BR-Bay­ern­Trend: Zustim­mung zu Söder als mög­li­cher Kanzlerkandidat

BR-Bay­ern­Trend Juli 2020: CSU bei 49 Pro­zent – Freie Wäh­ler rut­schen auf 5 Pro­zent ab

Wenn in Bay­ern am kom­men­den Sonn­tag Land­tags­wahl wäre, käme die CSU auf 49 Pro­zent. Die Grü­nen wür­den 20 Pro­zent errei­chen, die SPD wäre mit nur noch 7 Pro­zent wei­ter ein­stel­lig, die Frei­en Wäh­ler wür­den auf 5 Pro­zent abrut­schen. Die AfD liegt bei 7 Pro­zent. Die FDP wäre genau­so wie die Lin­ke mit 3 Pro­zent nicht im Land­tag ver­tre­ten. Dies ergibt eine reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­ge des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts infra­test dimap im Auf­trag des BR-Poli­tik­ma­ga­zins Kontrovers.

Sonn­tags­fra­ge: CSU wei­ter mit abso­lu­ter Mehr­heit / SPD gleich­auf mit AfD

Bei einer Land­tags­wahl zum jet­zi­gen Zeit­punkt könn­te die CSU wei­ter­hin mit einer abso­lu­ten Mehr­heit rech­nen. Kaum ver­än­dert zum Bay­ern­Trend Ende Mai, hät­te die CSU einen Stim­men­an­teil von 49 Pro­zent in Aus­sicht (+1). Die Grü­nen könn­ten eben­falls einen Punkt zule­gen und kämen auf 20 Pro­zent. Die baye­ri­schen Sozi­al­de­mo­kra­ten müss­ten 2 Punk­te abge­ben und lägen mit 7 Pro­zent wie­der auf ihrem histo­ri­schen Tiefst­wert vom Janu­ar die­ses Jah­res. Sie lie­gen damit gleich­auf mit der AfD, die nach einem Plus von 2 Punk­ten eben­falls auf einen Stim­men­an­teil von 7 Pro­zent käme. Die Frei­en Wäh­ler ver­lie­ren merk­lich an Rück­halt (-3) und müss­ten mit aktu­ell 5 Pro­zent um den Wie­der­ein­zug in den Land­tag ban­gen. Allen ande­ren Par­tei­en blie­be der Ein­zug laut der Umfra­ge momen­tan ver­wehrt, dar­un­ter Lin­ke und FDP mit jeweils unver­än­dert 3 Pro­zent Wähleranteil.

Die Sonn­tags­fra­ge misst aktu­el­le Wahl­nei­gun­gen und nicht tat­säch­li­ches Wahl­ver­hal­ten. Sie ermit­telt einen Zwi­schen­stand im Mei­nungs­bil­dungs­pro­zess der Wahl­be­völ­ke­rung, der erst am Wahl­sonn­tag abge­schlos­sen ist. Rück­schlüs­se auf den spä­te­ren Wahl­aus­gang sind damit nur bedingt mög­lich. Zum einen legen sich immer mehr Wäh­ler kurz­fri­stig vor einer Wahl fest, zum ande­ren hat die Bedeu­tung der letz­ten Wahl­kampf­pha­se mit der geziel­ten Anspra­che von unent­schlos­se­nen und tak­ti­schen Wäh­lern durch die Par­tei­en zugenommen.

K‑Frage 2021: Söder liegt mit gro­ßem Abstand vorn

Wer die CDU/CSU zur Bun­des­tags­wahl 2021 in den Wahl­kampf füh­ren wird, ist bis­lang offen. Im Zuge des Bund-Län­der Coro­na-Kri­sen­ma­nage­ments ist das Anse­hen von Mar­kus Söder bun­des­weit gestie­gen. Das hat dazu geführt, dass er auch als Kanz­ler­kan­di­dat der Uni­on gehan­delt wird. Die Teil­nah­me von Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel an der Sit­zung des baye­ri­schen Kabi­netts auf Schloss Her­ren­chiem­see am 14. Juli hat die­se Dis­kus­si­on wei­ter angefacht.

Eine gro­ße Mehr­heit der Wahl­be­rech­tig­ten in Bay­ern (77 Pro­zent) ist der Mei­nung, dass der Mini­ster­prä­si­dent und CSU-Chef ein guter Uni­ons-Kanz­ler­kan­di­dat wäre. Söder über­zeugt damit weit mehr Men­schen im Frei­staat als die drei CDU-Kan­di­da­ten aus Nord­rhein-West­fa­len, Fried­rich Merz (27 Pro­zent), Nor­bert Rött­gen (19 Pro­zent) und Armin Laschet (11 Prozent).

