Mit den Ran­gern unter­wegs im Natur­park Fichtelgebirge

Führung "Urige Wälder": Naturpark-Ranger Andreas Hofmann mit anschaulichen Tierpräparaten. Foto: Naturpark Fichtelgebirge
Führung "Urige Wälder": Naturpark-Ranger Andreas Hofmann mit anschaulichen Tierpräparaten. Foto: Naturpark Fichtelgebirge

Auf den Spu­ren unse­rer Kulturlandschaft

Schüt­zens­wer­te Lebens­räu­me trotz oder wegen Ein­grif­fen des Men­schen? Um die­se Zusam­men­hän­ge zu beleuch­ten, wur­den in die­sem Jahr durch die Natur­park-Ran­ger bei ihren Füh­run­gen ver­schie­de­ne, vom Men­schen beein­fluss­te Lebens­räu­me im Fich­tel­ge­bir­ge unter die Lupe genommen.

Ein Anlauf­punkt war das Gelän­de des Frei­land­mu­se­ums Gra­s­se­mann am Fuße des Och­sen­kopfs, auf 700 m ü.N.N. Dort ent­stand im Lau­fe der Zeit eine arten­rei­che Wie­sen­land­schaft, die sich auf­grund der Besie­de­lungs­ge­schich­te auf der Rodungs­in­sel im Fich­tel­ge­bir­ge zu einem arten­rei­chen Hot­spot ent­wickelt hat. Beson­ders span­nend sind hier die Bär­wurz­wie­sen. Die Bär­wurz-Pflan­ze gilt als „gefähr­de­te“ Art und ist in Bay­ern nur noch im Natur­raum der Natur­par­ke Fran­ken­wald und Fich­tel­ge­bir­ge zu fin­den. Als Spei­se­wür­ze oder als Wur­zel­ge­mü­se ist Bär­wurz heu­te fast in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Bekann­ter ist da viel­leicht der Bär­wurz­geist, der im Fich­tel­ge­bir­ge in einer Destil­le in Wei­ßen­stadt aus den Samen her­ge­stellt wird. Um die Bär­wurz­wie­sen zu erhal­ten, ist eine beson­de­re Art der land­wirt­schaft­li­chen Nut­zung bzw. Land­schafts­pfle­ge nötig. Die Land­wir­te mähen und ent­bu­schen unse­re Berg­wie­sen und bewah­ren so die Bär­wurz­vor­kom­men. Die För­de­rung von mon­ta­nen Mager­wie­sen durch die Baye­ri­schen Natur­schutz­be­hör­den hat Prio­ri­tät im Hohen Fich­tel­ge­bir­ge und hilft die Rest­be­stän­de an Bär­wurz­wie­sen zu erhalten.

Im nörd­li­chen Teil des Fich­tel­ge­bir­ges fas­zi­nier­te die Teil­neh­mer der Füh­run­gen beim zwei­ten Ter­min der, rund um den knapp 800 m hohen Epp­recht­stein, stei­ni­ge Lebens­raum der Gra­nit-Stein­brü­che. Mit den Ran­gern vom Natur­park Fich­tel­ge­bir­ge und dem Geo­park Bay­ern-Böh­men ging es auf die Spu­ren der frü­he­ren Gra­nit­ge­win­nung am Epp­recht­stein, bis hin zur heu­ti­gen Nut­zung und den wert­vol­len Lebens­räu­men, die sich der Tier- und Pflan­zen­welt in den jahr­zehn­te­lang still­ge­leg­ten Brü­chen erschlos­sen haben. Im Fich­tel­ge­bir­ge ist die stein­ver­ar­bei­ten­de Indu­strie seit drei Jahr­hun­der­ten einer der tra­di­ti­ons­reich­sten Wirt­schafts­zwei­ge mit sei­nem Höhe­punkt Mit­te des 19. Jahr­hun­derts mit dem Bau der Eisen­bahn. Heu­te bie­ten die vor Jahr­zehn­ten still­ge­leg­ten Brü­che ein­ma­li­ge Lebens­räu­me für eine Viel­zahl an Arten aus der Tier- und Pflan­zen­welt. Beson­ders der Uhu ist hier als natur­park­be­deut­sa­me Vogel­art zu nen­nen, die es nach den Richt­li­ni­en der EU auch beson­ders zu schüt­zen gilt. Die im Fich­tel­ge­bir­ge hei­mi­schen Eulen benö­ti­gen gro­ße zusam­men­hän­gen­de, alt­holz­rei­che Wald­be­stän­de und stö­rungs­ar­me, auf­ge­las­se­ne Stein­brü­che als Lebens- und Nistraum.

Die­ser akti­ven Nut­zung der Natur ste­hen schließ­lich die Schutz­ge­bie­te gegen­über, die im Mit­tel­punkt der drit­ten Ran­ger-Füh­rung stan­den. Schutz­ge­bie­te, die eine Nut­zung durch den Men­schen ein­schlie­ßen, bis hin zum völ­li­gen Aus­schluss einer Bewirt­schaf­tung und sich einer natür­li­chen Regu­la­ti­on über­las­se­nen Natur. Ein sol­ches Schutz­ge­biet ist rund um den Wald­stein­gip­fel auf bis zu 877 m zu fin­den, wo ganz nach dem Mot­to „Uri­ge Wäl­der?!“ das Natur­wald­re­ser­vat unter die Lupe genom­men wur­de. Das Natur­wald­re­ser­vat zeich­net sich durch sei­nen hohen Anteil an Tot­holz aus – ein idea­ler Lebens­raum für vie­le gefähr­de­te Tier- und auch Pilz­ar­ten. In stark bewirt­schaf­te­ten Wäl­dern wer­den meist alle toten Bäu­me her­aus­ge­holt und abtrans­por­tiert. Neben dem arten- und struk­tur­rei­chem Wald­ge­biet rund um den Gip­fel­be­reich prä­gen zahl­rei­che bizar­re Fels­for­ma­tio­nen das Land­schafts­bild, wel­che durch ihre Nischen und unter­schied­li­chen Nord- und Süd­ex­po­si­tio­nen beson­de­re Lebens­räu­me neben Tie­ren und Pil­zen auch für Pflan­zen bie­ten. Vie­le sel­te­ne, auf die­se extre­men Stand­or­te ange­pass­te Moo­se und Flech­ten sind hier zu fin­den und wer­den durch den beson­de­ren Schutz­ge­biets­cha­rak­ter, der ein Wege­ge­bot für Besu­cher vor­sieht, vor Tritt­schä­den gesichert.

Mit der Rei­he „Mit den Ran­gern unter­wegs“ wer­den im gesam­ten Natur­park Fich­tel­ge­bir­ge bei jeder Füh­rung ganz unter­schied­li­che Lebens­räu­me und die jewei­li­ge dar­in ent­hal­te­ne Rol­le des Men­schen beleuch­tet. Über das gesam­te Jahr ver­teilt, vari­ie­ren die The­men und Start­punk­te im Wan­del der Jah­res­zei­ten. In der bevor­ste­hen­den Win­ter­zeit wird sich bei einer geführ­ten Tour durch Wald und Flur an Tier­spu­ren gehef­tet und die Stra­te­gien unse­rer tie­ri­schen Mit­be­woh­ner unter die Lupe genom­men, dem kal­ten Win­ter zu trotzen.

Hin­wei­se auf künf­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen fin­den Inter­es­sier­te auf der Natur­park­home­page www​.natur​park​-fich​tel​ge​bir​ge​.org. Bei Fra­gen kön­nen sie sich auch direkt bei den Natur­park-Ran­gern Andre­as Hof­mann, Ronald Leder­mül­ler und Isa­bell Nic­las unter der Mail ranger@​naturpark-​fichtelgebirge.​org melden.