Blick über den Zaun: Gra­nit­spit­zen für Haus Mar­teau – Welt­neu­heit für beein­drucken­de Akustik

Granitspitzen für Haus Marteau. Foto: Nicole Fleischer
Granitspitzen für Haus Marteau. Foto: Nicole Fleischer
Granitspitzen für Haus Marteau. Foto: Nicole Fleischer

Gra­nit­spit­zen für Haus Mar­teau. Foto: Nico­le Fleischer

Sie sind bis zu 13 Meter lang und bis zu vier Meter breit, ton­nen­schwer und den­noch fili­gran wir­kend, kurz: beein­druckend in Optik und Aku­stik. Die Gra­nit­spit­zen für den neu­en Kon­zert­saal, ent­wor­fen von Archi­tekt Peter Hai­merl, sind eine Welt­neu­heit. In die­sen Wochen wer­den sie von den aus­füh­ren­den Kusser Gra­nit­wer­ken mit Schwer­last­trans­por­tern aus Aicha vorm Wald nach Lich­ten­berg gelie­fert. Hier wer­den sie an der Decke und den Wän­den des Kon­zert­saals befe­stigt, der als Anbau an Haus Mar­teau entsteht.

„Gra­nit­spit­zen sind auf die­se Wei­se noch nir­gend­wo zum Ein­satz gekom­men. Sie fächern den Raum auf und geben ihm etwas Geheim­nis­vol­les. Es ist span­nend zu sehen, wie eine künst­le­ri­sche Idee nach und nach For­men gewinnt und jetzt Tag für Tag unse­ren Kon­zert­saal impo­san­ter macht“, ist Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm beein­druckt von der Inge­nieurs- und Hand­werks­lei­stung, die hin­ter dem Pro­jekt Gra­nit­spit­zen für Haus Mar­teau steckt.

Ins­ge­samt 32 an der Decke und an den Wän­den befe­stig­te Spit­zen aus Gra­nit, bis zu sie­ben Ton­nen schwer, wir­ken als aku­sti­sche Dif­fu­so­ren. So sor­gen sie für einen opti­ma­len Klang in dem Übungs- und Kon­zert­saal der Inter­na­tio­na­len Musik­be­geg­nungs­stät­te des Bezirks, des­sen Fer­tig­stel­lung für den Win­ter erwar­tet wird.

Die bis­he­ri­gen Arbei­ten waren sehr auf­wen­dig, berich­tet Inge­nieu­rin Ste­pha­nie Schrei­ter, die zustän­di­ge Pro­jekt­lei­te­rin bei der Fir­ma Kusser. Allein die Pla­nungs­ar­bei­ten dau­er­ten ein­ein­halb Jah­re, die Fer­ti­gung im Werk noch ein­mal ein Jahr: „Die kom­ple­xen Geo­me­trien der Gra­nit­spit­zen mach­ten es not­wen­dig, die­se in einem 3D-Pro­gramm zu kon­stru­ie­ren. Für jede Gra­nit­plat­te muss­te ein ein­zel­ner, äußerst aus­führ­li­cher Plan erstellt wer­den, da an nahe­zu kei­ner Plat­te ein rech­ter Win­kel existiert.

Granitspitzen für Haus Marteau. Foto: Nicole Fleischer

Gra­nit­spit­zen für Haus Mar­teau. Foto: Nico­le Fleischer

Fer­ti­gungs­ab­wei­chun­gen beim Gra­nit und bei der Stahl­kon­struk­ti­on erzwin­gen den Zusam­men­bau der Spit­zen im Werk. Der Trans­port und die Bau­stel­len­mon­ta­ge sind äußerst anspruchs­voll.“ Natür­lich erfüllt es sie mit Stolz, an einer Welt­neu­heit mit­zu­ar­bei­ten: „Das gesam­te Team ist erleich­tert, nun die ersten Gra­nit­spit­zen mon­tiert zu sehen. Ange­fan­gen von den Inge­nieu­ren, die an der Ent­wick­lung der Mach­bar­keit der Kon­struk­ti­on mit­ge­wirkt haben, über die tech­ni­schen Pro­dukt­de­si­gner, die die Ideen von Archi­tekt Peter Hai­merl in die Rea­li­tät umge­setzt haben, bis hin zu dem gesam­ten Team aus unse­rer Fer­ti­gung und Mon­ta­ge. Es macht glück­lich, wenn man sieht, dass sich die Ener­gie und sehr zeit­auf­wen­di­ge Arbeit lohnt und am Ende ein außer­or­dent­li­ches Pro­jekt erfolg­reich abge­schlos­sen wird.“

Archi­tekt Peter Hai­merl hat die Ele­men­te als kri­stal­li­ne Gra­nit­kör­per ent­wor­fen, die im unter­ir­di­schen Kon­zert­saal eine geheim­nis­vol­le Skulp­tur mit star­ker Wir­kung bil­den. „Die­se Gra­nit­kei­le sind gleich­zei­tig räum­lich so kom­po­niert, dass sie für die Besu­che­rin­nen und Besu­cher die Büh­ne fokus­sie­ren und so den Raum zum Kul­tur­ort ver­dich­ten“, beschreibt Hai­merl sei­ne Gestal­tungs­idee, die an die Berg­bau­tra­di­ti­on im Fran­ken­wald erin­nert. „Gra­nit ist aku­stisch gut wirk­sam, weil er die rich­ti­ge Dich­te besitzt. Die­se an Kri­stal­le erin­nern­den For­men sind maß­geb­lich für die Aku­stik. Gra­nit ist außer­dem ein Mate­ri­al aus Bay­ern, das lei­der oft nur für Boden­be­lä­ge äußerst pro­fan ver­wen­det wird. Hier fin­det Gra­nit eine leich­te, neue ver­spiel­te Form.“

Der 13x13 Meter gro­ße Kon­zert­saal, der sei­nen Zugang von der Hin­ter­sei­te der Künst­ler­vil­la hat, liegt an sei­ner tief­sten Stel­le etwa 4,5 m unter­halb der Gelän­de­ober­flä­che. „Der neue Saal ori­en­tiert sich an der Ver­gan­gen­heit der Gegend als Berg­bau­are­al mit vie­len Minen zum Abbau von Kup­fer und Fluss­spat. Alex­an­der von Hum­boldt hat hier sei­ne Lehr­jah­re ver­bracht. Daher hat sich die­ses ‚In die Erde Hin­ein­ge­hen‘ auch ange­bo­ten“, erläu­tert der Archi­tekt. Hum­boldt hat­te im Auf­trag des preu­ßi­schen Königs Ende des 18. Jahr­hun­derts den Berg­bau in Fran­ken­wald und Fich­tel­ge­bir­ge erkun­det. Dabei kon­zi­pier­te er den Fried­rich-Wil­helm-Stol­len bei Lichtenberg.

„Der Vio­lin­vir­tuo­se Hen­ri Mar­teau hat 1912 durch den Bau sei­ner Vil­la am Rand von Lich­ten­berg ein bau­li­ches Juwel und eine Stät­te hoch­klas­si­ger Musik­pfle­ge geschaf­fen. Unse­re Inter­na­tio­na­le Musik­be­geg­nungs­stät­te mit ihren Mei­ster­kur­sen und dem Vio­lin­wett­be­werb führt die­se musi­ka­li­sche Tra­di­ti­on in die Zukunft. Der neue Kon­zert- und Unter­richts­saal ist dabei ein zen­tra­ler Bau­stein“, so Bezirks­hei­mat­pfle­ger Prof. Dr. Gün­ter Dippold.

Moni­ka Hopf