IHK-Pres­se­mit­tei­lung: Bahn­ver­kehr – wird Ober­fran­ken abgehängt?

IHK: Chan­cen auf Ver­bes­se­rung der Fern­ver­kehrs­ver­bin­dun­gen wer­den vertan

Kür­ze­re Rei­se­zei­ten für die Fahr­gä­ste und bedarfs­ge­rech­te Kapa­zi­tä­ten für den wach­sen­den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr sind die Leit­zie­le der Aus­bau­stra­te­gie für das deut­sche Schie­nen­netz. Ober­frän­ki­sche Hoff­nun­gen, von die­sem Aus­bau zu pro­fi­tie­ren, haben sich aktu­ell zer­schla­gen, wie die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth kritisiert.

Ende Juni hat Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ster Andre­as Scheu­er die Pla­nun­gen zum Deutsch­land­takt 2030 vor­ge­stellt. Mit dem Deutsch­land­takt könn­te in den kom­men­den Jah­ren ein neu­es Fahr­plan­zeit­al­ter im Schie­nen­fern­ver­kehr und Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ein­ge­läu­tet wer­den mit zuver­läs­si­gen schnel­len Ver­bin­dun­gen und attrak­ti­ven Reisezeiten.

Schie­nen­ver­bin­dun­gen in Ober­fran­ken aus dem Takt geraten

Sonja Weigand, Gabriele Hohenner. Foto: IHK

Son­ja Weig­and, Gabrie­le Hohen­ner. Foto: IHK

„Lei­der sind wir seit ein paar Tagen in eini­gen Tei­len Ober­fran­kens und Sach­sens von einer sol­chen Rea­li­tät wie­der ein Stück wei­ter ent­fernt“, so Son­ja Weig­and, Prä­si­den­tin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. „Seit über zwei Jahr­zehn­ten hat sich im Osten Ober­fran­kens die Anbin­dung an die Bun­des­haupt­stadt und an Tei­le Süd­sach­sens deut­lich verschlechtert.“

Eine adäqua­te Anbin­dung ins Fern­ver­kehrs­netz wäre durch zwei sich in Ober­fran­ken kreu­zen­de Fern­ver­kehrs­li­ni­en Nürn­berg-Hof-Dres­den sowie Mün­chen-Regens­burg-Hof-Leip­zig-Ber­lin gege­ben. Erste Ansät­ze für eine Ver­bes­se­rung der Fern­ver­kehrs­an­bin­dung waren in Sicht­wei­te, wie Gabrie­le Hohen­ner betont, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth: „Mit der in den Vor­ent­wür­fen des Deutsch­land­tak­tes geplan­ten Fern­ver­kehrs­ver­bin­dung von Nürn­berg über Markt­red­witz, Hof, Leip­zig, Des­sau und Ber­lin nach Binz auf Rügen wäre das über Jahr­zehn­te bestehen­de Defi­zit Nord­ost­ober­fran­kens im Fern­ver­kehr nach Ber­lin und in Tei­le Süd­sach­sens end­lich besei­tigt wor­den.“ In der aktu­el­len drit­ten Über­ar­bei­tung des Deutsch­land­tak­tes, geplant war ein 2‑Stun­den-Takt, ist die­se exi­sten­zi­el­le Fern­ver­kehrs­ver­bin­dung nicht mehr vorgesehen.

Die Tsche­chen machen es vor: Elek­tri­fi­zie­rung der Bahnstrecke

Das Strei­chen der Fern­ver­kehrs­li­nie steht kon­trär zu allen bis­he­ri­gen Bemü­hun­gen des Aus­baus und der geplan­ten Elek­tri­fi­zie­rung des Ost­kor­ri­dors, kri­ti­siert Weig­and. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren haben meh­re­re Wirt­schafts­kam­mern vehe­ment die Elek­tri­fi­zie­rung des Ost­kor­ri­dors sowie der Bahn­li­nie von Nürn­berg über Markt­red­witz bis hin zur tsche­chi­schen Gren­ze gefor­dert. Seit Jah­ren stocke aber auch der Aus­bau von Nürn­berg über Markt­red­witz nach Prag, so Hohen­ner: „Obwohl bereits vor 25 Jah­ren zwi­schen Deutsch­land und Tsche­chi­en eine Elek­tri­fi­zie­rung der Strecke ver­trag­lich ver­ein­bart wor­den war, geht es auf baye­ri­scher Sei­te nur schlep­pend vor­an. Die näch­sten Pla­nungs­pha­sen müs­sen des­halb ohne Unter­bre­chung nach Abschluss der Vor­pla­nun­gen fort­ge­setzt wer­den. Auf tsche­chi­scher Sei­te ist die Elek­tri­fi­zie­rung bereits 2012 erfolgt.“

Von Ober­fran­ken ohne Umstei­gen zum Frank­fur­ter Flughafen?

Der aktu­el­le Ent­wurf ent­hält einen wei­te­ren Web­feh­ler. Auch die im 2. Ent­wurf des Deutsch­land­tak­tes noch vor­ge­se­he­ne Ver­bin­dung von Bam­berg über Schwein­furt, Würz­burg bis Frank­furt Flughafen/​Wiesbaden mit einer deut­li­chen Fahr­zeit­ver­kür­zung ist nicht mehr Bestand­teil der aktu­el­len Pla­nun­gen. Die­se Linie wäre ein erster Schritt für einen Fern­ver­kehr zwi­schen Ober­fran­ken und dem Flug­ha­fen Frank­furt, wie er zuletzt im Juni 2020 von 15 Wirt­schafts­kam­mern in einer gemein­sa­men Reso­lu­ti­on gefor­dert wur­de. Doch auch die­se Pla­nung einer schnel­len Ver­bin­dung von Ober­fran­ken ins Rhein-Main-Gebiet wird aktu­ell nicht weiterverfolgt.

„Ober­fran­ken hat erheb­li­che Defi­zi­te beim Fern­ver­kehr. Mit den jüng­sten Pla­nun­gen wird der aktu­el­le Sta­tus Quo wei­ter zemen­tiert“, kri­ti­siert Weigand.