Die Bay­ern wol­len Söder mehr­heit­lich als Mini­ster­prä­si­den­ten behalten 

Dass die Bay­ern Söder mit Abstand als den am besten geeig­ne­ten Uni­ons-Kanz­ler­kan­di­da­ten anse­hen, bedeu­tet jedoch nicht, dass sie sich wün­schen, dass er die­se bun­des­po­li­ti­sche Auf­ga­be auch wahr­nimmt. Eine Mehr­heit im Frei­staat (56 Pro­zent) wür­de es vor­zie­hen, wenn Söder das Amt des baye­ri­schen Mini­ster­prä­si­den­ten wei­ter aus­üben wür­de. Ein Drit­tel (34 Pro­zent) dage­gen wünscht, dass sich Söder für das Kanz­ler­amt bewirbt. Er wäre der drit­te CSU-Chef nach Franz-Josef Strauß (1980) und Edmund Stoi­ber (2002), der die­sen Ver­such unternimmt.

Wei­ter­hin gute Noten für das all­ge­mei­ne Kri­sen­ma­nage­ment der Staatsregierung

Das Coro­na-Kri­sen­ma­nage­ment der Staats­re­gie­rung genießt unver­än­dert gro­ße Akzep­tanz bei der Bevöl­ke­rung im Frei­staat. Wie beim letz­ten BR-Bay­ern­Trend Ende Mai sind etwa neun von zehn Wahl­be­rech­tig­ten in Bay­ern (87 Pro­zent) sehr zufrie­den (42 Pro­zent) oder zufrie­den (45 Pro­zent) mit dem Han­deln der Staats­re­gie­rung im All­ge­mei­nen. Kri­tik üben 13 Pro­zent. Der Zuspruch reicht nach wie vor weit in das Lager der Oppo­si­ti­on. Selbst von den AfD-Anhän­gern äußert sich im Frei­staat die Hälf­te (50 Pro­zent) anerkennend.

Hilfs­pro­gram­me: Defi­zi­te vor allem bei Kunst- und Kulturbetrieben

Die Poli­tik hat zur Bekämp­fung der Fol­gen der Coro­na-Pan­de­mie umfang­rei­che Hilfs­pro­gram­me auf­ge­legt und wei­te­re Unter­stüt­zung in Aus­sicht gestellt. Für die ver­schie­de­nen gesell­schaft­li­chen Berei­che wird die­se Unter­stüt­zung dif­fe­ren­ziert bewer­tet, und die Wer­te fal­len nied­ri­ger aus als bei der Zufrie­den­heit mit dem all­ge­mei­nen Kri­sen­ma­nage­ment. Einer­seits geht eine Mehr­heit der Bür­ger für vie­le Berei­che davon aus, dass sich die baye­ri­sche Poli­tik ange­mes­sen um deren Belan­ge geküm­mert hat, zum Bei­spiel um Rei­se- und Tou­ris­mus­an­bie­ter (57 Pro­zent), Kran­ken­häu­ser und Pfle­ge­hei­me (57 Pro­zent), Kin­der­gär­ten und Schu­len (53 Pro­zent) sowie die Gastro­no­mie (52 Prozent).

Ande­rer­seits benen­nen die Wahl­be­rech­tig­ten auch kla­re Defi­zi­te im Frei­staat. Den größ­ten Nach­hol­be­darf sehen die Bür­ger dabei im Kul­tur­be­reich. Hier sind gut die Hälf­te (55 Pro­zent) der Ansicht, die Poli­tik habe sich zu wenig um die Belan­ge der Kunst- und Kul­tur­be­trie­be geküm­mert. Jeweils etwa vier von zehn der Befrag­ten plä­die­ren für mehr poli­ti­sche Unter­stüt­zung in den Berei­chen Gastro­no­mie (41 Pro­zent), Kin­der­gär­ten und Schu­len sowie für Kran­ken­häu­ser und Pfle­ge­hei­me (je 37 Prozent).

Kaum ein Defi­zit (11 Pro­zent) sehen die Bür­ger bei der Unter­stüt­zung der baye­ri­schen Auto­mo­bil­bran­che. Auf­fäl­lig ist hier, dass gut ein Drit­tel (34 Pro­zent) meint, dass die­se Bran­che zu viel Unter­stüt­zung von der Poli­tik erhal­ten hat.

Mehr­heit zufrie­den mit Situa­ti­on an den Schu­len, aber Sor­gen um künf­ti­ge Ent­wick­lung von Kin­dern und Jugendlichen

Die Coro­na-Pan­de­mie hat die Schu­len vor beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen gestellt. Die Bilanz der baye­ri­schen Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler fällt jedoch über­wie­gend posi­tiv aus: Eine Mehr­heit von 57 Pro­zent ist zufrie­den mit den Rege­lun­gen, die die Schu­len vor Ort zur Bewäl­ti­gung der Situa­ti­on getrof­fen haben, 29 Pro­zent sind dage­gen unzufrieden.

Bei den Eltern schul­pflich­ti­ger Kin­der sind die Mei­nun­gen jedoch eher geteilt. Die Hälf­te (53 Pro­zent) kommt zu einem posi­ti­ven Urteil, vier von zehn (44 Pro­zent) sehen dage­gen Anlass zur Kritik.

Die Bewer­tung der Situa­ti­on an den Schu­len vor Ort ist ver­bun­den mit einer gro­ßen Ver­un­si­che­rung über die mit­tel- und lang­fri­sti­gen Aus­wir­kun­gen der coro­nabe­ding­ten Ein­schrän­kun­gen schu­li­scher Ange­bo­te. Etwa zwei Drit­tel der Bay­ern (63 Pro­zent) machen sich sehr gro­ße (19 Pro­zent) oder gro­ße (44 Pro­zent) Sor­gen, dass Kin­der und Jugend­li­che dadurch in ihrer Ent­wick­lung Scha­den neh­men könnten.

Beson­ders aus­ge­prägt sind die­se Sor­gen bei Eltern mit schul­pflich­ti­gen Kin­dern im Haus­halt (71 Pro­zent), aber auch die Unter­schie­de zwi­schen Frau­en (69 Pro­zent) und Män­nern (56 Pro­zent) sind bemerkenswert.

Poli­ti­ker­be­wer­tung: Söder wei­ter­hin mit Spitzenwerten

Ähn­lich wie im Bay­ern­Trend von Ende Mai äußern sich etwa neun von zehn Wahl­be­rech­tig­ten (87 Pro­zent, ‑3) zufrie­den mit der Arbeit des baye­ri­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Mar­kus Söder. Er pro­fi­tiert von der wei­ter­hin guten Bewer­tung des all­ge­mei­nen Kri­sen­ma­nage­ments. Das Anse­hen, das er als Kri­sen­ma­na­ger im Ver­lauf der Coro­na-Pan­de­mie gewon­nen hat, wird der­zeit offen­bar nicht durch die wahr­ge­nom­me­nen Defi­zi­te in ein­zel­nen gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Berei­chen geschmälert.

Mit der Arbeit des Staats­mi­ni­sters für Unter­richt und Kul­tus von den Frei­en Wäh­lern, Micha­el Pia­zo­lo, sind 25 Pro­zent der Bevöl­ke­rung zufrie­den, 26 Pro­zent kom­men zu einem kri­ti­schen Urteil. Ange­sichts der coro­nabe­ding­ten Pro­ble­me im Schul­be­reich und der Befürch­tun­gen für die künf­ti­ge Ent­wick­lung der jun­gen Gene­ra­ti­on fällt die Bilanz des ver­ant­wort­li­chen Res­sort­chefs damit gemischt aus. Zudem hat er mit Bekannt­heits­pro­ble­men zu kämp­fen, fast die Hälf­te der Wahl­be­rech­tig­ten kann oder will sei­ne Arbeit nicht bewerten.

Mode­ra­te Sor­gen vor Ansteckung mit Corona-Virus 

In Bay­ern haben sich nach aktu­el­len Berech­nun­gen des Robert Koch-Insti­tuts bis 21. Juni ca. 50.000 Men­schen mit dem Coro­na-Virus infi­ziert, und mit über 2.600 Men­schen ent­fal­len mehr als ein Vier­tel aller Todes­fäl­le in Deutsch­land auf den Freistaat.

Die Zahl an Neu­in­fek­tio­nen hat sich seit Ende Mai auf in der Regel weni­ger als 50 Fäl­le pro Tag ein­ge­pen­delt. Die Angst vor einer Ansteckung im Frei­staat ist den­noch ähn­lich aus­ge­prägt wie im Mai: Aktu­ell haben etwa drei von zehn der Befrag­ten (27 Pro­zent, ‑2) im Frei­staat sehr gro­ße bzw. gro­ße Sor­gen, dass sie sich selbst bzw. dass sich Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge mit dem Coro­na-Virus anstecken könnten.

Pan­de­mie-Fol­gen: Sor­gen um Wirt­schaft nach wie vor groß

Ange­sichts der anhal­ten­den Pan­de­mie und ihrer Aus­wir­kun­gen auf die ver­schie­de­nen Wirt­schafts­zwei­ge hat eine deut­li­che Mehr­heit der Bay­ern wei­ter­hin beträcht­li­che wirt­schaft­li­che Sor­gen. Nach 64 Pro­zent im Mai äußern aktu­ell 60 Pro­zent gro­ße bis sehr gro­ße Sor­gen, dass sich wegen Coro­na die wirt­schaft­li­che Lage im Frei­staat ver­schlech­tern könnte.

Unver­än­dert nur jeder fünf­te baye­ri­sche Wahl­be­rech­tig­te (22 Pro­zent) ist wegen Coro­na besorgt um die per­sön­li­che wirt­schaft­li­che Situation.

Stu­di­en­in­for­ma­tio­nen

Für die Umfra­ge wur­den von Infra­test dimap im Zeit­raum von 15. bis 20. Juli 2020 1003 Wahl­be­rech­tig­te in Bay­ern tele­fo­nisch interviewt.

Stich­pro­be: Reprä­sen­ta­ti­ve Zufalls­aus­wahl. Feh­ler­to­le­ranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte.

Quel­len­an­ga­be: „BR-Bay­ern­Trend“