Sonn­tags­ge­dan­ken: Vom Sinn des Lei­dens oder Mut­ters brau­ner Rock

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Als Gast­wirt muss­te mein Großv­ar­ter in der Nazi­zeit zu bestimm­ten Anläs­sen eine Haken­kreuz­fah­ne an sei­nem Wirts­haus auf­zie­hen. Nach Kriegs­en­de näh­te mei­ne Groß­mutter ihrer Toch­ter aus der Hit­ler­fah­ne einen brau­nen Rock, den sie lan­ge und gern trug. So hat­te der schreck­li­che Faschis­mus doch noch etwas Positives.

Reli­giö­se Men­schen dis­ku­tie­ren und spe­ku­lie­ren seit Jahr­tau­sen­den, ob mensch­li­ches Leid von Gott kom­me. So hät­te das Unfass­li­che, das Nie­der­schmet­tern­de doch noch irgend­ei­nen Sinn und wäre leich­ter hin­zu­neh­men. Oft deu­tet man das Gesche­hen als Stra­fe Got­tes oder zumin­dest als Prü­fung. Dadurch ver­dü­stert sich aber bei vie­len das Got­tes­bild, ja in einem Buch las ich, Gott sei in Wahr­heit ein klei­ner böser Jun­ge, der nichts ande­res zu tun habe, als den gan­zen Tag die Leu­te zu ärgern.

Dass Gott all­mäch­tig ist, bedeu­tet jeden­falls nicht, dass er für alles die Ver­ant­wor­tung trägt. Gott hat uns Men­schen anders als die Tie­re frei geschaf­fen, frei zum Guten, aber auch zum Bösen.

Das Johan­nes­evan­ge­li­um erzält uns eine span­nen­de Geschich­te: Jesus und sei­ne Jün­ger tref­fen einen von Geburt an Blin­den. Die Jün­ger fra­gen, wer an sei­nem Unglück Schuld sei: Er selbst, was ja bei logi­scher Betrach­tung gar nicht mög­lich ist, oder sei­ne Eltern. Jesus aber lehnt die gan­ze Fra­ge ab und erklärt, der Mann sei krank, damit Got­tes Herr­lich­keit an ihm offen­bar wer­de, und dann heilt er ihn. Wir sol­len also über den Sinn des Lei­dens nicht grü­beln und spe­ku­lie­ren, son­dern Not­lei­den­den hel­fen, damit sie durch uns Got­tes Lie­be spü­ren. Jede Kran­ken­hei­lung, jedes tröst­li­che Wort an einen Ver­zwei­fel­ten, jeder Ver­such, Kon­flik­te zu lösen, sind eine pro­phe­ti­sche Tat, ein Hin­weis dar­auf, dass Got­tes neue Welt kommt, wo das Schwe­re und Dunk­le nicht mehr sein werden.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind