Bam­ber­ger „Kunst­fen­ster“ Teil 2: Der Radmantel

Bamberger Kunstfenster. Foto: Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitarbeit / Steffen Schützwohl

Bam­ber­ger Kunst­fen­ster. Foto: Amt für Bür­ger­be­tei­li­gung, Pres­se- und Öffent­lich­keit­ar­beit / Stef­fen Schützwohl

Seit 5. Okto­ber ist das „Bür­ger­la­bor“ in der Haupt­wach­stra­ße zum „Kunst­fen­ster“ umfunk­tio­niert. Bis Ende Novem­ber darf, für jeweils eine Woche, ein Künst­ler oder eine Künst­le­rin aus Bam­berg das Fen­ster künst­le­risch bestücken. Nach dem Auf­takt mit Tho­mas Michels Ölge­mäl­de „Goe­the Eiche“ wird ab Mon­tag, 12. Okto­ber, der „Rad­man­tel“ von Judith Sie­dersber­ger im Schau­fen­ster zu sehen sein. Auf den ersten Blick erin­nert der „Rad­man­tel“ an den berühm­ten Ster­nen­man­tel Hein­richs II. aus dem Diö­ze­san­mu­se­um. Tat­säch­lich ent­stand der blau-gol­de­ne Umhang in einem Kunst­pro­jekt der Bam­ber­ger Künst­le­rin Judith Sie­dersber­ger mit Frau­en aus der ANKER-Ein­rich­tung Oberfranken.

Der Rad­man­tel, im Eng­li­schen auch Cape, ist ein kreis­för­mig oder halb­kreis­för­mig geschnit­te­ner Umhang. Als schüt­zen­de Kör­per­hül­le gehört er zu den Urty­pen der mensch­li­chen Beklei­dung. Rad­män­tel wur­den vor allem im Mit­tel­al­ter bei spe­zi­el­len Anläs­sen im kirch­li­chen und höfi­schen Bereich getra­gen. Sie reprä­sen­tier­ten durch erle­se­nes Mate­ri­al, Far­be und auf­wän­di­ge Stick­ar­beit Macht und Reich­tum. Das Cape zeigt appli­zier­te Selbst­por­träts der Pro­jekt­teil­neh­me­rin­nen. Die gestick­ten Por­träts basie­ren auf einem Foto, das im Maß­stab 1:1 als Aus­gangs­punkt für die gestick­te Comic­zeich­nung dien­te. Die Umriss­li­ni­en wur­den auf den Stoff über­tra­gen, die Lini­en und Flä­chen in frei­er Stick­tech­nik aus­ge­führt. Der Stick­stich wird wie ein Blei­stift­strich ein­ge­setzt, wobei durch eine Ver­dich­tung der Sti­che Hell-Dun­kel-Kon­tra­ste entstehen.

Die Por­träts, die mit einem Namen ver­se­hen sind, ste­hen für Frau­en, die län­ger Teil der Grup­pe waren, die Por­träts ohne Namen ste­hen für Frau­en, die nur kurz zur Grup­pe gehör­ten, aber trotz­dem Spu­ren hin­ter­lie­ßen. Eini­gen Teil­neh­me­rin­nen war es aus kul­tu­rel­len Grün­den nicht mög­lich, sich selbst dar­zu­stel­len. Für sie ist stell­ver­tre­tend ein Smi­ley oder das Por­trät eines ihrer Kin­der prä­sen­tiert. Das Cape ist ein Gemein­schafts­werk. Es ver­sinn­bild­licht den Zusam­men­halt der Gruppe.

Info: Das Kunst­fen­ster im Bürgerlabor

Den Anstoß für die Idee zu Kunst im Bür­ger­la­bor gab das Inter­na­tio­na­le Künst­ler­haus Vil­la Con­cor­dia und sei­ne Direk­to­rin Nora-Euge­nie Gom­rin­ger. Auf Suche nach einem Leer­stand in der Innen­stadt war sie im Gespräch mit Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Sie­ben­haar dar­auf gestoßen.

Den Anfang machen die Bil­den­den Künst­ler. Auf Tho­mas Michel und Judith Sie­dersber­ger fol­gen Sabri­na Catow­iez, Chri­sta Hop­pe, Nad­ja Rakow­ski, Micho Hal­ler, Peter Schop­pel und Chri­stia­ne Toewe.

Die Sti­pen­dia­tin und Kom­po­ni­stin Petra Stra­hov­nik wird im Dezem­ber drei Wochen im Bür­ger­la­bor live komponieren.