Bayreuther Forscherin leitet Ultrafeinstaubmessung am Flughafen München

Symbolbild Bildung

Unter Leitung von Prof. Dr. Anke C. Nölscher, Professorin für Atmosphärische Chemie an der Universität Bayreuth, wird in den kommenden drei Jahren die Ultrafeinstaubbelastung rund um den Münchner Flughafen gemessen. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) erhofft sich von dem Projekt Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung der ultrafeinen Partikel (UFP) sowie deren chemische Zusammensetzung. Diese Information kann dazu beitragen, die Wirkung von Ultrafeinstaub auf Mensch und Umwelt besser abzuschätzen.

Ziel des Projekts, das der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber heute in Massenhausen bei Freising vorgestellt hat, ist es, an zwei Standorten in der Umgebung des Münchner Flughafens während der dreijährigen Projektlaufzeit kontinuierliche stationäre Messungen ultrafeiner Partikel sowie der Luftqualität durchzuführen. Dabei wird Ultrafeinstaub – sehr kleine, ultrafeine Partikel mit einem Durchmesser unter 100 nm – in der bodennahen Luft charakterisiert. Die Messwerte werden zu Messungen im Umfeld anderer Flughäfen in Bezug gesetzt und mit den typischen Ergebnissen anderer Umgebungen wie dem Straßenverkehr verglichen. Die Resultate der standardisierten Messungen sollen auch mit Messwerten mobiler, kostengünstiger Partikelzähler verglichen werden.

„Die Untersuchung des Ultrafeinstaubs in Flughafennähe soll zuerst zeigen, welche Mengen und welche Größen an ultrafeinen Partikeln durch verschiedene Emissionsquellen in die bodennahe Luft und damit in bewohnte Gebiete gelangen“, sagt Prof. Dr. Anke Nölscher und erläutert weiter: „In einem zweiten Schritt entwickeln wir eine Methode, mit der die chemische Zusammensetzung der ultrafeinen Partikel analysiert werden kann. Diese Analyse soll dazu beitragen, die Herkunft der vermessenen Partikel zuzuordnen und die Wirkung auf Mensch und Umwelt abzuschätzen.“

Bekannt ist bisher, dass Flughäfen und Straßenverkehr Quellen für Ultrafeinstaub sein können. Es wird angenommen, dass Ultrafeinstaub ähnlich wie Feinstaub wirkt. Bisher gibt es keine spezifischen gesetzlichen Regelungen für Ultrafeinstaub, denn es existieren nur wenige vergleichbare Datensätze. Außerdem ist ungeklärt, inwieweit sich die Wirkung des Ultrafeinstaubs auf den Menschen von der des bisher gesetzlich geregelten Feinstaubs unterscheidet. Das neue Projekt wird die bisherige Datenbasis erweitern und kann zur Lösung dieser Fragen beitragen.

Prof. Dr. Anke C. Nölscher lehrt und forscht seit April 2019 an der Universität Bayreuth und dem Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER) zum Thema Atmosphärische Chemie. Die studierte Meteorologin promovierte am Max-Planck-Institut für Chemie mit Messungen zu Austauschprozessen zwischen Biosphäre und Atmosphäre. Als Post-Doc erforschte sie den brasilianischen Regenwald und den Atlantischen Ozean. In einer zweiten Post-Doc Phase entwickelte sie am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, Kalifornien, ein neues Feldmessinstrument zur Detektion von oxidierten, organischen Spurengasen. In den letzten Jahren leitete Anke Nölscher messtechnische Projekte rund um die synoptischen Bodenmessstationen des Deutschen Wetterdienstes, bis sie den Ruf zur Juniorprofessur an der Universität Bayreuth annahm. Nun erfährt der Lehrstuhl Atmosphärische Chemie unter ihrer Leitung eine Neuausrichtung mit dem Forschungsschwerpunkt auf den – natürlichen und durch den Menschen beeinflussten – Wechselwirkungen zwischen Erdoberfläche und Atmosphäre.