Ober­frän­ki­sche Land­wir­te mit „Acker­wild­kraut­preis 2020“ ausgezeichnet

Die Preis­trä­ge­rIn­nen 2020-Foto Mari­on Ruppaner

In der heu­ti­gen Land­wirt­schaft sind Äcker meist unkraut­frei. Sie wir­ken dadurch ste­ril und bie­ten kei­ne Lebens­räu­me für Insek­ten und Pflan­zen. Es geht aber auch anders. 27 Land­wir­tin­nen und Land­wir­te aus Ober­fran­ken nah­men dazu am dies­jäh­ri­gen Acker­wild­kraut-Wett­be­werb teil. Der Deut­sche Ver­band für Land­schafts­pfle­ge (DVL), die Baye­ri­sche Lan­des­an­stalt für Land­wirt­schaft (LfL), Bio­land und der BUND Natur­schutz in Bay­ern (BN) wür­dig­ten die Gewin­ner aus den Land­krei­sen Forch­heim, Lich­ten­fels und Bam­berg, die zei­gen, wie viel­fäl­tig Äcker in Ober­fran­ken sein können.

Wild­krautrei­che Äcker sind bei ange­pass­tem Manage­ment Natur­schät­ze, in denen sich unzäh­li­ge Insek­ten und ande­re Tie­re tum­meln. Sie kön­nen sogar sel­ten gewor­de­ne oder vom Aus­ster­ben bedroh­te Acker­wild­kräu­ter beher­ber­gen, die für den Anbau von Kul­tur­ar­ten meist völ­lig harm­los sind. Wild­kräu­ter sind zudem wich­ti­ge Nah­rungs­lie­fe­ran­ten für unter­schied­lich­ste Insek­ten, Vögel und ande­re Tier­ar­ten in Agrarlandschaften.

Sel­te­ne Acker­wild­kraut­ar­ten entdeckt

Aus den neun Land­krei­sen Ober­fran­kens bewar­ben sich 27 land­wirt­schaft­li­che Betrie­be mit aus­ge­wähl­ten Flä­chen für den Wett­be­werb, dar­un­ter 23 öko­lo­gisch- und vier kon­ven­tio­nell wirt­schaf­ten­de Betrie­be. Die Sie­ge­räcker in bei­den Kate­go­rien wie­sen sogar acht bezie­hungs­wei­se neun Arten auf, die bereits auf der Roten Liste der gefähr­de­ten Arten ste­hen und in Bay­ern sel­ten sind.

Sie­ger in der Kate­go­rie Öko­lo­gi­scher Land­bau wur­de der Acker von Mar­kus Hasl­beck, der in Göt­zen­dorf im Land­kreis Forch­heim in Fami­li­en­tra­di­ti­on die Land­wirt­schaft wei­ter­führt. Auf dem gemel­de­ten Win­ter­wei­zen­stand­ort wur­den 27 Acker­wild­kraut­ar­ten gefun­den. Unter den sel­te­nen Arten befand sich sogar der Acker­kohl, der nicht nur in Bay­ern, son­dern mitt­ler­wei­le in ganz Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht ist.

Auf dem Tri­ti­cale-Acker von Lothar Teuch­grä­ber, der in Bad Staf­fel­stein im Land­kreis Lich­ten­fels im Neben­er­werb wirt­schaf­tet und den ersten Preis in der Kate­go­rie kon­ven­tio­nel­le Land­wirt­schaft erhielt, konn­ten 28 ver­schie­de­ne Acker­wild­kraut­ar­ten in der Tri­ti­cale gefun­den wer­den. Sehr sel­te­nes High­light war hier der Klein­früch­ti­ge Leind­ot­ter. Auf dem Acker wirt­schaf­tet Teuch­grä­ber nach den Vor­ga­ben des Ver­trags­na­tur­schutz­pro­gramms (VNP) und erhält eine ent­spre­chen­de Förderung.

Auf den 23 Bio­äckern wur­den bis zu 33 Acker­wild­kraut­ar­ten gefun­den, auf den Äckern kon­ven­tio­nel­ler Land­wir­te bis zu 28 Arten. Doch nicht die rei­ne Zahl an Acker­wild­kräu­tern oder deren Sel­ten­heit waren allein ent­schei­dend für die Plat­zie­rung. Betrie­be, die ohne För­der­pro­gram­me ihre gemel­de­te Flä­che acker­wild­kraut-freund­lich bewirt­schaf­tet haben, wur­den mit zusätz­li­chen Punk­ten belohnt. Die Ver­an­stal­ter möch­ten über die­sen Weg ins­be­son­de­re das frei­wil­li­ge, unent­gelt­li­che Enga­ge­ment der Land­wir­te aner­ken­nen. Bewer­tet wur­de zudem, ob die Arten nur am Rand oder auch im Fel­din­ne­ren vor­ka­men, und ob die­se beson­ders kon­kur­renz­schwach gegen­über der Kul­tur­pflan­ze sind.

Der Acker­wild­kraut-Wett­be­werb fin­det 2020 zum vier­ten Mal in einem der baye­ri­schen Regie­rungs­be­zir­ke statt, nach­dem er 2018 in Nie­der­bay­ern, 2016 in der Ober­pfalz und 2014 in Unter­fran­ken aus­ge­tra­gen wurde.

Hono­rie­rung von acker­wild­kraut-freund­li­cher Bewirtschaftung 

Mit dem Wett­be­werb wol­len die betei­lig­ten Ver­bän­de Lei­stun­gen von Land­wir­ten aner­ken­nen, die acker­wild­kraut-freund­lich wirt­schaf­ten und damit die Viel­falt auf dem Acker för­dern. Damit ein­her­ge­hen muss, dass der Bei­trag von Land­wir­tin­nen und Land­wir­ten zum Schutz der Kul­tur­land­schaft und ihrer bio­lo­gi­schen Viel­falt auch ange­mes­sen finan­zi­ell hono­riert wird. Dane­ben soll der Wett­be­werb das Inter­es­se der Öffent­lich­keit auf die beson­ders bedroh­te Acker­be­gleit­flo­ra len­ken, die nicht nur vie­le Nah­rungs­quel­len für wich­ti­ge Bestäu­ber und ande­re Tier­ar­ten lie­fert, son­dern durch die Schön­heit bun­ter Äcker auch einen hohen Erho­lungs­wert für den Men­schen bie­tet. Land­wir­tin­nen und Land­wir­te kön­nen das gesam­te Agrar­öko­sy­stem för­dern, indem sie zum Bei­spiel auf Pflan­zen­schutz­mit­tel ver­zich­ten oder ihre Äcker mit gerin­ge­rer Saats­tär­ke bewirtschaften.

Um aller­dings auf Pflan­zen­schutz­mit­tel ver­zich­ten oder wei­te Saat­rei­hen anle­gen zu kön­nen, muss den Land­be­wirt­schaf­ten­den für den Ertrags­ver­zicht und ihre zusätz­li­che Arbeit ein finan­zi­el­ler Aus­gleich gebo­ten wer­den. Das geeig­ne­te För­der­mit­tel dazu ist das baye­ri­sche Ver­trags­na­tur­schutz­pro­gramm (VNP). Land­wir­te, die Flä­chen mit einer arten­rei­chen Acker­wild­kraut­flo­ra bewirt­schaf­ten und Inter­es­se an der Teil­nah­me am VNP haben, kön­nen sich an die Unte­re Natur­schutz­be­hör­de ihres Land­rats­am­tes wenden.

Geför­dert vom Baye­ri­schen Natur­schutz­fonds aus Mit­teln der Glücks­Spi­ra­le, der Regie­rung von Ober­fran­ken aus Mit­teln des Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­ums für Umwelt und Ver­brau­cher­schutz und dem Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und Forsten

Anla­ge

Die Teil­neh­mer des Wett­be­werbs und die Ackerwildkräuter

Von den 27 land­wirt­schaft­li­chen Betrie­ben stam­men fünf aus dem Land­kreis Bam­berg, jeweils vier aus den Land­krei­sen Bay­reuth, Hof, Kro­nach und Lich­ten­fels, sowie je zwei aus den Land­krei­sen Forch­heim und Wun­sie­del und je einer aus den Land­krei­sen Coburg und Kulmbach.

Die Preis­trä­ger

Der erste Preis in der Kate­go­rie Öko­land­bau ging an Mar­kus Hasl­beck, Bio­land-Land­wirt aus Göt­zen­dorf im Land­kreis Forch­heim. Auf dem Win­ter­wei­zen­stand­ort wur­den nicht nur 27 Acker­wild­kräu­ter gefun­den, son­dern davon auch acht gefähr­de­te Arten: u.a. Acker­kohl, Acker-Haft­dol­de und Blau­er Gauchheil.

Den ersten Preis in der Kate­go­rie kon­ven­tio­nell wirt­schaf­ten­de Betrie­be erhielt Lothar Teuch­grä­ber, der in Bad Staf­fel­stein im Land­kreis Lich­ten­fels im Neben­er­werb wirt­schaf­tet. Auf sei­nem Tri­ti­cale-Acker konn­ten 28 ver­schie­de­ne Acker­wild­kraut­ar­ten gefun­den wer­den, dar­un­ter z.B. das gefähr­de­te Som­mer-Ado­nis­rös­chen, der Acker-Rit­ter­sporn und die Acker­rö­te. Die­ser Acker wird im Ver­trags­na­tur­schutz­pro­gramm (VNP) gefördert.

Als ersten Preis erhiel­ten die bei­den je einen Gut­schein für einen Auf­ent­halt im Bio­ho­tel im Wert von 300 €.

Die bei­den zwei­ten Prei­se, Gut­schei­ne für einen Auf­ent­halt im Bio­ho­tel im Wert von 200 €, gin­gen an Ire­ne und Otto Weiß aus Königs­feld (Öko­land­bau) und Rai­ner Molitor aus Kem­mern (kon­ven­tio­nell), bei­de Land­kreis Bam­berg. Auf dem Win­ter­rog­gen­acker von Fami­lie Weiß wur­de bei­spiels­wei­se der Acker-Hah­nen­fuß und der Acker­zahn­trost gefun­den, im Win­ter­rog­gen von Rai­ner Molitor das Acker-Filz­kraut und der Saat-Mohn.

Fünf drit­te Prei­se, Spe­zia­li­tä­ten-Kör­be aus der Regi­on, gin­gen an Chri­sti­an Schlick (Mem­mels­dorf, Lkr. Bam­berg), Alfred Hof­mann (Mit­witz, Lkr. Kro­nach), Mari­an­ne Ott (Helm­b­rechts, Lkr. Hof), Alex­an­der Brück­ner (Mark­tro­dach, Lkr. Kro­nach) und Sil­ke und Marc Michel (Röden­tal, Lkr. Coburg).

Alle übri­gen Preis­trä­ger erhiel­ten eben­falls Spe­zia­li­tä­ten aus der Regi­on, sowie wie alle Teil­neh­men­den eine Arten­li­ste ihres Ackers.

Wei­ter­füh­ren­de Informationen:

Bro­schü­re „Acker­wild­kräu­ter för­dern – Infos und Tipps für die land­wirt­schaft­li­che Pra­xis“: Beleuch­tet wer­den dort u.a. die Ent­ste­hung der Acker­wild­kraut­flo­ra und ihre wich­ti­ge öko­lo­gi­sche Funk­ti­on. Die Bro­schü­re bie­tet auch Tipps, die Land­wir­ten Mut machen sol­len, auf einer klei­nen Flä­che ein­fach mal zu schau­en, was wächst, wenn „nicht gespritzt wird“. Auf der Web­sei­te des BN, sie­he unten

Infos zu Acker­wild­kraut­pro­jek­ten bei: