Dazu gehört Stel­lung zu bezie­hen, die Gewalt zu ver­ur­tei­len und Soli­da­ri­tät mit dem Opfer zu zei­gen. Das alles moti­viert die betrof­fe­nen Frau­en, sich wei­te­re Unter­stüt­zung zu suchen.

An der Ket­ten­brücke in Bam­berg grei­fen fünf groß­for­ma­ti­ge, wei­ße und oran­ge­far­be­ne Pla­ka­te die Sym­bo­lik des Ortes auf und wei­sen Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten auf das bun­des­wei­te Bera­tungs­an­ge­bot des Hil­fe­te­le­fons hin. Mit Bot­schaf­ten wie „Jedes Schloss eine Geschich­te. Man­che erzäh­len von Gewalt“ oder „Ein Lie­bes­be­weis. Kein Frei­fahrt­schein“ len­ken sie den Blick auf die Tat­sa­che, dass man­che Lie­bes­be­zie­hun­gen in Gewalt umschla­gen – ein gesell­schaft­li­ches Pro­blem, das gera­de in Zei­ten des Lock­down beleuch­tet wer­den muss. Das Hil­fe­te­le­fon unter­stützt, bestärkt und ermu­tigt Frau­en, die näch­sten Schrit­te zu gehen und sich aus der Gewalt­si­tua­ti­on zu lösen. Die Pla­ka­te auf der Ket­ten­brücke bie­ten zugleich ein beson­de­res Foto­mo­tiv, das Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten mit dem Hash­tag #schwei­gen­bre­chen in den sozia­len Netz­wer­ken tei­len und so ein Zei­chen gegen Gewalt set­zen können.

Das bun­des­wei­te Hil­fe­te­le­fon „Gewalt gegen Frau­en“ bie­tet unter der Tele­fon­num­mer 0 8000 116 016 rund um die Uhr, anonym und in 18 Spra­chen Bera­tung und Ver­mitt­lung in das ört­li­che Hil­fe­sy­stem an.