Erlan­gen: Hoch­schul­grup­pen distan­zie­ren sich von Äuße­run­gen des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Ste­fan Müller

Symbolbild Bildung

Pres­se­mit­tei­lung

Wir, die Hoch­schul­grup­pen GHG, Kli­ma­li­ste, Die LISTE, SDS, Jusos und LHG, die einen Groß­teil der Stu­die­ren­den der FAU reprä­sen­tie­ren, wol­len uns hier­mit klar von den Äuße­run­gen von Ste­fan Mül­ler (MdB und Kura­to­ri­ums-Mit­glied der FAU) distanzieren.

Wir ver­ur­tei­len Hr. Mül­lers Ver­harm­lo­sung rech­ter Gewalt, des Aus­ma­ßes rechts­extre­mer Struk­tu­ren in Orga­ni­sa­tio­nen und der öffent­li­chen Dar­stel­lung rechts­ra­di­ka­len Gedan­ken­gu­tes aufs Schärf­ste. Damit bezeich­nen wir Hr. Mül­ler nicht als Rechts­ra­di­ka­len und schwin­gen nicht, wie von Maxi­mi­li­an Stop­fer in der Pres­se­mit­tei­lung der JU bemän­gelt, die „Nazi-Keu­le“. Andre­as Hierl von Die LISTE äußert dazu: „Wir ver­ur­tei­len poli­tisch rech­te Äuße­run­gen eines Poli­ti­kers. Die Mit­glied­schaft in der CSU kann und darf nicht als unan­fecht­ba­res Sie­gel für „Poli­tik der Mit­te“ ste­hen, die extre­me Mit­te bean­sprucht schließ­lich schon Die PAR­TEI.“ Hr. Mül­ler beweist durch vie­le sei­ner Twit­ter-Äuße­run­gen ganz klar, dass er es zu sei­ner Auf­ga­be in der CSU gemacht hat, den „rech­ten Rand“ zu sichern. Eine For­de­rung, die in der Ver­gan­gen­heit auch von Ex-Mini­ster­prä­si­den­ten Hr. See­ho­fer geäu­ßert wurde.

„Wir begrü­ßen, dass er dabei die untrag­ba­ren Äuße­run­gen und Posi­tio­nen der AfD ver­ur­teilt, auch wenn er sich teil­wei­se des Sprach­jar­gon eben­die­ser Par­tei bedient. Dass er aber gleich­zei­tig allen Par­tei­en links der CSU abspricht, Teil der bür­ger­li­chen Mit­te zu sein und ihre lin­ke Posi­ti­on als gefähr­lich beti­telt, hal­ten wir für unan­ge­mes­sen.“, so Aydan Eda Şimşek von der Juso Hochschulgruppe.

Pau­lus Guter von der Kli­ma­li­ste fügt hin­zu: „Wir sehen die neu­er­li­che Äuße­rung, in der er Per­so­nen aus einer Demon­stra­ti­on mit rechts­extre­men, wis­sen­schafts­feind­li­chen und ver­schwö­rungs­my­thi­schen Posi­tio­nen, mit Aktivist*innen, die eine bes­se­re, auf Wis­sen­schaft basier­te, Kli­ma­po­li­tik for­dern, gleich­ge­setzt hat, als brand­ge­fähr­lich an. Men­schen, die von der bestehen­den Regie­rung eine bes­se­re Kli­ma­po­li­tik for­dern sind weder gleich wie, noch gleich­zu­set­zen mit, Men­schen, die die Regie­rung und die frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung abschaf­fen und erset­zen wol­len.“ Simon Gritz­mann von der Libe­ra­len Hoch­schul­grup­pe führt über­dies an: „Mei­nungs­frei­heit ist ein hohes Gut der Demo­kra­tie. Aller­dings kann es nicht sein, dass berech­tig­te Kri­tik an Herrn Mül­lers Äuße­run­gen als links und gefähr­lich, man sie­he hier­zu die Aus­sa­ge von Herrn Stop­fer, bezeich­net wird, um sie damit zu übergehen.“

„Die FAU ist ein demo­kra­ti­scher, plu­ra­li­sti­scher Lern‑, Lehr- und For­schungs­ort. An der FAU leben wir nach den Maxi­men von Dia­log und Dis­kurs. Dabei hal­ten wir unter­schied­li­che Mei­nun­gen und unter­schied­li­che Posi­tio­nen im poli­ti­schen Spek­trum aus, for­dern und för­dern sie und hören zu. Was wir nicht aus­hal­ten wol­len, kön­nen und dür­fen, ist die Ver­harm­lo­sung von Gewalt, ver­fas­sungs­feind­li­chem Han­deln und dis­kri­mi­nie­ren­de, ver­all­ge­mei­nern­de – und schlicht­weg fal­sche – Äuße­run­gen.“, so Doris Hoff­mann von der Grü­nen Hochschulgruppe.

„Hr. Mül­ler ver­harm­lost in sei­nen Tweets rech­te Gewalt­be­rei­te und ‑täti­ge als ‚Chao­ten‘“, so Gizem Fes­li von der Hoch­ul­grup­pe Die Linke.SDS. Wei­ter beklagt sie: „Er ent­schul­digt ver­fas­sungs­feind­li­ches Han­deln am rech­ten Ende des Spek­trums und beschul­digt ver­fas­sungs­kon­for­me Äuße­run­gen von lin­ker Sei­te zu Unrecht. Er dis­kri­mi­niert poli­ti­sche Grup­pie­run­gen links der CSU und baga­tel­li­siert rech­ten Pro­test zum Han­deln von ‚Chao­ten‘, wäh­rend fried­li­cher Pro­test aus dem lin­ken Spek­trum als Pro­test ‚wir­rer Mili­tan­ter‘ beti­telt wird.“ Auch sein Tweet von Ende Juli „(Bun­des­wehr und Poli­zei) sol­len von links sturm­reif geschos­sen wer­den“, weil von vie­len Tei­len der Bevöl­ke­rung eine Ras­sis­mus-Stu­die gefor­dert wur­de, zeigt eine sehr ver­zerr­te Per­spek­ti­ve. All die­se Aus­sa­gen sind nicht nur bewie­sen unwahr, son­dern stel­len eine Gefahr für unse­re Demo­kra­tie dar. Die „Wehr­haf­tig­keit“ der Demo­kra­tie, die grund­ge­setz­lich ver­an­kert ist, darf nicht miss­braucht wer­den, um Feind*innen der Demo­kra­tie, hier in Form des rechts­extre­men Spek­trums, zu schützen.

Es gilt zu berück­sich­ti­gen, dass bei der ver­gan­ge­nen Hoch­schul­wahl im Juli die­sen Jah­res der RCDS nur 17,2% der Stim­men erhielt. Die unter­zeich­nen­den Hoch­schul­grup­pen erhiel­ten bei die­ser Wahl zusam­men 58,4% der Stim­men und reprä­sen­tie­ren damit die Mehr­heit der Stu­die­ren­den. Zudem unter­zeich­ne­ten den offe­nen Brief auch zahl­rei­che Mit­glie­der der eben­falls zur Wahl ange­tre­te­nen FSI­en-Liste, wel­che 24,4% der Stim­men erhielt. Wir reprä­sen­tie­ren damit kei­nes­falls „eini­ge weni­ge Kom­mi­li­to­nen“ oder „lin­ke Grup­pie­run­gen“, wie der RCDS uns bezeichnet.

Als Mit­glie­der der FAU distan­zie­ren wir uns von den Äuße­run­gen unse­res Kura­to­ri­um-Mit­glieds, Ste­fan Mül­ler und stel­len klar: Das ist nicht unse­re Mei­nung und wir hal­ten die­sen Ton und die­se Äuße­run­gen für unan­ge­mes­sen und gefähr­lich! Prä­si­dent Horn­eg­ger hat uns zurecht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass wir Mei­nun­gen, die den unse­ren nicht ent­spre­chen trotz­dem zulas­sen müs­sen. Aber wir dür­fen und müs­sen dar­über spre­chen, von wel­chen Mei­nun­gen wir uns reprä­sen­tie­ren las­sen wol­len. Des­halb for­dern wir eine kri­ti­sche Prü­fung über den Ver­bleib von Hr. Mül­ler im Kura­to­ri­um der FAU, und zwei­feln an, dass sei­ne Rol­le als Inter­es­sens­ver­tre­ter im Ein­klang mit dem Leit­bild der Uni­ver­si­tät steht. Eine Posi­ti­on der gesam­ten Stu­die­ren­den­ver­tre­tung hier­zu ist im Gespräch.