Tou­ri­sti­sche Erschlie­ßung der Rui­ne und des Loch­ge­fäng­nis­ses der Burg Streitberg

Symbolbild Heimatkunde

Mit­tels von Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen wird die mit Zuschüs­sen der EU-För­de­rung LEA­DER, der Ober­fran­ken­stif­tung und des Mark­tes Wie­sent­tal erfolg­te Erschlie­ßung des Loch­ge­fäng­nis­ses der Burg Streit­berg und die mit moder­nen Metho­den durch­ge­führ­te Bau­for­schung zur mit­tel­al­ter­li­chen und früh­neu­zeit­li­chen For­ti­fi­ka­ti­on der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Dabei sind sehr über­ra­schen­de Ergeb­nis­se erzielt wor­den. Für die inter­es­sier­te Bevöl­ke­rung fin­den am Sonn­tag, 26.07.2020, um 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr kosten­lo­se Füh­run­gen über die Anla­ge statt. Grund­sätz­lich gel­ten die bekann­ten Vor­schrif­ten der Hygie­ne­schutz­ver­ord­nung im Rah­men der Coro­na-Pan­de­mie: 1,5 m Sicher­heits­ab­stand, Mund­schutz wäh­rend der Besich­ti­gung des Loch­ge­fäng­nis­ses sowie beim Ein- und Aus­gang auf das Gelän­de. Die Besu­cher wer­den gebe­ten, bereits im Orts­be­reich Streit­berg zu par­ken und die Rui­ne zu Fuß anzusteuern.

Die auf einem signi­fi­kant in das Wie­sent­tal ragen­den Berg­sporn gele­ge­ne Burg­rui­ne Streit­berg, Nei­deck gegen­über posi­tio­niert, ist eine der bedeu­tend­sten mit­tel­al­ter­li­chen Wehr­an­la­gen der Frän­ki­schen Schweiz. Die viel­be­such­te Anla­ge wird sich künf­tig infor­ma­ti­ver und inter­es­san­ter anbie­ten. Dies gilt für die gesam­te Anla­ge, vor allem aber für das Loch­ge­fäng­nis, das eines der weni­gen, noch erhal­te­nen Gefäng­nis­se die­ser Art sein dürf­te und durch geeig­ne­te Maß­nah­men gesi­chert, und für Besu­cher zugäng­lich gemacht ist.

Die Burg Streit­berg blickt auf eine lan­ge wech­sel­vol­le Geschich­te zurück. Bereits vor 1120 wur­de die­se einst bedeu­ten­de Burg ent­lang einer wich­ti­gen Geleit­stra­ße in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zur Nei­deck errich­tet. Die stra­te­gisch gün­sti­ge Lage mach­te die Burg Streit­berg für vie­le Par­tei­en hoch­in­ter­es­sant. Ende des 13. Jh. ver­äu­ßer­ten Mit­glie­der der Fami­lie von Streit­berg einen Teil der Burg an die Schlüs­sel­ber­ger, die damals bedeu­tend­ste edel­freie Fami­lie der Regi­on. Im 13. Und 14. Jh. waren die Besitz­ver­hält­nis­se auf der Burg sehr kom­pli­ziert. Nicht nur die Schlüs­sel­ber­ger hiel­ten einen Teil der Burg, son­dern auch der Bischof von Würz­burg, der Bischof von Bam­berg und, nach 1507, der Mark­graf von Bran­den­burg-Kulm­bach. Seit 1356 gehör­te ein Teil der Burg dem Klo­ster Saalfeld.

Die Mark­gra­fen rich­te­ten das Amt Streit­berg ein, mit Hals­ge­richt, Frei­ung und wich­ti­gen Wirt­schafts­ge­bäu­den. Der 2. Mark­gra­fen­krieg von 1552 bis 1555 brach­te die Zer­stö­rung und den Nie­der­gang der Burg. In der Renais­sance-Zeit erfolg­te der Wie­der­auf­bau. Nach der erneu­ten Zer­stö­rung im 30jährigen Krieg durch kai­ser­li­che und Forch­hei­mer Sol­da­ten 1632 wur­de die Anla­ge zwar her­ge­rich­tet, ver­fiel danach aber zuse­hends. Nach der Ver­äu­ße­rung der Burg im Jahr 1814 in pri­va­te Hän­de dien­te sie als gün­sti­ger Steinbruch.

Das Loch­ge­fäng­nis ist dem 16. Jh. zuzu­ord­nen und infol­ge­des­sen in der frü­hen Mark­gra­fen­zeit ent­stan­den. Es hat ein Raum­vo­lu­men von etwa 80 m³ und war nur durch ein 45 cm Durch­mes­ser gro­ßes „Angst­loch“ zu errei­chen. Unmit­tel­bar am Gefäng­nis­zu­gang befin­den sich zwei gro­ße ton­nen­ge­wölb­te Räu­me, in denen das mittelalterlich/​frühneuzeitliche Gerichts­we­sen und der Straf­voll­zug auf The­men­ta­feln ein­drucks­voll prä­sen­tiert wer­den. Die nicht­be­lich­te­ten Räu­me wer­den für die Besu­cher aus­ge­leuch­tet. Der Besuch die­ser Räum­lich­kei­ten steht künf­tig allen Besu­chern unent­gelt­lich offen.

Auf der Burg­an­la­ge wur­den Infor­ma­ti­ons­ta­feln, die den Besu­cher umfang­reich infor­mie­ren, auf­ge­stellt. Zur Erfor­schung bur­gen­kund­li­cher Lücken wur­de eine Air­bor­ne-Laser­scan­ning-Beflie­gung, mit anschlie­ßen­der wis­sen­schaft­li­cher Daten­aus­wer­tung vor­ge­nom­men. Dadurch kön­nen wir 4 histo­ri­sche Pha­sen der Anla­ge bele­gen: die Grün­dungs­an­la­ge vom 11. bis in das 12. Jh. auf dem Burg­pla­teau, eine gro­ße Ganer­ben­burg mit nahe­zu heu­ti­gen Aus­ma­ßen bis zum Jahr 1507, die mark­gräf­li­che Amts­burg von 1507 bis 1810 sowie die Burg im 19. und 20. Jh.

Der Markt Wie­sent­tal und der Land­kreis Forch­heim gehen davon aus, dass die neu bear­bei­te­te Burg Streit­berg der Frän­ki­schen Schweiz ein wei­te­res kul­tur­hi­sto­ri­sches Glanz­licht aufsetzt.

Toni Eckert
Kul­tur­re­fe­rent