Sonn­tags­ge­dan­ken: Eine Lek­ti­on aus dem Wirtshaus

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Mein Groß­va­ter betrieb bis in die 70er Jah­re des letz­ten Jahr­hun­derts eine Gast­stät­te. Wenn die Män­ner, Frau­en gin­gen damals ohne­hin nicht ins Wirts­haus, ein paar Bie­re intus hat­ten, erzähl­ten sie dort von ihren Erleb­nis­sen im Krieg. Der Alko­hol lockert ja bei so man­chem die Zun­ge, und es tat ihnen gut, sich ein­mal von der See­le zu reden, was sie erlebt und erlit­ten hat­ten, in der Gewiss­heit, dass ihre Zuhö­rer glei­ches durch­ge­macht hat­ten und sie nicht ver­ur­teil­ten. So war der Stamm­tisch viel­leicht eine Art Selbst­hil­fe­grup­pe, und das kann er noch heu­te sein. Män­ner tun sich ja bis heu­te schwer, zum Psych­ia­ter zu gehen.

Da gab es frei­lich auch Ker­le, die unter Alko­hol­ein­fluss mit ihren angeb­li­chen Hel­den­ta­ten im Krieg prahl­ten, ja sogar mit Kriegs­ver­bre­chen. Mein Groß­va­ter fuhr dann oft dazwi­schen, er wol­le sol­che Reden in sei­nem Haus nicht hören. Vie­le kla­gen heu­te über die Ver­ro­hung unse­rer Gesell­schaft. Doch sagen die Men­schen jetzt eben nur das offen, was man frü­her allen­falls im ver­trau­ten Kreis von sich gab. Im Inter­net kann man sich hin­ter einem Pseud­onym ver­stecken und ohne Angst vor Kon­se­quen­zen Dampf ablassen.

Wir soll­ten so wie mein Groß­va­ter den Leu­ten auch mal ins Gewis­sen reden, wenn sie Ver­schwö­rungs­theo­rien ver­brei­ten, auf Aus­län­der oder Poli­ti­ker schimp­fen. Natür­lich braucht es dafür den Mut anzu­ecken, die Bereit­schaft, auch mal eine gro­be Ant­wort zu kas­sie­ren. Doch es geht hier um das sozia­le Kli­ma in unse­rer Gesell­schaft, um die Regeln unse­res Zusam­men­le­bens, letzt­lich um die Gebo­te Got­tes. Gott will, dass wir die Wahr­heit sagen, das Gute tun. Das klingt nun wie ein Gemein­platz, und man­cher stört sich an die­sem mora­li­sie­ren­den Ton. Aber wie ganz anders wäre die Welt, wenn wir ein­fach nur Got­tes Wil­len täten!

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind