HWK für Ober­fran­ken zum Aus­bil­dungs­start im Hand­werk am 1. Sep­tem­ber 2020

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Vom „lear­ning by doing“ zum Gesellenbrief

Josef Wirtz beginnt mit 42 Jah­ren eine Zim­me­rer-Leh­re – Aus­bil­dungs­start im Hand­werk: Coro­na-Rück­set­zer wie­der etwas aufgeholt

Zusammen mit Ausbildungsmeister Bernd Vogel blickte Josef Wirtz (rechts) in die Lehrwerkstätten der Handwerkskammer für Oberfranken, um zu sehen, was ihn am ersten Ausbildungstag erwartet. Foto: HWK für Oberfranken

Zusam­men mit Aus­bil­dungs­mei­ster Bernd Vogel blick­te Josef Wirtz (rechts) in die Lehr­werk­stät­ten der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken, um zu sehen, was ihn am ersten Aus­bil­dungs­tag erwar­tet. Foto: HWK für Oberfranken

„Im Hand­werk zählt nicht, wo man her­kommt, son­dern wo man hin will“, die­ser Slo­gan aus der Image­kam­pa­gne des Deut­schen Hand­werks gilt mehr denn je, und das unab­hän­gig von Her­kunft, Schul­bil­dung oder eben auch dem Alter. Ein gutes Bei­spiel dafür ist Josef Wirtz, ein gebür­ti­ger Ober­bay­er. Mit 42 Jah­ren beginnt er am 1. Sep­tem­ber sei­ne Hand­werks­leh­re als Zim­me­rer in der Zim­me­rei Stock in Pre­bitz und ist damit der älte­ste Berufs­star­ter im ober­frän­ki­schen Hand­werk. Mit bis­her 1655 abge­schlos­se­nen Aus­bil­dungs­ver­trä­gen star­tet das Hand­werk in Ober­fran­ken in das neue Aus­bil­dungs­jahr. Damit liegt man zwar noch 12,76% hin­ter den Zah­len des Vor­jah­res, hat aber den durch Coro­na beding­ten Rück­set­zer zur Mit­te des Jah­res etwas auf­ho­len können.

Ein unbe­schrie­be­nes Blatt in Sachen hand­werk­li­che Arbeit ist Josef Wirtz frei­lich nicht. Schon als Kind nahm ihn sein Vater, der Bau­sta­ti­ker war, auf vie­le Bau­stel­len mit. Schon damals hat er Feu­er für das Hand­werk gefan­gen. Nach einer Leh­re zum Bau­zeich­ner und einem ange­fan­ge­nen, aber abge­bro­che­nen, Stu­di­um im Bau­in­ge­nieur­we­sen arbei­te­te er schon häu­fig in Zim­me­rei­en mit. Jetzt möch­te er mit einem Gesel­len­brief, wie er selbst sagt, sein Tätig­keit qua­si „lega­li­sie­ren“.

„Mich zog es immer mehr weg vom Schreib­tisch, ran an eine hand­werk­li­che Tätig­keit“, schil­dert der gebür­ti­ge Für­sten­feld­brucker sei­nen Lebens­weg. Vor allem das Arbei­ten mit Holz hat ihn schon immer beson­ders gefal­len. Und so ver­dien­te er sein Geld bei unter­schied­li­chen Zim­me­rei-Betrie­ben, die letz­ten zwölf Jah­re in Öster­reich. „Die­se hand­werk­li­che Tätig­keit hat mich schon immer begei­stert, weil man am Abend mit Stolz auf das blicken kann, was man geschafft hat“, gesteht der 42-jäh­ri­ge. Was ihm in die­ser Zeit fehl­te? Der offi­zi­el­le Nach­weis sei­ner Fähig­kei­ten. Den will er jetzt mit dem ange­streb­ten Gesell­brief als Zim­me­rer nach­ho­len. „Mei­ne Kennt­nis­se habe ich mir bis­her im ‚lear­ning by doing‘ erar­bei­tet, nun möch­te ich mir die nöti­gen fach­li­chen und prak­ti­schen Fähig­kei­ten im Rah­men der Leh­re aneig­nen“, schil­dert Josef Wirtz sei­ne Zie­le. Sich selbst bezeich­net er weder als Ein- noch als Aus­stei­ger: „Ich bin viel­mehr ein Prak­ti­ker mit theo­re­ti­schem Hintergrund“.

Und wie soll es für ihn wei­ter­ge­hen? „Jetzt sehe ich erst­mal, wie leicht mir das Ler­nen noch fällt. Wenn es mit dem Gesel­len­brief klappt, könn­te ich mir schon vor­stel­len, dass ich danach auch noch mei­nen Mei­ster mache“, blickt Wirtz vor­sich­tig in die Zukunft. Jetzt freut er sich erst ein­mal auf die Aus­bil­dung, die für ihn am 1. Sep­tem­ber mit dem ersten Unter­richt in den Lehr­werk­stät­ten der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken beginnt.

In sei­nem zukünf­ti­gen Aus­bil­dungs­be­trieb, der Zim­me­rei Stock GmbH, wird er jeden­falls mit offe­nen Armen emp­fan­gen. „Wir haben sowie­so einen Aus­zu­bil­den­den gesucht. Da habe ich mich über die Bewer­bung von Josef Wirtz natür­lich gefreut, auch wenn sein bis­he­ri­ges Arbeits­le­ben etwas unge­wöhn­lich ist“, gesteht Betriebs­in­ha­ber Chri­sti­an Stock. „Vie­le wäh­len in die­sem Alter den genau umge­kehr­ten Weg und schu­len vom Zim­me­rer zum Bau­zeich­ner um“.

Eck­da­ten zum Start des Aus­bil­dungs­jahrs im ober­frän­ki­schen Handwerk

Am 1. Sep­tem­ber star­tet das Hand­werk in ein neu­es Aus­bil­dungs­jahr und damit wer­den vie­le Jugend­li­che den Grund­stein für eine erfolg­rei­che Kar­rie­re im Hand­werk legen. Zum Stich­tag 28. August hat die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken 1655 Aus­bil­dungs­ver­trä­ge regi­striert. Das ist im Ver­gleich zum August des Vor­jah­res ein Minus von 12,76 %. Im Juni 2020 lag man noch 17 % hin­ter dem Vor­jah­res­wert zurück.

„Wir sind aber schon froh dar­über, dass es nicht noch schlim­mer gekom­men ist“, so HWK-Geschäfts­füh­rer Dr. Bernd Sau­er, „denn Coro­na hat auch in den Hand­werks­be­trie­ben eini­ges durch­ein­an­der gebracht“. Durch den Weg­fall von Aus­bil­dungs­mes­sen, direk­ten Kon­tak­ten in den Schu­len und per­sön­li­chen Gesprä­chen mit den HWK-Aus­bil­dungs­be­ra­tern habe sich das Matching von Betrie­ben und Aus­zu­bil­den­den enorm erschwert und zeit­lich nach hin­ten verschoben.

„Den­noch sind wir zuver­sicht­lich, dass wir bis zum Ende des Jah­res noch etwas auf­ho­len kön­nen“, so Sau­er wei­ter. „Die Bot­schaft für Jugend­li­che und ihre Eltern lau­tet: Das Hand­werk bil­det wei­ter aus! Auch in die­sem Kri­sen­jahr hat sich gezeigt, dass das Hand­werk Aus­bil­dungs­plät­ze erhält und neue schafft.“
Denn: Der Bedarf an qua­li­fi­zier­ten Fach­kräf­ten ist im Hand­werk nach wie vor sehr hoch, vor allem in den tech­nisch ori­en­tier­ten Beru­fen und in den Lebens­mit­tel­hand­wer­ken. Dies bedeu­tet aber auch gleich­zei­tig, dass Jugend­li­che, die sich für eine Aus­bil­dung im Hand­werk inter­es­sie­ren, beste Chan­cen auf einen siche­ren Arbeits­platz mit sehr guten Ent­wick­lungs- und Auf­stiegs­chan­cen haben.

Wer noch unschlüs­sig ist, wel­chen Beruf er ergrei­fen möch­te, soll­te einen Blick in die Lehr­stel­len­bör­se auf der Web­site der HWK für Ober­fran­ken wer­fen (www.hwk-oberfranken.de/lehrstellenbörse). Sie gibt einen schnel­len Über­blick, wo in Ober­fran­ken noch Aus­bil­dungs­stel­len unbe­setzt sind und wel­che Beru­fe dabei zur Aus­wahl ste­hen. Hier sind aktu­ell 466 offe­ne Lehr­stel­len ent­hal­ten. Ger­ne unter­stüt­zen auch die Aus­bil­dungs­be­ra­ter der Hand­werks­kam­mer die Suche nach dem Traum­job im Handwerk.

Und auch wenn der 1. Sep­tem­ber als offi­zi­el­ler Start für das Aus­bil­dungs­jahr gilt, haben Jugend­li­che auch dar­über hin­aus noch die Chan­ce auf einen Aus­bil­dungs­platz. Ein Aus­bil­dungs­ver­hält­nis kann im Prin­zip an jedem Tag des Jah­res begon­nen wer­den. Auch wenn man zum Bei­spiel erst im Novem­ber sei­ne Lehr­stel­le gefun­den hat, bedeu­tet dies nicht gleich­zei­tig, dass man des­we­gen ein gan­zes Jahr verliert.

Meist­ge­wähl­te Ausbildungsberufe

Top 3 Aus­bil­dungs­be­ru­fe bei Männern

  1. Kfz-Mecha­tro­ni­ker
  2. Anla­gen­me­cha­ni­ker für Sanitär‑, Hei­zungs- und Klimatechnik
  3. Elek­tro­ni­ker

Top 3 Aus­bil­dungs­be­ru­fe bei Frauen:

  1. Fri­seu­rin
  2. Kauf­frau für Büromanagement
  3. Fach­ver­käu­fe­rin im Lebensmittelhandwerk

Offe­ne Lehr­stel­len (Online-Lehr­stel­len­bör­se der HWK, Stand 28.08.2020)

466 offe­ne Lehr­stel­len und 50 Praktika

  1. Kfz-Mecha­tro­ni­ker/in (63 offe­ne Stellen)
  2. Elek­tro­ni­ker (44 offe­ne Stellen)
  3. Fachverkäufer/​in im Lebens­mit­tel­hand­werk (33)
  4. Feinwerkmechaniker/​in (29 offe­ne Stellen)
  5. Anlagenmechaniker/​in für Sanitär‑, Hei­zungs- und Kli­ma­tech­nik (28 offene
    Stellen)

Aus­bil­den­de Betriebe

2.215 Aus­bil­dungs­be­trie­be, davon

  • 1.898 Betrie­be in der Anla­ge A (Gewer­ke mit Meisterpflicht)
  • 135 Betrie­be in der Anla­ge B1
  • 17 Betrie­be in der Anla­ge B2
  • 165 übri­ge